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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 45. Glasgefässe.
gestellt und beim Ablesen des Flüssigkeitsstandes das Auge in
gleiches Niveau mit der untern Grenzlinie der schwarzen Zone
gebracht. -- Mohr's Quetschhahnbürette a (Taf. VII.
Fig. 135) eignet sich nicht für die Anwendung von Chamäleon-
lösung, welche von der mit Quetschhahn b versehenen Kaut-
schukröhre d zersetzt wird. An letzterer ist eine schräg abge-
schnittene ausgezogene Glasröhre c befestigt.

d) Pipetten, zum Abmessen bestimmter Volumina, entwe-
der am Halse mit einer Marke a versehen, bis zu welcher gefüllt
sie ein gewisses Volumen enthalten (Vollpipetten, Taf. VIII.
Fig. 157) oder ähnlich calibrirt, wie die Büretten (Messpipet-
ten
, Taf. VI. Fig. 112) und dann in ganze, halbe oder zehntel-
C. C. eingetheilt. Eine solche Pipette von 50 C. C. Inhalt und
in einzelne C. C. getheilt hat z. B. 17 Mm. Durchmesser und
45 Cm. Länge, eine solche von 10 C. C. Inhalt in 1/10 C. C.
getheilt bei gleicher Länge etwa 8 Mm. Durchmesser. Man
saugt die Flüssigkeit entweder durch die Ausflussöffnung bis
über die Marke oder taucht das Instrument bis über die Marke
in eine Flüssigkeit ein, verschliesst das obere zusammengezogene
Ende mit dem Zeigefinger, lässt durch passendes Lüften desselben
die Flüssigkeit bis zur Marke auslaufen und entleert dieselbe,
nachdem der unten anhängende Tropfen abgestreift, ihres Inhalts
durch Wegnehmen des Fingers in ein behufiges Gefäss, an dessen
nasse Wand zum möglichst vollständigen Auslaufen das Ende
der Pipette gehalten wird (Pipettes a l'ecoulement). Seltener
lässt man, z. B. bei dem Gay-Lussac'schen Silberprobenapparat,
den Inhalt der Pipette in einem zusammenhängenden Strahle
auslaufen und zählt den in der untern Oeffnung hängen bleiben-
den Tropfen nicht mit (Pipettes a l'ecoulement libre.)
Die Ungenauigkeiten, welche durch ein mehr oder weniger voll-
ständiges Auslaufen der Bürette entstehen können, sind da-
durch auf ein Minimum zu bringen, dass man die Flüssigkeit
nur bis zu einer unten in der Bürette angebrachten Marke aus-
fliessen lässt. Zuweilen ist die Pipette B mit dem Reservoir für
die Normallösung fest verbunden, wie beim Gay-Lussac'schen
Silberprobenapparat (Taf. VIII. Fig. 158). Bleiben in Folge
einer geringen Fettschicht Tropfen an den innern Wänden der
Pipette hängen, so entfernt man diese durch Aetzkalilösung,
Aether oder am besten durch eine mit Schwefelsäure versetzte
Lösung von saurem chromsauren Kali, hält auch wohl die Pipette
stets mit der Normallösung gefüllt.


Kerl, Probirkunst. 7

§. 45. Glasgefässe.
gestellt und beim Ablesen des Flüssigkeitsstandes das Auge in
gleiches Niveau mit der untern Grenzlinie der schwarzen Zone
gebracht. — Mohr’s Quetschhahnbürette a (Taf. VII.
Fig. 135) eignet sich nicht für die Anwendung von Chamäleon-
lösung, welche von der mit Quetschhahn b versehenen Kaut-
schukröhre d zersetzt wird. An letzterer ist eine schräg abge-
schnittene ausgezogene Glasröhre c befestigt.

