Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite
Probirgefässe von Thon.

Feuerbestän-
digkeit.

1) Feuerbeständigkeit bei der Temperatur, welcher sie
auszusetzen sind. Die Feuerbeständigkeit hängt hauptsächlich
von der Zusammensetzung des Thones ab und nimmt zu, je
reicher derselbe an Thonerde und je ärmer an fremden Bei-
mengungen. Am nachtheiligsten sind Alkalien, dann folgen
Eisenoxydul, Manganoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, und am
wenigsten Talkerde. Ein Gehalt an Schwefelkies bewirkt Springen,
Aufblähen und Schmelzen, schon 1/4 % phosphorsaure Salze
Schmelzen. Auch ein Bitumengehalt ist schädlich. Während
3--4 % Eisenoxyd noch nicht sehr stark einwirken, ist ein
gleich grosser Alkaligehalt schon sehr schädlich. Bei einem sich
nur gelb und nicht roth brennenden Thon ist der Eisengehalt
nicht zu fürchten. Mechanisch beigemengte Kieselsäure steigert
die Strengflüssigkeit nach Bischof1) bis zu einem gewissen
Temperaturgrade, steigt letzterer aber höher, z. B. bis zur Guss-
stahlschmelzhitze, so trägt diese Kieselsäure zum Flüssigwerden
des Thones bei, so dass in den andauerndsten und höchsten
Hitzgraden, deren man aber seltener bedarf, der thonerdereichste
Thon der feuerbeständigste ist. Zur Erhöhung der Feuer-
beständigkeit giebt man dem Thone zuweilen Zusätze, z. B. Sand,
Chamotte, kohlehaltige Stoffe etc. Während nach Bischof2)
die amorphe Kieselerde geradezu im Thon als Flussmittel auf-
treten kann, so erhöht die krystallisirte die Strengflüssigkeit.


Prüfung auf
die Feuerbe-
ständigkeit.

Von der Feuerbeständigkeit eines Thones kann man durch
die chemische Analyse weniger als durch directe Glüheproben
Aufschluss erhalten. Die chemische Analyse lässt zwar schliessen,
wenn die vorhin erwähnten schädlichen Stoffe 1/15--1/20 aus-
machen oder wenn man Bruchtheile eines Procentes an Alkalien
oder phosphorsauren Salzen findet, dass der untersuchte Thon
nicht zu dem besten feuerfesten gehört; sie lässt aber unent-
schieden, ob die Kieselsäure frei oder gebunden, löslich oder un-
löslich, ob Basen frei vorhanden oder silicirt sind. Durch vorherige
Schlämmversuche kann man nach Fresenius3) die freie Kiesel-
säure, wenn sie einigermassen körnig oder sandig ist, abscheiden.

Glüheproben werden entweder mit dem Thon für sich oder
mit Zusätzen ausgeführt. Letzteres Verfahren wendet Bischof4)

1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 91. S. 19.
2) Dingl. Bd. 174. S. 140.
3) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 67. S. 64.
4) Dingl. Bd. 159. S. 51, 121; Bd. 161. S. 208, 291; Bd. 164. S. 116;
Bd. 169. Heft 5 u. 6.
Probirgefässe von Thon.

Feuerbestän-
digkeit.

1) Feuerbeständigkeit bei der Temperatur, welcher sie
auszusetzen sind. Die Feuerbeständigkeit hängt hauptsächlich
von der Zusammensetzung des Thones ab und nimmt zu, je
reicher derselbe an Thonerde und je ärmer an fremden Bei-
mengungen. Am nachtheiligsten sind Alkalien, dann folgen
Eisenoxydul, Manganoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, und am
wenigsten Talkerde. Ein Gehalt an Schwefelkies bewirkt Springen,
Aufblähen und Schmelzen, schon ¼ % phosphorsaure Salze
Schmelzen. Auch ein Bitumengehalt ist schädlich. Während
3—4 % Eisenoxyd noch nicht sehr stark einwirken, ist ein
gleich grosser Alkaligehalt schon sehr schädlich. Bei einem sich
nur gelb und nicht roth brennenden Thon ist der Eisengehalt
nicht zu fürchten. Mechanisch beigemengte Kieselsäure steigert
die Strengflüssigkeit nach Bischof1) bis zu einem gewissen
Temperaturgrade, steigt letzterer aber höher, z. B. bis zur Guss-
stahlschmelzhitze, so trägt diese Kieselsäure zum Flüssigwerden
des Thones bei, so dass in den andauerndsten und höchsten
Hitzgraden, deren man aber seltener bedarf, der thonerdereichste
Thon der feuerbeständigste ist. Zur Erhöhung der Feuer-
beständigkeit giebt man dem Thone zuweilen Zusätze, z. B. Sand,
Chamotte, kohlehaltige Stoffe etc. Während nach Bischof2)
die amorphe Kieselerde geradezu im Thon als Flussmittel auf-
treten kann, so erhöht die krystallisirte die Strengflüssigkeit.


