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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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dem einfältigen Wohn/ welcher weder Hände noch Füsse hat/ daß die humores mit deß Mondes Liecht wachsen/ vnd wirdt gemeiniglich das ab- vnd zulauffen deß Meeres vnordentlicher vnd vngeschickter Weise hiervnter gezogen/ eines mit dem andern zu probieren/ ja vielmehr zu confundiren.

Wann man denn fragt/ wie deß Monds Liecht die humores vermehren köndte: da ist die einige Antwort/ es sey ein Wunderwerck Gottes. Das ist zwar wahr/ aber viel ein grössers Wunderwerck würde es seyn/ vnd Gott dem Schöpffer zu viel grösserm Lob von vns gedeyen/ wann es mit vnserer Vnwissenheit vnnd Vnverstandt nicht verdunckelt vnd befleckt were.

Sage derohalben/ daß es einen Fehl habe/ wann man sagt: die humores vermehren sich mit deß Monds Liecht: sondern man muß das Leben darzu setzen. Dann ein Faß/ so in dem Neuwmondt mit Wasser gefüllet wirdt/ das laufft in dem vollen Mondt nicht vber: es sey dann vngefehr: aber die lebende Dinge haben ein solche Krafft/ daß die forma, die anima, die natürliche Seel sich nach deß Monds Liecht richtet/ dann sie hat die Art/ solches Liecht wunderbarlicher weise zu mercken: wirdt von denselbigen Gemercknuß/ wegen der verwandtschafft auffgemuntert/ groß vnd kräfftig gemacht: darmit sie dann jhr Werck in Pflantzung/ Bawung vnd Besserung jhrer vntergebnen Matery oder Leibs desto schleiniger/ vnd mit besserm Nachtruck verrichtet/ vnd also volleibig wirdt.

Vnd sey also hiermit gnug gesagt von der Verwandtnuß zwischen Himmel vnnd Erden/ vnnd wie alles das/ so in dieser niedern Welt am Gewitter/ oder von Thieren/ Kräuttern vnnd Menschen verrichtet vnd fürgenommen wirdt/ von dem Himmel hero regieret werde/ vnd desselben auff seine Maaß empfinde. Welches mich bey anziehung deß Spruchs Aristotelis außzuführen vnd zu erklären/ für gut angesehen.

LXXIII.

Damit ich aber wider auff D. Feselii Text komme B 3. verhoffe ich/ es soll bey jhme nicht mehr bedörffen/ dann nur allein dieser Erjnnerung:

Miijv

dem einfältigen Wohn/ welcher weder Hände noch Füsse hat/ daß die humores mit deß Mondes Liecht wachsen/ vnd wirdt gemeiniglich das ab- vnd zulauffen deß Meeres vnordentlicher vnd vngeschickter Weise hiervnter gezogen/ eines mit dem andern zu probieren/ ja vielmehr zu confundiren.

Wann man denn fragt/ wie deß Monds Liecht die humores vermehren köndte: da ist die einige Antwort/ es sey ein Wunderwerck Gottes. Das ist zwar wahr/ aber viel ein grössers Wunderwerck würde es seyn/ vnd Gott dem Schöpffer zu viel grösserm Lob von vns gedeyen/ wann es mit vnserer Vnwissenheit vnnd Vnverstandt nicht verdunckelt vnd befleckt were.

Sage derohalben/ daß es einen Fehl habe/ wann man sagt: die humores vermehren sich mit deß Monds Liecht: sondern man muß das Leben darzu setzen. Dann ein Faß/ so in dem Neuwmondt mit Wasser gefüllet wirdt/ das laufft in dem vollen Mondt nicht vber: es sey dann vngefehr: aber die lebende Dinge haben ein solche Krafft/ daß die forma, die anima, die natürliche Seel sich nach deß Monds Liecht richtet/ dann sie hat die Art/ solches Liecht wunderbarlicher weise zu mercken: wirdt von denselbigen Gemercknuß/ wegen der verwandtschafft auffgemuntert/ groß vnd kräfftig gemacht: darmit sie dann jhr Werck in Pflantzung/ Bawung vnd Besserung jhrer vntergebnen Matery oder Leibs desto schleiniger/ vnd mit besserm Nachtruck verrichtet/ vnd also volleibig wirdt.

Vnd sey also hiermit gnug gesagt von der Verwandtnuß zwischen Himmel vnnd Erden/ vnnd wie alles das/ so in dieser niedern Welt am Gewitter/ oder von Thieren/ Kräuttern vnnd Menschen verrichtet vnd fürgenommen wirdt/ von dem Himmel hero regieret werde/ vnd desselben auff seine Maaß empfinde. Welches mich bey anziehung deß Spruchs Aristotelis außzuführen vnd zu erklären/ für gut angesehen.

LXXIII.

Damit ich aber wider auff D. Feselii Text komme B 3. verhoffe ich/ es soll bey jhme nicht mehr bedörffen/ dann nur allein dieser Erjnnerung:

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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Miijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/111>, abgerufen am 19.04.2024.