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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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mit der Natiuitet so verwandt gemacht: sondern es müssen auch andere mittelende Vrsachen darzu kommen: er muß auch Fürstlichen Herkommens/ ein Landtsmann/ ein Erbherr/ &c. seyn: Es muß auch zuvor ein Königreich erlediget/ die Vnterthanen nicht zu widerwertig/ ein böser Nachtbaur nicht zu starck seyn: Also folgt recht/ daß ein Astrologus, der nur den Himmel sihet/ vnnd von solchen zwischen Vrsachen nicht weiß/ nur allein probabiliter, nit Messungsweiß (allermassen wie Feselius wil) das ist/ ein klein wenig mehr dann nichts/ von dem letzten Erfolg vorsagen könne. Vnd diß von jetztbesagter Vrsachen wegen/ nicht aber eben darvmb/ weil der Sternen actio vniformis vnd gleichförmig.

Wahr ist es zwar/ actio stellarum ist vniformis, vnd jederzeit einig: Wir reden aber nicht von actione stellarum, sondern von receptione, das ist passione, in den Naturen der jrrdischen Cörpern/ vnd was solche jhnen auß der Sternen Liechtstralen mehrers vnd vber das/ so ein jeder Stern an jhm selber hat/ abnemmen. Dann die Geometria oder Harmonia aspectuum, ist nicht zwischen den Sternen im Himmel/ sondern hienieden auff Erden in dem Puncten/ der die Liechtstraalen samptlich auffahet.

LXXV.

So gestehe ich auch B 4. die Generalitet/ daß wie die Sonne vnd der Haasen Mutter vnd Vatter einen Haasen ziehlen/ (in diesem Verstandt/ daß die Sonne den Frühling gebracht/ da es warm worden/ oder was sonst dergleichen von der Sonnen herkömpt/ vnd nicht/ als ob die Sonne die facultatem formalem darzu gebe/ dann die muß dem Haasen anerschaffen seyn) ist ein besser Exempel dann Feselii Ofenschürer. Also auch alle oberzehlte modi connexionis naturarum cum coelo, den Creaturen nichts mittheilen/ sondern allein deroselben eyngepflanzte Eygenschafften erwecken/ etliche eusserlich/ als die Wärm von der Sonnen/ etliche mehr innerlich/ als die ab- vnd zunemmung deß Monds Liechts/ vnnd die Geometria aspectuum.

Miiijr

mit der Natiuitet so verwandt gemacht: sondern es müssen auch andere mittelende Vrsachen darzu kommen: er muß auch Fürstlichen Herkommens/ ein Landtsmann/ ein Erbherr/ &c. seyn: Es muß auch zuvor ein Königreich erlediget/ die Vnterthanen nicht zu widerwertig/ ein böser Nachtbaur nicht zu starck seyn: Also folgt recht/ daß ein Astrologus, der nur den Himmel sihet/ vnnd von solchen zwischen Vrsachen nicht weiß/ nur allein probabiliter, nit Messungsweiß (allermassen wie Feselius wil) das ist/ ein klein wenig mehr dann nichts/ von dem letzten Erfolg vorsagen könne. Vnd diß von jetztbesagter Vrsachen wegen/ nicht aber eben darvmb/ weil der Sternen actio vniformis vnd gleichförmig.

Wahr ist es zwar/ actio stellarum ist vniformis, vnd jederzeit einig: Wir reden aber nicht von actione stellarum, sondern von receptione, das ist passione, in den Naturen der jrrdischen Cörpern/ vnd was solche jhnen auß der Sternen Liechtstralen mehrers vnd vber das/ so ein jeder Stern an jhm selber hat/ abnemmen. Dann die Geometria oder Harmonia aspectuum, ist nicht zwischen den Sternen im Himmel/ sondern hienieden auff Erden in dem Puncten/ der die Liechtstraalen samptlich auffahet.

LXXV.

So gestehe ich auch B 4. die Generalitet/ daß wie die Sonne vnd der Haasen Mutter vnd Vatter einen Haasen ziehlen/ (in diesem Verstandt/ daß die Sonne den Frühling gebracht/ da es warm worden/ oder was sonst dergleichen von der Sonnen herkömpt/ vnd nicht/ als ob die Sonne die facultatem formalem darzu gebe/ dann die muß dem Haasen anerschaffen seyn) ist ein besser Exempel dann Feselii Ofenschürer. Also auch alle oberzehlte modi connexionis naturarum cum coelo, den Creaturen nichts mittheilen/ sondern allein deroselben eyngepflanzte Eygenschafften erwecken/ etliche eusserlich/ als die Wärm von der Sonnen/ etliche mehr innerlich/ als die ab- vnd zunemmung deß Monds Liechts/ vnnd die Geometria aspectuum.

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[[Miiijr]/0114] mit der Natiuitet so verwandt gemacht: sondern es müssen auch andere mittelende Vrsachen darzu kommen: er muß auch Fürstlichen Herkommens/ ein Landtsmann/ ein Erbherr/ &c. seyn: Es muß auch zuvor ein Königreich erlediget/ die Vnterthanen nicht zu widerwertig/ ein böser Nachtbaur nicht zu starck seyn: Also folgt recht/ daß ein Astrologus, der nur den Himmel sihet/ vnnd von solchen zwischen Vrsachen nicht weiß/ nur allein probabiliter, nit Messungsweiß (allermassen wie Feselius wil) das ist/ ein klein wenig mehr dann nichts/ von dem letzten Erfolg vorsagen könne. Vnd diß von jetztbesagter Vrsachen wegen/ nicht aber eben darvmb/ weil der Sternen actio vniformis vnd gleichförmig. Wahr ist es zwar/ actio stellarum ist vniformis, vnd jederzeit einig: Wir reden aber nicht von actione stellarum, sondern von receptione, das ist passione, in den Naturen der jrrdischen Cörpern/ vnd was solche jhnen auß der Sternen Liechtstralen mehrers vnd vber das/ so ein jeder Stern an jhm selber hat/ abnemmen. Dann die Geometria oder Harmonia aspectuum, ist nicht zwischen den Sternen im Himmel/ sondern hienieden auff Erden in dem Puncten/ der die Liechtstraalen samptlich auffahet. LXXV. So gestehe ich auch B 4. die Generalitet/ daß wie die Sonne vnd der Haasen Mutter vnd Vatter einen Haasen ziehlen/ (in diesem Verstandt/ daß die Sonne den Frühling gebracht/ da es warm worden/ oder was sonst dergleichen von der Sonnen herkömpt/ vnd nicht/ als ob die Sonne die facultatem formalem darzu gebe/ dann die muß dem Haasen anerschaffen seyn) ist ein besser Exempel dann Feselii Ofenschürer. Also auch alle oberzehlte modi connexionis naturarum cum coelo, den Creaturen nichts mittheilen/ sondern allein deroselben eyngepflanzte Eygenschafften erwecken/ etliche eusserlich/ als die Wärm von der Sonnen/ etliche mehr innerlich/ als die ab- vnd zunemmung deß Monds Liechts/ vnnd die Geometria aspectuum. Miiijr

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Miiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/114>, abgerufen am 29.03.2024.