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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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Wann Aristotelis Buch de Plantis noch fürhanden were/ würde er drauß wol zu ersehen haben/ wieviel die rerum signatura gelten würde. Dann auß seinen Büchern de animalibus erscheinet leicht/ was er würde für einen Proceß geführt haben. Wer wil glauben/ daß er drinnen vbergangen habe/ daß die stachelechte Bäum oder Gesträuß in jhren Früchten einen Safft haben/ der da eynbeisset/ incidit, vnd also den Durst leschet/ vnd für die Hitz gut ist. Wann schon es sich nicht durchauß also verhält in allen speciebus, so wirdt er aber schon die nohtdürfftige zusätze auch gefunden/ vnd die Gleichheit zwischen dem stechen deß Dorns/ vnnd zwischen dem stechen deß Saffts nicht in Windt geschlagen haben.

Was nun hie D. Feselius für instantias etlicher Kräutter eynführet/ besorge ich/ ein Medicus möchte auch etwas einzureden haben/ E 4. vnnd etwan nicht gestehen/ daß die rohte Rose allerdings kalter art/ ob sie schon für die Hitz gut/ weil ich bey Herrn Tycho Brahae gesehen/ daß er den allerschärpffesten/ hitzigsten/ vnd auff der Zungen gantz subtil brennenden Brandtwein auß rohten Rosenblätter ohne Maceration in einem andern Brandtwein extrahirt. Jtem möchten sie sagen/ man soll nicht eben auff die Farb sehen/ oder man soll Blüht vnd Frucht von einander vnterscheiden: Oder auch diß/ D. Feselius soll die mineralia vnd vegetabilia nit vnter ein regulam ziehen/ vnd was dessen dings mehr/ welches ich/ als der ich kein Medicus, an jetzo fahren lasse.

CXXVII.

Allein diß zu melden/ daß auß den Farben der Sternen Liechts jhr Eygenschafft viel vernünfftiger erforschet werde/ dann in den andern Creaturen/ die nicht also leuchten: sonderlich wann diß principium angenommen vnd gesetzt wirdt/ daß solches Liecht jhr eygen/ vnd auß den durchleuchtenden Kugeln herfür komme.

Jch sage nicht eben/ viel warhafftiger/ sondern allein viel vernünfftiger. Dann ob es wahr/ vnd vns deß Martis fewriger Schein nicht betrüge/ das muß man hernach auß der Erfahrung lernen/

Siiijr

Wann Aristotelis Buch de Plantis noch fürhanden were/ würde er drauß wol zu ersehen haben/ wieviel die rerum signatura gelten würde. Dann auß seinen Büchern de animalibus erscheinet leicht/ was er würde für einen Proceß geführt haben. Wer wil glauben/ daß er drinnen vbergangen habe/ daß die stachelechte Bäum oder Gesträuß in jhren Früchten einen Safft haben/ der da eynbeisset/ incidit, vnd also den Durst leschet/ vnd für die Hitz gut ist. Wann schon es sich nicht durchauß also verhält in allen speciebus, so wirdt er aber schon die nohtdürfftige zusätze auch gefunden/ vnd die Gleichheit zwischen dem stechen deß Dorns/ vnnd zwischen dem stechen deß Saffts nicht in Windt geschlagen haben.

Was nun hie D. Feselius für instantias etlicher Kräutter eynführet/ besorge ich/ ein Medicus möchte auch etwas einzureden haben/ E 4. vnnd etwan nicht gestehen/ daß die rohte Rose allerdings kalter art/ ob sie schon für die Hitz gut/ weil ich bey Herrn Tycho Brahae gesehen/ daß er den allerschärpffesten/ hitzigsten/ vnd auff der Zungen gantz subtil brennenden Brandtwein auß rohten Rosenblätter ohne Maceration in einem andern Brandtwein extrahirt. Jtem möchten sie sagen/ man soll nicht eben auff die Farb sehen/ oder man soll Blüht vnd Frucht von einander vnterscheiden: Oder auch diß/ D. Feselius soll die mineralia vnd vegetabilia nit vnter ein regulam ziehen/ vnd was dessen dings mehr/ welches ich/ als der ich kein Medicus, an jetzo fahren lasse.

CXXVII.

Allein diß zu melden/ daß auß den Farben der Sternen Liechts jhr Eygenschafft viel vernünfftiger erforschet werde/ dann in den andern Creaturen/ die nicht also leuchten: sonderlich wann diß principium angenommen vnd gesetzt wirdt/ daß solches Liecht jhr eygen/ vnd auß den durchleuchtenden Kugeln herfür komme.

Jch sage nicht eben/ viel warhafftiger/ sondern allein viel vernünfftiger. Dann ob es wahr/ vnd vns deß Martis fewriger Schein nicht betrüge/ das muß man hernach auß der Erfahrung lernen/

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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Siiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/162>, abgerufen am 29.03.2024.