Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Lauten oder Buchstaben.
CH
§. 157.

So wie ch im Deutschen ausgesprochen wird,
glaubten einige, daß es weiter nichts als ein schär-
feres, mit mehr Gewalt herausgestossenes H ist.
Allein, wenn ich seine Lage etwas genauer bestimmt,
und noch manche andere Nebenumstände angezeigt
haben werde, wird man finden, daß es in eigener,
von dem H eben so, wie Sch von S unterschiede-
ner Buchstab ist. Jch setze ihn in die zweyte Klasse
der Mitlauter als einen wahren Windmitlauter.
Als sonderbar fällt bey demselben gleich dieses auf,
daß er zweyerley Lagen hat. Wenn er vor oder
nach einem E oder I kömt, so ist seine Lage ganz
die Lage des Selbstlauters I, und er ist auch
von dem I in nichts anderen unterschieden, als daß
statt der Stimme die bloße Luft wirket. Man weiß
aus dem vorhergehenden, daß die Luft, wenn sie
mit Gewalt durch eine enge Straße durchgepreßt

wird,
S 4
Von den Lauten oder Buchſtaben.
CH
§. 157.

So wie ch im Deutſchen ausgeſprochen wird,
glaubten einige, daß es weiter nichts als ein ſchaͤr-
feres, mit mehr Gewalt herausgeſtoſſenes H iſt.
Allein, wenn ich ſeine Lage etwas genauer beſtimmt,
und noch manche andere Nebenumſtaͤnde angezeigt
haben werde, wird man finden, daß es in eigener,
von dem H eben ſo, wie Sch von S unterſchiede-
ner Buchſtab iſt. Jch ſetze ihn in die zweyte Klaſſe
der Mitlauter als einen wahren Windmitlauter.
Als ſonderbar faͤllt bey demſelben gleich dieſes auf,
daß er zweyerley Lagen hat. Wenn er vor oder
nach einem E oder I koͤmt, ſo iſt ſeine Lage ganz
die Lage des Selbſtlauters I, und er iſt auch
von dem I in nichts anderen unterſchieden, als daß
ſtatt der Stimme die bloße Luft wirket. Man weiß
aus dem vorhergehenden, daß die Luft, wenn ſie
mit Gewalt durch eine enge Straße durchgepreßt

wird,
S 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0337" n="279"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">CH</hi> </hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 157.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">S</hi>o wie <hi rendition="#aq">ch</hi> im Deut&#x017F;chen ausge&#x017F;prochen wird,<lb/>
glaubten einige, daß es weiter nichts als ein &#x017F;cha&#x0364;r-<lb/>
feres, mit mehr Gewalt herausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enes <hi rendition="#aq">H</hi> i&#x017F;t.<lb/>
Allein, wenn ich &#x017F;eine Lage etwas genauer be&#x017F;timmt,<lb/>
und noch manche andere Nebenum&#x017F;ta&#x0364;nde angezeigt<lb/>
haben werde, wird man finden, daß es in eigener,<lb/>
von dem <hi rendition="#aq">H</hi> eben &#x017F;o, wie <hi rendition="#aq">Sch</hi> von <hi rendition="#aq">S</hi> unter&#x017F;chiede-<lb/>
ner Buch&#x017F;tab i&#x017F;t. Jch &#x017F;etze ihn in die zweyte Kla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Mitlauter als einen wahren <hi rendition="#b">Windmitlauter</hi>.<lb/>
Als &#x017F;onderbar fa&#x0364;llt bey dem&#x017F;elben gleich die&#x017F;es auf,<lb/>
daß er zweyerley Lagen hat. Wenn er vor oder<lb/>
nach einem <hi rendition="#aq">E</hi> oder <hi rendition="#aq">I</hi> ko&#x0364;mt, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;eine Lage ganz<lb/>
die Lage des <hi rendition="#b">Selb&#x017F;tlauters</hi> <hi rendition="#aq">I</hi>, und er i&#x017F;t auch<lb/>
von dem <hi rendition="#aq">I</hi> in nichts anderen unter&#x017F;chieden, als daß<lb/>
&#x017F;tatt der Stimme die bloße Luft wirket. Man weiß<lb/>
aus dem vorhergehenden, daß die Luft, wenn &#x017F;ie<lb/>
mit Gewalt durch eine enge Straße durchgepreßt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">wird,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0337] Von den Lauten oder Buchſtaben. CH §. 157. So wie ch im Deutſchen ausgeſprochen wird, glaubten einige, daß es weiter nichts als ein ſchaͤr- feres, mit mehr Gewalt herausgeſtoſſenes H iſt. Allein, wenn ich ſeine Lage etwas genauer beſtimmt, und noch manche andere Nebenumſtaͤnde angezeigt haben werde, wird man finden, daß es in eigener, von dem H eben ſo, wie Sch von S unterſchiede- ner Buchſtab iſt. Jch ſetze ihn in die zweyte Klaſſe der Mitlauter als einen wahren Windmitlauter. Als ſonderbar faͤllt bey demſelben gleich dieſes auf, daß er zweyerley Lagen hat. Wenn er vor oder nach einem E oder I koͤmt, ſo iſt ſeine Lage ganz die Lage des Selbſtlauters I, und er iſt auch von dem I in nichts anderen unterſchieden, als daß ſtatt der Stimme die bloße Luft wirket. Man weiß aus dem vorhergehenden, daß die Luft, wenn ſie mit Gewalt durch eine enge Straße durchgepreßt wird, S 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/337
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/337>, abgerufen am 25.04.2024.