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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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materiae an vnd für sich selber kalt/ auch ohne eine anerschaffene Tugendt. Vnd so bald die Wärmung von aussen auffhöret/ so werden die corpora wider kalt. Also ists auff hohen Gebürgen kalt vnd ewiger Schnee/ weil die Lufft dünne/ vnd den Sonnenschein nit auffhält/ sondern durchfallen lässet.

Wie kömpt es dann/ daß auch diese negatio caloris ein positiua qualitas wirdt/ vnd der Windt oder fahrende Lufft/ der doch Aristoteli von Natur warm seyn soll/ alle Gefröhr vervrsachet/ vnd ein vbernatürliche Kälte in das Wasser bringt/ also daß solch Wasser darüber auch sein natürliche Eygenschafft/ die Flüssigkeit verliehren soll/ vnd actu nicht feucht/ sondern trucken wirdt?

Oder wil D. Feselius lieber bekennen/ daß auch die so hart anziehende Windt noch nicht allerdings ohne Wärme/ sondern nur kälter seyen dann das Wasser? Er sage nun eins oder das ander/ so kann mein Saturnus darneben hinhotten/ also/ daß entweder auß seinem minus oder carentia in der Wärmung/ ein gantze völlige positiua qualitas frigoris vnnd Kälte werde: oder daß er noch alle weil dieses minus behalte/ vnd dannoch kalt mache/ bey denen Creaturen/ die noch wärmer seyndt als er.

CXXIX.

F 1. D. Feselius kömpt weytter/ vnd sagt/ aller Planeten Liecht sey von der Sonnen/ vnd sey derowegen einerley/ hab keine verschiedene Qualiteten.

Antwort/ ob alles Liecht von der Sonnen außfliesse/ ist vngewiß von den Sternen. Bey vns auff Erden gibt das Feuwer/ vnnd die Katzen Augen auch jhr Liecht/ vnnd haben es nicht von der Sonnen/ Optice darvon zu reden. Dergleichen kans mit den Sternen auch zugehen. Dann D. Feselius stellet sich zwar als wölle er der Astronomorum Eynreden alle beyde widerlegen/ nimbt sich aber nur vmb eine an/ vnd das auch nicht nach Nohtdurfft.

Jch frage/ wann Martis vnd Veneris Liecht von der Sonnen kömpt/ warvmb sieht man sie so starck in coniunctione cum Sole,

Tiijv

materiae an vnd für sich selber kalt/ auch ohne eine anerschaffene Tugendt. Vnd so bald die Wärmung von aussen auffhöret/ so werden die corpora wider kalt. Also ists auff hohen Gebürgen kalt vnd ewiger Schnee/ weil die Lufft dünne/ vnd den Sonnenschein nit auffhält/ sondern durchfallen lässet.

Wie kömpt es dann/ daß auch diese negatio caloris ein positiua qualitas wirdt/ vnd der Windt oder fahrende Lufft/ der doch Aristoteli von Natur warm seyn soll/ alle Gefröhr vervrsachet/ vnd ein vbernatürliche Kälte in das Wasser bringt/ also daß solch Wasser darüber auch sein natürliche Eygenschafft/ die Flüssigkeit verliehren soll/ vnd actu nicht feucht/ sondern trucken wirdt?

Oder wil D. Feselius lieber bekennen/ daß auch die so hart anziehende Windt noch nicht allerdings ohne Wärme/ sondern nur kälter seyen dann das Wasser? Er sage nun eins oder das ander/ so kann mein Saturnus darneben hinhotten/ also/ daß entweder auß seinem minus oder carentia in der Wärmung/ ein gantze völlige positiua qualitas frigoris vnnd Kälte werde: oder daß er noch alle weil dieses minus behalte/ vnd dannoch kalt mache/ bey denen Creaturen/ die noch wärmer seyndt als er.

CXXIX.

F 1. D. Feselius kömpt weytter/ vnd sagt/ aller Planeten Liecht sey von der Sonnen/ vnd sey derowegen einerley/ hab keine verschiedene Qualiteten.

Antwort/ ob alles Liecht von der Sonnen außfliesse/ ist vngewiß von den Sternen. Bey vns auff Erden gibt das Feuwer/ vnnd die Katzen Augen auch jhr Liecht/ vnnd haben es nicht von der Sonnen/ Optice darvon zu reden. Dergleichen kans mit den Sternen auch zugehen. Dann D. Feselius stellet sich zwar als wölle er der Astronomorum Eynreden alle beyde widerlegen/ nimbt sich aber nur vmb eine an/ vnd das auch nicht nach Nohtdurfft.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Tiijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/167>, abgerufen am 23.04.2024.