Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

die regulas Chaldaicas zeucht/ bey der Theologorum scharpffen Eynreden fürüber gehen/ supra 5. mit diesen Gedancken/ daß er seines guten Jntents halben nicht vnter dem gemeinen Hauffen begriffen seye/ sich solcher Straffpredigten den gemeinen fürwitzigen Mann annemen lassen/ vnd was jhm in specie zu nah kommen wolte/ am Bart abstreichen.

CXV.

Doch wirdt er in seinem Gewissen desto ruhiger seyn/ wann er die Sprüche der H. Schrifft/ auff welche die Prediger sich beruffen/ erwegen wirdt.

Wahr ists/ daß Leuitici 19. et 20. verbotten wirdt die Magos vnd Ariolos, Teutsch die Wahrsager vnnd Zeichendeuter/ raht zu fragen. Wie aber raht zufragen? Wann einer etwas wichtiges will anfahen/ vnd kömpt zu einem Ariolo, mit Forschung/ was diß sein angefangen Werck werde für ein Außgang gewinnen/ vnd sich nach demselben richten will: Wie der Römer gantzes Regiment im Heydenthumb auff solche ariolationes gebauwet gewest/ daß sie nichts haben fürgenommen/ ja auch von allem wichtigen Fürnemmen abgestanden/ wann jhnen nicht der Ariolus seine Zeichen glücklich gedeutet vnd außgelegt.

Da ich dann bekenne/ daß es gleich gelte/ der Wahrsager brauche sich hierzu deß Himmels/ oder deß Vogelflugs/ oder Crystalls/ vnd was dergleichen. Dann solche Arioli seynd gewest zu Rom/ die den Keyser Othonem verführet/ vnnd da er gefragt/ ob jhm das/ was er im Sinn habe glücken werde/ jhme von einer guten Reuolution vnd glücklichem Fortgang gesagt/ darauff er seyn Fürhaben mit Ermordung deß Keysers Galbae ins Werck gesetzt/ vnd an sein statt Keyser worden/ aber baldt hernach einem andern Keyser Vitellio gleicher weiß den Sattel raumen/ vnnd sich selbst ermorden müssen. Welcher Historien Beschreibung dem Cornelio Tacito zu dem jenigen Spruch Vrsach geben/ den Feselius fornen auffs Buch gesetzt: Daß nemlich die Mathematici, (war deßmal so viel als jetzt

Rv

die regulas Chaldaicas zeucht/ bey der Theologorum scharpffen Eynreden fürüber gehen/ supra 5. mit diesen Gedancken/ daß er seines guten Jntents halben nicht vnter dem gemeinen Hauffen begriffen seye/ sich solcher Straffpredigten den gemeinen fürwitzigen Mann annemen lassen/ vnd was jhm in specie zu nah kommen wolte/ am Bart abstreichen.

CXV.

Doch wirdt er in seinem Gewissen desto ruhiger seyn/ wann er die Sprüche der H. Schrifft/ auff welche die Prediger sich beruffen/ erwegen wirdt.

Wahr ists/ daß Leuitici 19. et 20. verbotten wirdt die Magos vnd Ariolos, Teutsch die Wahrsager vnnd Zeichendeuter/ raht zu fragen. Wie aber raht zufragen? Wann einer etwas wichtiges will anfahen/ vnd kömpt zu einem Ariolo, mit Forschung/ was diß sein angefangen Werck werde für ein Außgang gewinnen/ vnd sich nach demselben richten will: Wie der Römer gantzes Regiment im Heydenthumb auff solche ariolationes gebauwet gewest/ daß sie nichts haben fürgenommen/ ja auch von allem wichtigen Fürnemmen abgestanden/ wann jhnen nicht der Ariolus seine Zeichen glücklich gedeutet vnd außgelegt.

Da ich dann bekenne/ daß es gleich gelte/ der Wahrsager brauche sich hierzu deß Himmels/ oder deß Vogelflugs/ oder Crystalls/ vnd was dergleichen. Dann solche Arioli seynd gewest zu Rom/ die den Keyser Othonem verführet/ vnnd da er gefragt/ ob jhm das/ was er im Sinn habe glücken werde/ jhme von einer guten Reuolution vnd glücklichem Fortgang gesagt/ darauff er seyn Fürhaben mit Ermordung deß Keysers Galbae ins Werck gesetzt/ vnd an sein statt Keyser worden/ aber baldt hernach einem andern Keyser Vitellio gleicher weiß den Sattel raumen/ vnnd sich selbst ermorden müssen. Welcher Historien Beschreibung dem Cornelio Tacito zu dem jenigen Spruch Vrsach geben/ den Feselius fornen auffs Buch gesetzt: Daß nemlich die Mathematici, (war deßmal so viel als jetzt

