Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

diese himmlische Lügen zu jhnen hervnter gauckeln/ vnd können sich also auß diesem Astrologischen procedere gar wol einer Erfahrung erholen jhrer Lehre vnd Jrrthumbs/ daß solche wol mit voller/ aber nit mit sicherer vngestraffter Gewalt liegen können.

Dann sie einem Philosopho nicht erweisen/ daß ein gewiß Zeichen: Darvnter/ so einer geboren/ derselb ein Spieler werden/ ein reicher oder ein weiser Mann werden/ erschlagen werden müsse/ daß wer auff diesen oder jenen Tag freyet/ bauwet/ außgehet/ es demselben also vnd also ergehen müsse: Dann die Sterne im Himmel ja nicht also genaturt/ auch nit solche Ding in den Menschen wircken/ ob sie wol/ quoad actuositatem generalem maiorem vel minorem, &c. (wie Gott selber quoad actus naturalis conseruationem) auch in den Sünden mitwircken: Dann sie nemmen das principium actionum, das liberum arbitrium, als den Brunquel alles bösen keins wegs eyn/ so wenig als Gott. Sie vnterwerffen nichts specialiter dieser Kunst/ ob sie wol vberall mitwircken.

Vnd ist doch nebens zu erbarmen/ daß auch die vernunfft so verderbt/ daß sie mit gantzer andacht auff die Astrologiam gefallen/ eben darvmb/ daß es grobe Lügen seynd/ vnd hübsche vnnütze Fabeln: also daß man nicht wol vnterscheiden kan/ wann jhr etwas so da heylig vnd gut/ vnd wann jhr ein solches vnnützes Ding gefalle/ dann es ist der Pfeffer vnter den Mäußkoth gemischet/ vnd ist sehr blindt/ daß sie es nicht wol vntereinander erkennen kan.

Doch ist auch Gott darfür zu dancken/ wann er sie durch natürliche oder Geistliche Mittel vmb etwas erleuchtet/ das sie anfahet das gute vom bösen zu vnterscheiden.

Wahr ists Sonn vnnd Mondt dienen vns die Zeiten zu vnterscheiden/ den Ackerbauw anzustellen/ das Viehe vnnd die gantze Haußhaltung zu versorgen: sie dienen aber vns zu noch mehrerm Nutzen.

CII.

Dann ob wol solche Nutzen/ die man täglich herfür sucht/ nicht auß dem einigen Wort/ Zeichen/ Genes. l zu erweisen/ so ist es darvmb

Piijv

diese himmlische Lügen zu jhnen hervnter gauckeln/ vnd können sich also auß diesem Astrologischen procedere gar wol einer Erfahrung erholen jhrer Lehre vnd Jrrthumbs/ daß solche wol mit voller/ aber nit mit sicherer vngestraffter Gewalt liegen können.

Dann sie einem Philosopho nicht erweisen/ daß ein gewiß Zeichen: Darvnter/ so einer geboren/ derselb ein Spieler werden/ ein reicher oder ein weiser Mann werden/ erschlagen werden müsse/ daß wer auff diesen oder jenen Tag freyet/ bauwet/ außgehet/ es demselben also vnd also ergehen müsse: Dann die Sterne im Himmel ja nicht also genaturt/ auch nit solche Ding in den Menschen wircken/ ob sie wol/ quoad actuositatem generalem maiorem vel minorem, &c. (wie Gott selber quoad actus naturalis conseruationem) auch in den Sünden mitwircken: Dann sie nemmen das principium actionum, das liberum arbitrium, als den Brunquel alles bösen keins wegs eyn/ so wenig als Gott. Sie vnterwerffen nichts specialiter dieser Kunst/ ob sie wol vberall mitwircken.

Vnd ist doch nebens zu erbarmen/ daß auch die vernunfft so verderbt/ daß sie mit gantzer andacht auff die Astrologiam gefallen/ eben darvmb/ daß es grobe Lügen seynd/ vnd hübsche vnnütze Fabeln: also daß man nicht wol vnterscheiden kan/ wann jhr etwas so da heylig vnd gut/ vnd wann jhr ein solches vnnützes Ding gefalle/ dann es ist der Pfeffer vnter den Mäußkoth gemischet/ vnd ist sehr blindt/ daß sie es nicht wol vntereinander erkennen kan.

Doch ist auch Gott darfür zu dancken/ wann er sie durch natürliche oder Geistliche Mittel vmb etwas erleuchtet/ das sie anfahet das gute vom bösen zu vnterscheiden.

Wahr ists Sonn vnnd Mondt dienen vns die Zeiten zu vnterscheiden/ den Ackerbauw anzustellen/ das Viehe vnnd die gantze Haußhaltung zu versorgen: sie dienen aber vns zu noch mehrerm Nutzen.

CII.

