Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abtheilung.
muß die Stimme immer mittönen, und eben dar-
um ist R ein Stimmitlauter. Spricht man aber
leise, so verursachet die tonlose Luft nur ein ein-
faches Zittern, und zwar an der Zungenspitze,
welches dem Klappern eines Schmetterlings gleicht,
das er mit den Flügeln macht, wenn man ihn
zwischen den Fingern gefangen hält.

Jm gemeinen Sprechen, wo das R mit an-
deren Buchstaben verbunden vorkömmt, wird die
Zunge nicht über drey Vibrationen machen. Wird
es aber allein und mit Deutlichkeit ausgesprochen,
so erfordert es um ein oder zwey mehr. Gibt
man demselben in der Verbindung mit anderen
Buchstaben eben so viel, oder noch mehr Vibratio-
nen, so wird es zu einem gedoppelten r r. Jn
Wahrheit hat es ungefähr drey Vibrationen, in
Narrheit vielleicht sechs oder mehr, das läßt
sich bey der großen Geschwindigkeit so genau nicht
bestimmen.

Das

IV. Abtheilung.
muß die Stimme immer mittoͤnen, und eben dar-
um iſt R ein Stimmitlauter. Spricht man aber
leiſe, ſo verurſachet die tonloſe Luft nur ein ein-
faches Zittern, und zwar an der Zungenſpitze,
welches dem Klappern eines Schmetterlings gleicht,
das er mit den Fluͤgeln macht, wenn man ihn
zwiſchen den Fingern gefangen haͤlt.

Jm gemeinen Sprechen, wo das R mit an-
deren Buchſtaben verbunden vorkoͤmmt, wird die
Zunge nicht uͤber drey Vibrationen machen. Wird
es aber allein und mit Deutlichkeit ausgeſprochen,
ſo erfordert es um ein oder zwey mehr. Gibt
man demſelben in der Verbindung mit anderen
Buchſtaben eben ſo viel, oder noch mehr Vibratio-
nen, ſo wird es zu einem gedoppelten r r. Jn
Wahrheit hat es ungefaͤhr drey Vibrationen, in
Narrheit vielleicht ſechs oder mehr, das laͤßt
ſich bey der großen Geſchwindigkeit ſo genau nicht
beſtimmen.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0388" n="326"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
muß die Stimme immer mitto&#x0364;nen, und eben dar-<lb/>
um i&#x017F;t <hi rendition="#aq">R</hi> ein <hi rendition="#b">Stimmitlauter</hi>. Spricht man aber<lb/>
lei&#x017F;e, &#x017F;o verur&#x017F;achet die tonlo&#x017F;e Luft nur ein ein-<lb/>
faches Zittern, und zwar an der Zungen&#x017F;pitze,<lb/>
welches dem Klappern eines Schmetterlings gleicht,<lb/>
das er mit den Flu&#x0364;geln macht, wenn man ihn<lb/>
zwi&#x017F;chen den Fingern gefangen ha&#x0364;lt.</p><lb/>
              <p>Jm gemeinen Sprechen, wo das <hi rendition="#aq">R</hi> mit an-<lb/>
deren Buch&#x017F;taben verbunden vorko&#x0364;mmt, wird die<lb/>
Zunge nicht u&#x0364;ber drey Vibrationen machen. Wird<lb/>
es aber allein und mit Deutlichkeit ausge&#x017F;prochen,<lb/>
&#x017F;o erfordert es um ein oder zwey mehr. Gibt<lb/>
man dem&#x017F;elben in der Verbindung mit anderen<lb/>
Buch&#x017F;taben eben &#x017F;o viel, oder noch mehr Vibratio-<lb/>
nen, &#x017F;o wird es zu einem gedoppelten <hi rendition="#aq">r r</hi>. Jn<lb/><hi rendition="#b">Wahrheit</hi> hat es ungefa&#x0364;hr drey Vibrationen, in<lb/><hi rendition="#b">Narrheit</hi> vielleicht &#x017F;echs oder mehr, das la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich bey der großen Ge&#x017F;chwindigkeit &#x017F;o genau nicht<lb/>
be&#x017F;timmen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0388] IV. Abtheilung. muß die Stimme immer mittoͤnen, und eben dar- um iſt R ein Stimmitlauter. Spricht man aber leiſe, ſo verurſachet die tonloſe Luft nur ein ein- faches Zittern, und zwar an der Zungenſpitze, welches dem Klappern eines Schmetterlings gleicht, das er mit den Fluͤgeln macht, wenn man ihn zwiſchen den Fingern gefangen haͤlt. Jm gemeinen Sprechen, wo das R mit an- deren Buchſtaben verbunden vorkoͤmmt, wird die Zunge nicht uͤber drey Vibrationen machen. Wird es aber allein und mit Deutlichkeit ausgeſprochen, ſo erfordert es um ein oder zwey mehr. Gibt man demſelben in der Verbindung mit anderen Buchſtaben eben ſo viel, oder noch mehr Vibratio- nen, ſo wird es zu einem gedoppelten r r. Jn Wahrheit hat es ungefaͤhr drey Vibrationen, in Narrheit vielleicht ſechs oder mehr, das laͤßt ſich bey der großen Geſchwindigkeit ſo genau nicht beſtimmen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/388
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/388>, abgerufen am 20.04.2024.