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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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V. Abtheilung.
me herausgeht, wieder hineingehn, allein das kann
nicht wohl seyn, weil die Oeffnung die die elfen-
beine Zunge dem Stimmrohre läßt, viel zu klein
ist, in einer so kurzen Zeit so viel Luft durchzu-
lassen, als zur Anfüllung des ganzen großen Bla-
sebalges nöthig wäre, dagegen bey dem Menschen
die Stimmritze sich weit aufthun, folglich die Lun-
ge sehr geschwinde wieder angefüllt werden kann.
Wozu noch der Umstand kömmt, daß meine Ma-
schine in dem Zustande, worin sie itzt noch ist, viel-
leicht sechsmal so viel Luft erfordert als ein spre-
chender Mensch; warum aber, das wird die Folge
zeigen. Uibrigens ist es gleichviel, wo die Luft in
den Balg hineinkömmt, so wie es in der Sprache
des Menschen keine Aenderung machen würde, wenn
er ein Loch durch die Brust hätte, das von innen
mit einer Klappe bedeckt wäre, und dadurch die Luft
einzöge.

Tab. XXII. Fig. 1. ist der Blasebalg mit sei-
nem Gestelle. Das letztere besteht aus zwey langen
horizontal übereinander liegenden Tafeln a und b,
die durch die Säulen c mitsamen verbunden sind.

Die-

V. Abtheilung.
me herausgeht, wieder hineingehn, allein das kann
nicht wohl ſeyn, weil die Oeffnung die die elfen-
beine Zunge dem Stimmrohre laͤßt, viel zu klein
iſt, in einer ſo kurzen Zeit ſo viel Luft durchzu-
laſſen, als zur Anfuͤllung des ganzen großen Bla-
ſebalges noͤthig waͤre, dagegen bey dem Menſchen
die Stimmritze ſich weit aufthun, folglich die Lun-
ge ſehr geſchwinde wieder angefuͤllt werden kann.
Wozu noch der Umſtand koͤmmt, daß meine Ma-
ſchine in dem Zuſtande, worin ſie itzt noch iſt, viel-
leicht ſechsmal ſo viel Luft erfordert als ein ſpre-
chender Menſch; warum aber, das wird die Folge
zeigen. Uibrigens iſt es gleichviel, wo die Luft in
den Balg hineinkoͤmmt, ſo wie es in der Sprache
des Menſchen keine Aenderung machen wuͤrde, wenn
er ein Loch durch die Bruſt haͤtte, das von innen
mit einer Klappe bedeckt waͤre, und dadurch die Luft
einzoͤge.

Tab. XXII. Fig. 1. iſt der Blaſebalg mit ſei-
nem Geſtelle. Das letztere beſteht aus zwey langen
horizontal uͤbereinander liegenden Tafeln a und b,
die durch die Saͤulen c mitſamen verbunden ſind.

Die-
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[428/0500] V. Abtheilung. me herausgeht, wieder hineingehn, allein das kann nicht wohl ſeyn, weil die Oeffnung die die elfen- beine Zunge dem Stimmrohre laͤßt, viel zu klein iſt, in einer ſo kurzen Zeit ſo viel Luft durchzu- laſſen, als zur Anfuͤllung des ganzen großen Bla- ſebalges noͤthig waͤre, dagegen bey dem Menſchen die Stimmritze ſich weit aufthun, folglich die Lun- ge ſehr geſchwinde wieder angefuͤllt werden kann. Wozu noch der Umſtand koͤmmt, daß meine Ma- ſchine in dem Zuſtande, worin ſie itzt noch iſt, viel- leicht ſechsmal ſo viel Luft erfordert als ein ſpre- chender Menſch; warum aber, das wird die Folge zeigen. Uibrigens iſt es gleichviel, wo die Luft in den Balg hineinkoͤmmt, ſo wie es in der Sprache des Menſchen keine Aenderung machen wuͤrde, wenn er ein Loch durch die Bruſt haͤtte, das von innen mit einer Klappe bedeckt waͤre, und dadurch die Luft einzoͤge. Tab. XXII. Fig. 1. iſt der Blaſebalg mit ſei- nem Geſtelle. Das letztere beſteht aus zwey langen horizontal uͤbereinander liegenden Tafeln a und b, die durch die Saͤulen c mitſamen verbunden ſind. Die-

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/500>, abgerufen am 28.03.2024.