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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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III. Abtheilung.
zu gewißen Zeiten dem Hausgeräthe und besonders
den Kleidern gefährlich werden konnte, so mußte
man sie dennoch zuweilen an der Kette halten.
Wenn man sie sodann nach einigen Tagen wieder
losließ, da hätte man sehen sollen, wie sie in dem
Hause herumlief, und die Freude über ihre wie-
dererlangte Freyheit jederman mit lautem Jauchzen
verkündigte. Sie verdoppelte sogar ihr Geschrey,
wenn man sie in einem kläglichen Tone über ihr
ausgestandenes hartes Gefängniß bedauerte.

§. 33.

Wenn ich auch nicht durch diese eigene Erfah-
rung die volle Ueberzeugung hätte, daß die Affen
auch ihre Stimme haben, so sähe ich dennoch nicht
ein, warum die Säcke den Affen an der Hervor-
bringung einer Stimme hindern sollten, da er mit
allen übrigen Werkzeugen dazu versehen ist. Viel-
mehr glaube ich, daß er viel besser sprechen würde
als der Papagay, wenn er eben so geneigt, wie
dieser wäre alle Töne nachzuahmen. Wenn der
Frosch quacken will, so bläßt er, wie ich es oft

gesehen

III. Abtheilung.
zu gewißen Zeiten dem Hausgeraͤthe und beſonders
den Kleidern gefaͤhrlich werden konnte, ſo mußte
man ſie dennoch zuweilen an der Kette halten.
Wenn man ſie ſodann nach einigen Tagen wieder
losließ, da haͤtte man ſehen ſollen, wie ſie in dem
Hauſe herumlief, und die Freude uͤber ihre wie-
dererlangte Freyheit jederman mit lautem Jauchzen
verkuͤndigte. Sie verdoppelte ſogar ihr Geſchrey,
wenn man ſie in einem klaͤglichen Tone uͤber ihr
ausgeſtandenes hartes Gefaͤngniß bedauerte.

§. 33.

Wenn ich auch nicht durch dieſe eigene Erfah-
rung die volle Ueberzeugung haͤtte, daß die Affen
auch ihre Stimme haben, ſo ſaͤhe ich dennoch nicht
ein, warum die Saͤcke den Affen an der Hervor-
bringung einer Stimme hindern ſollten, da er mit
allen uͤbrigen Werkzeugen dazu verſehen iſt. Viel-
mehr glaube ich, daß er viel beſſer ſprechen wuͤrde
als der Papagay, wenn er eben ſo geneigt, wie
dieſer waͤre alle Toͤne nachzuahmen. Wenn der
Froſch quacken will, ſo blaͤßt er, wie ich es oft

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[98/0130] III. Abtheilung. zu gewißen Zeiten dem Hausgeraͤthe und beſonders den Kleidern gefaͤhrlich werden konnte, ſo mußte man ſie dennoch zuweilen an der Kette halten. Wenn man ſie ſodann nach einigen Tagen wieder losließ, da haͤtte man ſehen ſollen, wie ſie in dem Hauſe herumlief, und die Freude uͤber ihre wie- dererlangte Freyheit jederman mit lautem Jauchzen verkuͤndigte. Sie verdoppelte ſogar ihr Geſchrey, wenn man ſie in einem klaͤglichen Tone uͤber ihr ausgeſtandenes hartes Gefaͤngniß bedauerte. §. 33. Wenn ich auch nicht durch dieſe eigene Erfah- rung die volle Ueberzeugung haͤtte, daß die Affen auch ihre Stimme haben, ſo ſaͤhe ich dennoch nicht ein, warum die Saͤcke den Affen an der Hervor- bringung einer Stimme hindern ſollten, da er mit allen uͤbrigen Werkzeugen dazu verſehen iſt. Viel- mehr glaube ich, daß er viel beſſer ſprechen wuͤrde als der Papagay, wenn er eben ſo geneigt, wie dieſer waͤre alle Toͤne nachzuahmen. Wenn der Froſch quacken will, ſo blaͤßt er, wie ich es oft geſehen

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/130>, abgerufen am 28.03.2024.