d) Pipetten, zum Abmessen bestimmter Volumina, entwe-
der am Halse mit einer Marke a versehen, bis zu welcher gefüllt
sie ein gewisses Volumen enthalten (Vollpipetten, Taf. VIII.
Fig. 157) oder ähnlich calibrirt, wie die Büretten (Messpipet-
ten
, Taf. VI. Fig. 112) und dann in ganze, halbe oder zehntel-
C. C. eingetheilt. Eine solche Pipette von 50 C. C. Inhalt und
in einzelne C. C. getheilt hat z. B. 17 Mm. Durchmesser und
45 Cm. Länge, eine solche von 10 C. C. Inhalt in 1/10 C. C.
getheilt bei gleicher Länge etwa 8 Mm. Durchmesser. Man
saugt die Flüssigkeit entweder durch die Ausflussöffnung bis
über die Marke oder taucht das Instrument bis über die Marke
in eine Flüssigkeit ein, verschliesst das obere zusammengezogene
Ende mit dem Zeigefinger, lässt durch passendes Lüften desselben
die Flüssigkeit bis zur Marke auslaufen und entleert dieselbe,
nachdem der unten anhängende Tropfen abgestreift, ihres Inhalts
durch Wegnehmen des Fingers in ein behufiges Gefäss, an dessen
nasse Wand zum möglichst vollständigen Auslaufen das Ende
der Pipette gehalten wird (Pipettes à l’écoulement). Seltener
lässt man, z. B. bei dem Gay-Lussac’schen Silberprobenapparat,
den Inhalt der Pipette in einem zusammenhängenden Strahle
auslaufen und zählt den in der untern Oeffnung hängen bleiben-
den Tropfen nicht mit (Pipettes à l’écoulement libre.)
Die Ungenauigkeiten, welche durch ein mehr oder weniger voll-
ständiges Auslaufen der Bürette entstehen können, sind da-
durch auf ein Minimum zu bringen, dass man die Flüssigkeit
nur bis zu einer unten in der Bürette angebrachten Marke aus-
fliessen lässt. Zuweilen ist die Pipette B mit dem Reservoir für
die Normallösung fest verbunden, wie beim Gay-Lussac’schen
Silberprobenapparat (Taf. VIII. Fig. 158). Bleiben in Folge
einer geringen Fettschicht Tropfen an den innern Wänden der
Pipette hängen, so entfernt man diese durch Aetzkalilösung,
Aether oder am besten durch eine mit Schwefelsäure versetzte
Lösung von saurem chromsauren Kali, hält auch wohl die Pipette
stets mit der Normallösung gefüllt.


Kerl, Probirkunst. 7
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[97/0135] §. 45. Glasgefässe. gestellt und beim Ablesen des Flüssigkeitsstandes das Auge in gleiches Niveau mit der untern Grenzlinie der schwarzen Zone gebracht. — Mohr’s Quetschhahnbürette a (Taf. VII. Fig. 135) eignet sich nicht für die Anwendung von Chamäleon- lösung, welche von der mit Quetschhahn b versehenen Kaut- schukröhre d zersetzt wird. An letzterer ist eine schräg abge- schnittene ausgezogene Glasröhre c befestigt. d) Pipetten, zum Abmessen bestimmter Volumina, entwe- der am Halse mit einer Marke a versehen, bis zu welcher gefüllt sie ein gewisses Volumen enthalten (Vollpipetten, Taf. VIII. Fig. 157) oder ähnlich calibrirt, wie die Büretten (Messpipet- ten, Taf. VI. Fig. 112) und dann in ganze, halbe oder zehntel- C. C. eingetheilt. Eine solche Pipette von 50 C. C. Inhalt und in einzelne C. C. getheilt hat z. B. 17 Mm. Durchmesser und 45 Cm. Länge, eine solche von 10 C. C. Inhalt in 1/10 C. C. getheilt bei gleicher Länge etwa 8 Mm. Durchmesser. Man saugt die Flüssigkeit entweder durch die Ausflussöffnung bis über die Marke oder taucht das Instrument bis über die Marke in eine Flüssigkeit ein, verschliesst das obere zusammengezogene Ende mit dem Zeigefinger, lässt durch passendes Lüften desselben die Flüssigkeit bis zur Marke auslaufen und entleert dieselbe, nachdem der unten anhängende Tropfen abgestreift, ihres Inhalts durch Wegnehmen des Fingers in ein behufiges Gefäss, an dessen nasse Wand zum möglichst vollständigen Auslaufen das Ende der Pipette gehalten wird (Pipettes à l’écoulement). Seltener lässt man, z. B. bei dem Gay-Lussac’schen Silberprobenapparat, den Inhalt der Pipette in einem zusammenhängenden Strahle auslaufen und zählt den in der untern Oeffnung hängen bleiben- den Tropfen nicht mit (Pipettes à l’écoulement libre.) Die Ungenauigkeiten, welche durch ein mehr oder weniger voll- ständiges Auslaufen der Bürette entstehen können, sind da- durch auf ein Minimum zu bringen, dass man die Flüssigkeit nur bis zu einer unten in der Bürette angebrachten Marke aus- fliessen lässt. Zuweilen ist die Pipette B mit dem Reservoir für die Normallösung fest verbunden, wie beim Gay-Lussac’schen Silberprobenapparat (Taf. VIII. Fig. 158). Bleiben in Folge einer geringen Fettschicht Tropfen an den innern Wänden der Pipette hängen, so entfernt man diese durch Aetzkalilösung, Aether oder am besten durch eine mit Schwefelsäure versetzte Lösung von saurem chromsauren Kali, hält auch wohl die Pipette stets mit der Normallösung gefüllt. Kerl, Probirkunst. 7

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/135>, abgerufen am 23.04.2024.