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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
drückt, und im Auf- und Absteigen gehindert, oder
die Stimmhäutchen werden bey Verschleimungen
durch die fremden Körper, die sich an dieselben an-
legen, beschwert, und können nicht mit der gehö-
rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da-
durch rauh und unangenehm, so wie bey der Vio-
line die Saite, an die man einen leichten Körper
anlegt, ganz widerwärtig schnarret. Bey der Spra-
che heißt es heiser sprechen.

§. 57.

Wenn man unter dem Athemholen die Stimm-
ritze nicht weit genug offen hält, das ist, wenn
man sie nur so viel erweitert wie beym Singen oder
Sprechen, so gibt sie auch während dem Einsaugen
der Luft eine Stimme. Denn die Ränder der
Stimmhäutchen werden durch die Vorbeyziehende
Luft eben so gerieben, eben so zum Zittern ge-
bracht, sie mag von innen heraus, oder von aussen
hinein ziehen, so, wie der Geigenbogen beym hin-
auf- oder hinabstreifen die Saite immer gleich zum
tönen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen

manches
G 4

Von den Werkzeugen der Sprache.
druͤckt, und im Auf- und Abſteigen gehindert, oder
die Stimmhaͤutchen werden bey Verſchleimungen
durch die fremden Koͤrper, die ſich an dieſelben an-
legen, beſchwert, und koͤnnen nicht mit der gehoͤ-
rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da-
durch rauh und unangenehm, ſo wie bey der Vio-
line die Saite, an die man einen leichten Koͤrper
anlegt, ganz widerwaͤrtig ſchnarret. Bey der Spra-
che heißt es heiſer ſprechen.

§. 57.

Wenn man unter dem Athemholen die Stimm-
ritze nicht weit genug offen haͤlt, das iſt, wenn
man ſie nur ſo viel erweitert wie beym Singen oder
Sprechen, ſo gibt ſie auch waͤhrend dem Einſaugen
der Luft eine Stimme. Denn die Raͤnder der
Stimmhaͤutchen werden durch die Vorbeyziehende
Luft eben ſo gerieben, eben ſo zum Zittern ge-
bracht, ſie mag von innen heraus, oder von auſſen
hinein ziehen, ſo, wie der Geigenbogen beym hin-
auf- oder hinabſtreifen die Saite immer gleich zum
toͤnen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen

manches
G 4
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[103/0135] Von den Werkzeugen der Sprache. druͤckt, und im Auf- und Abſteigen gehindert, oder die Stimmhaͤutchen werden bey Verſchleimungen durch die fremden Koͤrper, die ſich an dieſelben an- legen, beſchwert, und koͤnnen nicht mit der gehoͤ- rigen Schnelligkeit zittern. Die Stimme wird da- durch rauh und unangenehm, ſo wie bey der Vio- line die Saite, an die man einen leichten Koͤrper anlegt, ganz widerwaͤrtig ſchnarret. Bey der Spra- che heißt es heiſer ſprechen. §. 57. Wenn man unter dem Athemholen die Stimm- ritze nicht weit genug offen haͤlt, das iſt, wenn man ſie nur ſo viel erweitert wie beym Singen oder Sprechen, ſo gibt ſie auch waͤhrend dem Einſaugen der Luft eine Stimme. Denn die Raͤnder der Stimmhaͤutchen werden durch die Vorbeyziehende Luft eben ſo gerieben, eben ſo zum Zittern ge- bracht, ſie mag von innen heraus, oder von auſſen hinein ziehen, ſo, wie der Geigenbogen beym hin- auf- oder hinabſtreifen die Saite immer gleich zum toͤnen bringt. Jch habe unter dem gemeinen Haufen manches G 4

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/135>, abgerufen am 28.03.2024.