Rv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="[Rv]"/>
die <hi rendition="#aq">regulas Chaldaicas </hi>zeucht/ bey der <hi rendition="#aq">Theologorum</hi> scharpffen Eynreden fürüber gehen/ <hi rendition="#aq">supra </hi>5. mit diesen Gedancken/ daß er seines guten Jntents halben
             nicht vnter dem gemeinen Hauffen begriffen seye/ sich solcher Straffpredigten den
             gemeinen fürwitzigen Mann annemen lassen/ vnd was jhm <hi rendition="#aq">in specie
             </hi>zu nah kommen wolte/ am Bart abstreichen. </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>CXV.</head><lb/>
          <p> Doch wirdt er in seinem Gewissen desto ruhiger seyn/ wann er die Sprüche der H.
             Schrifft/ auff welche die Prediger sich beruffen/ erwegen wirdt. </p>
          <p> Wahr ists/ daß <hi rendition="#aq">Leuitici </hi>19. et 20. verbotten wirdt die <hi rendition="#aq">Magos </hi>vnd <hi rendition="#aq">Ariolos</hi>, Teutsch die Wahrsager
             vnnd Zeichendeuter/ raht zu fragen. Wie aber raht zufragen? Wann einer etwas wichtiges
             will anfahen/ vnd kömpt zu einem <hi rendition="#aq">Ariolo</hi>, mit Forschung/ was diß
             sein angefangen Werck werde für ein Außgang gewinnen/ vnd sich nach demselben richten
             will: Wie der Römer gantzes Regiment im Heydenthumb auff solche <hi rendition="#aq">ariolationes </hi>gebauwet gewest/ daß sie nichts haben fürgenommen/ ja auch von
             allem wichtigen Fürnemmen abgestanden/ wann jhnen nicht der <hi rendition="#aq">Ariolus
             </hi>seine Zeichen glücklich gedeutet vnd außgelegt. </p>
          <p> Da ich dann bekenne/ daß es gleich gelte/ der Wahrsager brauche sich hierzu deß
             Himmels/ oder deß Vogelflugs/ oder Crystalls/ vnd was dergleichen. Dann solche <hi rendition="#aq">Arioli </hi>seynd gewest zu Rom/ die den Keyser <hi rendition="#aq">Othonem</hi> verführet/ vnnd da er gefragt/ ob jhm das/ was er im Sinn habe glücken
             werde/ jhme von einer guten Reuolution vnd glücklichem Fortgang gesagt/ darauff er seyn
             Fürhaben mit Ermordung deß Keysers <hi rendition="#aq">Galbae </hi>ins Werck gesetzt/
             vnd an sein statt Keyser worden/ aber baldt hernach einem andern Keyser <hi rendition="#aq">Vitellio </hi>gleicher weiß den Sattel raumen/ vnnd sich selbst
             ermorden müssen. Welcher Historien Beschreibung dem <hi rendition="#aq">Cornelio Tacito </hi>zu dem jenigen Spruch Vrsach geben/ den <hi rendition="#aq">Feselius </hi>fornen auffs Buch gesetzt: Daß nemlich die <hi rendition="#aq">Mathematici</hi>, (war deßmal so viel als jetzt
             <fw type="sig" place="bottom">Rv</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Rv]/0147] die regulas Chaldaicas zeucht/ bey der Theologorum scharpffen Eynreden fürüber gehen/ supra 5. mit diesen Gedancken/ daß er seines guten Jntents halben nicht vnter dem gemeinen Hauffen begriffen seye/ sich solcher Straffpredigten den gemeinen fürwitzigen Mann annemen lassen/ vnd was jhm in specie zu nah kommen wolte/ am Bart abstreichen. CXV. Doch wirdt er in seinem Gewissen desto ruhiger seyn/ wann er die Sprüche der H. Schrifft/ auff welche die Prediger sich beruffen/ erwegen wirdt. Wahr ists/ daß Leuitici 19. et 20. verbotten wirdt die Magos vnd Ariolos, Teutsch die Wahrsager vnnd Zeichendeuter/ raht zu fragen. Wie aber raht zufragen? Wann einer etwas wichtiges will anfahen/ vnd kömpt zu einem Ariolo, mit Forschung/ was diß sein angefangen Werck werde für ein Außgang gewinnen/ vnd sich nach demselben richten will: Wie der Römer gantzes Regiment im Heydenthumb auff solche ariolationes gebauwet gewest/ daß sie nichts haben fürgenommen/ ja auch von allem wichtigen Fürnemmen abgestanden/ wann jhnen nicht der Ariolus seine Zeichen glücklich gedeutet vnd außgelegt. Da ich dann bekenne/ daß es gleich gelte/ der Wahrsager brauche sich hierzu deß Himmels/ oder deß Vogelflugs/ oder Crystalls/ vnd was dergleichen. Dann solche Arioli seynd gewest zu Rom/ die den Keyser Othonem verführet/ vnnd da er gefragt/ ob jhm das/ was er im Sinn habe glücken werde/ jhme von einer guten Reuolution vnd glücklichem Fortgang gesagt/ darauff er seyn Fürhaben mit Ermordung deß Keysers Galbae ins Werck gesetzt/ vnd an sein statt Keyser worden/ aber baldt hernach einem andern Keyser Vitellio gleicher weiß den Sattel raumen/ vnnd sich selbst ermorden müssen. Welcher Historien Beschreibung dem Cornelio Tacito zu dem jenigen Spruch Vrsach geben/ den Feselius fornen auffs Buch gesetzt: Daß nemlich die Mathematici, (war deßmal so viel als jetzt Rv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/147
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Rv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/147>, abgerufen am 23.04.2024.