Prüfung auf
die Feuerbe-
ständigkeit.

Von der Feuerbeständigkeit eines Thones kann man durch
die chemische Analyse weniger als durch directe Glüheproben
Aufschluss erhalten. Die chemische Analyse lässt zwar schliessen,
wenn die vorhin erwähnten schädlichen Stoffe 1/15—1/20 aus-
machen oder wenn man Bruchtheile eines Procentes an Alkalien
oder phosphorsauren Salzen findet, dass der untersuchte Thon
nicht zu dem besten feuerfesten gehört; sie lässt aber unent-
schieden, ob die Kieselsäure frei oder gebunden, löslich oder un-
löslich, ob Basen frei vorhanden oder silicirt sind. Durch vorherige
Schlämmversuche kann man nach Fresenius3) die freie Kiesel-
säure, wenn sie einigermassen körnig oder sandig ist, abscheiden.

Glüheproben werden entweder mit dem Thon für sich oder
mit Zusätzen ausgeführt. Letzteres Verfahren wendet Bischof4)

1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 91. S. 19.
2) Dingl. Bd. 174. S. 140.
3) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 67. S. 64.
4) Dingl. Bd. 159. S. 51, 121; Bd. 161. S. 208, 291; Bd. 164. S. 116;
Bd. 169. Heft 5 u. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0114" n="76"/>
              <fw place="top" type="header">Probirgefässe von Thon.</fw><lb/>
              <note place="left">Feuerbestän-<lb/>
digkeit.</note>
              <p>1) <hi rendition="#g">Feuerbeständigkeit</hi> bei der Temperatur, welcher sie<lb/>
auszusetzen sind. Die Feuerbeständigkeit hängt hauptsächlich<lb/>
von der Zusammensetzung des Thones ab und nimmt zu, je<lb/>
reicher derselbe an Thonerde und je ärmer an fremden Bei-<lb/>
mengungen. Am nachtheiligsten sind Alkalien, dann folgen<lb/>
Eisenoxydul, Manganoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, und am<lb/>
wenigsten Talkerde. Ein Gehalt an Schwefelkies bewirkt Springen,<lb/>
Aufblähen und Schmelzen, schon ¼ % phosphorsaure Salze<lb/>
Schmelzen. Auch ein Bitumengehalt ist schädlich. Während<lb/>
3&#x2014;4 % Eisenoxyd noch nicht sehr stark einwirken, ist ein<lb/>
gleich grosser Alkaligehalt schon sehr schädlich. Bei einem sich<lb/>
nur gelb und nicht roth brennenden Thon ist der Eisengehalt<lb/>
nicht zu fürchten. Mechanisch beigemengte Kieselsäure steigert<lb/>
die Strengflüssigkeit nach <hi rendition="#k">Bischof</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Erdm</hi>., J. f. pr. Chem. Bd. 91. S. 19.</note> bis zu einem gewissen<lb/>
Temperaturgrade, steigt letzterer aber höher, z. B. bis zur Guss-<lb/>
stahlschmelzhitze, so trägt diese Kieselsäure zum Flüssigwerden<lb/>
des Thones bei, so dass in den andauerndsten und höchsten<lb/>
Hitzgraden, deren man aber seltener bedarf, der thonerdereichste<lb/>
Thon der feuerbeständigste ist. Zur Erhöhung der Feuer-<lb/>
beständigkeit giebt man dem Thone zuweilen Zusätze, z. B. Sand,<lb/>
Chamotte, kohlehaltige Stoffe etc. Während nach <hi rendition="#k">Bischof</hi><note place="foot" n="2)"><hi rendition="#k">Dingl</hi>. Bd. 174. S. 140.</note><lb/>
die amorphe Kieselerde geradezu im Thon als Flussmittel auf-<lb/>
treten kann, so erhöht die krystallisirte die Strengflüssigkeit.</p><lb/>
              <note place="left">Prüfung auf<lb/>
die Feuerbe-<lb/>
ständigkeit.</note>
              <p>Von der Feuerbeständigkeit eines Thones kann man durch<lb/>
die chemische Analyse weniger als durch directe Glüheproben<lb/>
Aufschluss erhalten. Die chemische Analyse lässt zwar schliessen,<lb/>
wenn die vorhin erwähnten schädlichen Stoffe 1/15&#x2014;1/20 aus-<lb/>
machen oder wenn man Bruchtheile eines Procentes an Alkalien<lb/>