Dann ob wol solche Nutzen/ die man täglich herfür sucht/ nicht auß dem einigen Wort/ Zeichen/ Genes. l zu erweisen/ so ist es darvmb

Piijv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="[Piijv]"/>
diese himmlische Lügen zu jhnen hervnter gauckeln/ vnd können sich
             also auß diesem Astrologischen <hi rendition="#aq">procedere</hi> gar wol einer
             Erfahrung erholen jhrer Lehre vnd Jrrthumbs/ daß solche wol mit voller/ aber nit mit
             sicherer vngestraffter Gewalt liegen können. </p>
          <p> Dann sie einem <hi rendition="#aq">Philosopho</hi> nicht erweisen/ daß ein gewiß
             Zeichen: Darvnter/ so einer geboren/ derselb ein Spieler werden/ ein reicher oder ein
             weiser Mann werden/ erschlagen werden müsse/ daß wer auff diesen oder jenen Tag freyet/
             bauwet/ außgehet/ es demselben also vnd also ergehen müsse: Dann die Sterne im Himmel ja
             nicht also genaturt/ auch nit solche Ding in den Menschen wircken/ ob sie wol/ <hi rendition="#aq">quoad actuositatem generalem maiorem vel minorem</hi>, &amp;c. (wie
             Gott selber <hi rendition="#aq">quoad actus naturalis conseruationem</hi>) auch in den
             Sünden mitwircken: Dann sie nemmen das <hi rendition="#aq">principium actionum, </hi>das <hi rendition="#aq">liberum arbitrium, </hi>als den Brunquel alles bösen keins wegs
             eyn/ so wenig als Gott. Sie vnterwerffen nichts <hi rendition="#aq">specialiter</hi> dieser Kunst/ ob sie wol vberall mitwircken. </p>
          <p> Vnd ist doch nebens zu erbarmen/ daß auch die vernunfft so verderbt/ daß sie mit
             gantzer andacht auff die <hi rendition="#aq">Astrologiam </hi>gefallen/ eben darvmb/ daß
             es grobe Lügen seynd/ vnd hübsche vnnütze Fabeln: also daß man nicht wol vnterscheiden
             kan/ wann jhr etwas so da heylig vnd gut/ vnd wann jhr ein solches vnnützes Ding
             gefalle/ dann es ist der Pfeffer vnter den Mäußkoth gemischet/ vnd ist sehr blindt/ daß
             sie es nicht wol vntereinander erkennen kan. </p>
          <p> Doch ist auch Gott darfür zu dancken/ wann er sie durch natürliche oder Geistliche
             Mittel vmb etwas erleuchtet/ das sie anfahet das gute vom bösen zu vnterscheiden. </p>
          <p> Wahr ists Sonn vnnd Mondt dienen vns die Zeiten zu vnterscheiden/ den Ackerbauw
             anzustellen/ das Viehe vnnd die gantze Haußhaltung zu versorgen: sie dienen aber vns zu
             noch mehrerm Nutzen. </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>CII. </head><lb/>
          <p> Dann ob wol solche Nutzen/ die man täglich herfür sucht/ nicht auß dem einigen Wort/
             Zeichen/ Genes. l zu erweisen/ so ist es darvmb
             <fw type="sig" place="bottom">Piijv</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Piijv]/0135] diese himmlische Lügen zu jhnen hervnter gauckeln/ vnd können sich also auß diesem Astrologischen procedere gar wol einer Erfahrung erholen jhrer Lehre vnd Jrrthumbs/ daß solche wol mit voller/ aber nit mit sicherer vngestraffter Gewalt liegen können. Dann sie einem Philosopho nicht erweisen/ daß ein gewiß Zeichen: Darvnter/ so einer geboren/ derselb ein Spieler werden/ ein reicher oder ein weiser Mann werden/ erschlagen werden müsse/ daß wer auff diesen oder jenen Tag freyet/ bauwet/ außgehet/ es demselben also vnd also ergehen müsse: Dann die Sterne im Himmel ja nicht also genaturt/ auch nit solche Ding in den Menschen wircken/ ob sie wol/ quoad actuositatem generalem maiorem vel minorem, &c. (wie Gott selber quoad actus naturalis conseruationem) auch in den Sünden mitwircken: Dann sie nemmen das principium actionum, das liberum arbitrium, als den Brunquel alles bösen keins wegs eyn/ so wenig als Gott. Sie vnterwerffen nichts specialiter dieser Kunst/ ob sie wol vberall mitwircken. Vnd ist doch nebens zu erbarmen/ daß auch die vernunfft so verderbt/ daß sie mit gantzer andacht auff die Astrologiam gefallen/ eben darvmb/ daß es grobe Lügen seynd/ vnd hübsche vnnütze Fabeln: also daß man nicht wol vnterscheiden kan/ wann jhr etwas so da heylig vnd gut/ vnd wann jhr ein solches vnnützes Ding gefalle/ dann es ist der Pfeffer vnter den Mäußkoth gemischet/ vnd ist sehr blindt/ daß sie es nicht wol vntereinander erkennen kan. Doch ist auch Gott darfür zu dancken/ wann er sie durch natürliche oder Geistliche Mittel vmb etwas erleuchtet/ das sie anfahet das gute vom bösen zu vnterscheiden. Wahr ists Sonn vnnd Mondt dienen vns die Zeiten zu vnterscheiden/ den Ackerbauw anzustellen/ das Viehe vnnd die gantze Haußhaltung zu versorgen: sie dienen aber vns zu noch mehrerm Nutzen. CII. Dann ob wol solche Nutzen/ die man täglich herfür sucht/ nicht auß dem einigen Wort/ Zeichen/ Genes. l zu erweisen/ so ist es darvmb Piijv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/135
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Piijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/135>, abgerufen am 24.04.2024.