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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
halb geschlossene Läppchen wie bey dem Schnar-
chen in Bewegung bringt, und ein Geräusch ver-
ursachet, das dumpfer ist als jenes bey dem Aus-
räuspern durch den Mund. Vermittelst dieses Na-
senräuspern ziehet man gemeiniglich den Unrath aus
der Nase in den Schlund, sammelt ihn da durch
wiederholtes Einziehen, und wirft ihn endlich durch
das Ausräuspern zum Munde hinaus. Manche,
besonders Kinder, schlucken ihn hinab.

Noch ein drittes Räuspern findet Statt bey
dem Kehldeckel. Wenn nämlich der Luftröhren-
kopf, oder auch selbst sein Deckel (Epiglottis) mit
Schleim bedeckt ist, und einen Drang empfindet sich
von dieser Unreinigkeit zu befreyen, so fällt der
Kehldeckel zu, die unter demselben liegende Stimm-
ritze erweitert sich so viel sie nur kann, und wenn
sodann der Luftstrom mit Macht aus der Lunge
herandringt, so findet er zwar bey der erweiterten
Stimmritze keinen Widerstand, doch widersetzt sich
ihm der Kehldeckel, dieser wird aber dennoch über-
wältiget, und zu beben genöthiget; woraus ein
Laut entsteht, der demjenigen etwas ähnlich ist,

den
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Von den Werkzeugen der Sprache.
halb geſchloſſene Laͤppchen wie bey dem Schnar-
chen in Bewegung bringt, und ein Geraͤuſch ver-
urſachet, das dumpfer iſt als jenes bey dem Aus-
raͤuspern durch den Mund. Vermittelſt dieſes Na-
ſenraͤuspern ziehet man gemeiniglich den Unrath aus
der Naſe in den Schlund, ſammelt ihn da durch
wiederholtes Einziehen, und wirft ihn endlich durch
das Ausraͤuspern zum Munde hinaus. Manche,
beſonders Kinder, ſchlucken ihn hinab.

Noch ein drittes Raͤuspern findet Statt bey
dem Kehldeckel. Wenn naͤmlich der Luftroͤhren-
kopf, oder auch ſelbſt ſein Deckel (Epiglottis) mit
Schleim bedeckt iſt, und einen Drang empfindet ſich
von dieſer Unreinigkeit zu befreyen, ſo faͤllt der
Kehldeckel zu, die unter demſelben liegende Stimm-
ritze erweitert ſich ſo viel ſie nur kann, und wenn
ſodann der Luftſtrom mit Macht aus der Lunge
herandringt, ſo findet er zwar bey der erweiterten
Stimmritze keinen Widerſtand, doch widerſetzt ſich
ihm der Kehldeckel, dieſer wird aber dennoch uͤber-
waͤltiget, und zu beben genoͤthiget; woraus ein
Laut entſteht, der demjenigen etwas aͤhnlich iſt,

den
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[117/0153] Von den Werkzeugen der Sprache. halb geſchloſſene Laͤppchen wie bey dem Schnar- chen in Bewegung bringt, und ein Geraͤuſch ver- urſachet, das dumpfer iſt als jenes bey dem Aus- raͤuspern durch den Mund. Vermittelſt dieſes Na- ſenraͤuspern ziehet man gemeiniglich den Unrath aus der Naſe in den Schlund, ſammelt ihn da durch wiederholtes Einziehen, und wirft ihn endlich durch das Ausraͤuspern zum Munde hinaus. Manche, beſonders Kinder, ſchlucken ihn hinab. Noch ein drittes Raͤuspern findet Statt bey dem Kehldeckel. Wenn naͤmlich der Luftroͤhren- kopf, oder auch ſelbſt ſein Deckel (Epiglottis) mit Schleim bedeckt iſt, und einen Drang empfindet ſich von dieſer Unreinigkeit zu befreyen, ſo faͤllt der Kehldeckel zu, die unter demſelben liegende Stimm- ritze erweitert ſich ſo viel ſie nur kann, und wenn ſodann der Luftſtrom mit Macht aus der Lunge herandringt, ſo findet er zwar bey der erweiterten Stimmritze keinen Widerſtand, doch widerſetzt ſich ihm der Kehldeckel, dieſer wird aber dennoch uͤber- waͤltiget, und zu beben genoͤthiget; woraus ein Laut entſteht, der demjenigen etwas aͤhnlich iſt, den H 3

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/153>, abgerufen am 25.04.2024.