oder phosphorsauren Salzen findet, dass der untersuchte Thon<lb/>
nicht zu dem besten feuerfesten gehört; sie lässt aber unent-<lb/>
schieden, ob die Kieselsäure frei oder gebunden, löslich oder un-<lb/>
löslich, ob Basen frei vorhanden oder silicirt sind. Durch vorherige<lb/>
Schlämmversuche kann man nach <hi rendition="#k">Fresenius</hi><note place="foot" n="3)"><hi rendition="#k">Erdm.</hi>, J. f. pr. Chem. Bd. 67. S. 64.</note> die freie Kiesel-<lb/>
säure, wenn sie einigermassen körnig oder sandig ist, abscheiden.</p><lb/>
              <p>Glüheproben werden entweder mit dem Thon für sich oder<lb/>
mit Zusätzen ausgeführt. Letzteres Verfahren wendet <hi rendition="#k">Bischof</hi><note place="foot" n="4)"><hi rendition="#k">Dingl</hi>. Bd. 159. S. 51, 121; Bd. 161. S. 208, 291; Bd. 164. S. 116;<lb/>
Bd. 169. Heft 5 u. 6.</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0114] Probirgefässe von Thon. 1) Feuerbeständigkeit bei der Temperatur, welcher sie auszusetzen sind. Die Feuerbeständigkeit hängt hauptsächlich von der Zusammensetzung des Thones ab und nimmt zu, je reicher derselbe an Thonerde und je ärmer an fremden Bei- mengungen. Am nachtheiligsten sind Alkalien, dann folgen Eisenoxydul, Manganoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, und am wenigsten Talkerde. Ein Gehalt an Schwefelkies bewirkt Springen, Aufblähen und Schmelzen, schon ¼ % phosphorsaure Salze Schmelzen. Auch ein Bitumengehalt ist schädlich. Während 3—4 % Eisenoxyd noch nicht sehr stark einwirken, ist ein gleich grosser Alkaligehalt schon sehr schädlich. Bei einem sich nur gelb und nicht roth brennenden Thon ist der Eisengehalt nicht zu fürchten. Mechanisch beigemengte Kieselsäure steigert die Strengflüssigkeit nach Bischof 1) bis zu einem gewissen Temperaturgrade, steigt letzterer aber höher, z. B. bis zur Guss- stahlschmelzhitze, so trägt diese Kieselsäure zum Flüssigwerden des Thones bei, so dass in den andauerndsten und höchsten Hitzgraden, deren man aber seltener bedarf, der thonerdereichste Thon der feuerbeständigste ist. Zur Erhöhung der Feuer- beständigkeit giebt man dem Thone zuweilen Zusätze, z. B. Sand, Chamotte, kohlehaltige Stoffe etc. Während nach Bischof 2) die amorphe Kieselerde geradezu im Thon als Flussmittel auf- treten kann, so erhöht die krystallisirte die Strengflüssigkeit. Von der Feuerbeständigkeit eines Thones kann man durch die chemische Analyse weniger als durch directe Glüheproben Aufschluss erhalten. Die chemische Analyse lässt zwar schliessen, wenn die vorhin erwähnten schädlichen Stoffe 1/15—1/20 aus- machen oder wenn man Bruchtheile eines Procentes an Alkalien oder phosphorsauren Salzen findet, dass der untersuchte Thon nicht zu dem besten feuerfesten gehört; sie lässt aber unent- schieden, ob die Kieselsäure frei oder gebunden, löslich oder un- löslich, ob Basen frei vorhanden oder silicirt sind. Durch vorherige Schlämmversuche kann man nach Fresenius 3) die freie Kiesel- säure, wenn sie einigermassen körnig oder sandig ist, abscheiden. Glüheproben werden entweder mit dem Thon für sich oder mit Zusätzen ausgeführt. Letzteres Verfahren wendet Bischof 4) 1) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 91. S. 19. 2) Dingl. Bd. 174. S. 140. 3) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 67. S. 64. 4) Dingl. Bd. 159. S. 51, 121; Bd. 161. S. 208, 291; Bd. 164. S. 116; Bd. 169. Heft 5 u. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/114
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/114>, abgerufen am 19.04.2024.