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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 115. Tiegelschmelzprobe.

Für verschiedene Substanzen lassen sich nachstehende Pro-Probir-
verfahren.

birmethoden anwenden:

1) Silber und Gold enthaltende Krätzen mit einemProbe für
Krätzen.

Metallgehalt unter 1/2 %. Man thut nach Salomon 10 Gramm
Borax und 10 Gramm Weinstein in einen hessischen Tiegel
(Viertelschoppentiegel S. 84) und darauf 20 Gramm Glätte, be-
feuchtet dann die Tiegelwände durch sanftes Anhauchen und
dreht den Tiegel so lange, bis derselbe auf 2/3 Höhe einen
Ueberzug von Glätte erhalten hat, um demnächst ein Hängen-
bleiben von Gold- und Silbertheilchen an den Wänden zu ver
meiden. Sodann fügt man 15 Gramm Potasche und 25 Gramm
der gehörig vorbereiteten Krätze (aus welcher das besonders
zu probirende Siebgrobe mittelst eines sehr feinen Siebes aus-
geschieden, S. 250) hinzu, mengt das Ganze gehörig mit einem
breiten Spatel und giebt eine Decke von 10 Gramm Soda und
darauf eine etwa 12 Mm. starke Lage Kochsalz. Zuletzt streut
man noch ringsum an die Tiegelwände 5 Gramm Glätte. Man
wiegt nur Krätze und Glätte ab und giebt die andern Ingredi-
enzien dem Volum nach zu, nachdem man dessen Grösse nach
vorangegangener einmaliger Abwage ungefähr bestimmt hat.
Wiegt man nur 20 Gramm Krätze ab, so nimmt man kleinere
Tiegel (kleine Fünfter S. 250). Der Windofen (S. 56) wird mit
wallnussgrossen, am besten leichten Gaskoks gefüllt, diese, wenn sie
durchgeglüht sind, festgestampft und 6--8 Tiegel -- mittelst einer
Tiegelzange (Taf. VII. Fig. 130d) zwischen deren gekrümmten
Backen gefasst -- so in die glühenden Koks eingesetzt, dass der
Tiegelrand nur wenig aus denselben hervorragt. Die gekrümmten
Backen der Zange müssen so lang sein, dass beim Aufdrücken
der Rundung auf die Tiegelränder erstere nicht in die Schmelz-
masse hineinragt. Nachdem der Ofen bedeckt, erhöht man die
Temperatur allmälig, bis das Aufblähen der Masse vorüber ist,
dann steigert man die Hitze 15--20 Min. möglichst rasch und
hoch, damit die Proben dünn, blank und gleichmässig fliessen
und im Ganzen etwa nach 1/2 Stunde fertig sind. Nach dem
Erkalten des herausgenommenen Tiegels wird der Bleikönig
entschlackt und abgetrieben, nöthigenfalls zuvor noch bei einem
Antimon- oder Arsengehalt verschlackt. Kommt es auf sehr
grosse Genauigkeit an oder liegen grosse Krätzposten vor, so
stellt man eine Probe 5fach an, treibt die erhaltenen Könige
(gewöhnlich gegen 22 Gramm schwer) ab, wiegt die Metallkörner
und untersucht am besten im Gewichte stimmende 4 Körner

§. 115. Tiegelschmelzprobe.

Für verschiedene Substanzen lassen sich nachstehende Pro-Probir-
verfahren.

birmethoden anwenden:

1) Silber und Gold enthaltende Krätzen mit einemProbe für
Krätzen.

Metallgehalt unter ½ %. Man thut nach Salomon 10 Gramm
Borax und 10 Gramm Weinstein in einen hessischen Tiegel
(Viertelschoppentiegel S. 84) und darauf 20 Gramm Glätte, be-
feuchtet dann die Tiegelwände durch sanftes Anhauchen und
dreht den Tiegel so lange, bis derselbe auf ⅔ Höhe einen
Ueberzug von Glätte erhalten hat, um demnächst ein Hängen-
bleiben von Gold- und Silbertheilchen an den Wänden zu ver
meiden. Sodann fügt man 15 Gramm Potasche und 25 Gramm
der gehörig vorbereiteten Krätze (aus welcher das besonders
zu probirende Siebgrobe mittelst eines sehr feinen Siebes aus-
geschieden, S. 250) hinzu, mengt das Ganze gehörig mit einem
breiten Spatel und giebt eine Decke von 10 Gramm Soda und
darauf eine etwa 12 Mm. starke Lage Kochsalz. Zuletzt streut
man noch ringsum an die Tiegelwände 5 Gramm Glätte. Man
wiegt nur Krätze und Glätte ab und giebt die andern Ingredi-
enzien dem Volum nach zu, nachdem man dessen Grösse nach
vorangegangener einmaliger Abwage ungefähr bestimmt hat.
Wiegt man nur 20 Gramm Krätze ab, so nimmt man kleinere
Tiegel (kleine Fünfter S. 250). Der Windofen (S. 56) wird mit
wallnussgrossen, am besten leichten Gaskoks gefüllt, diese, wenn sie
durchgeglüht sind, festgestampft und 6—8 Tiegel — mittelst einer
Tiegelzange (Taf. VII. Fig. 130d) zwischen deren gekrümmten
Backen gefasst — so in die glühenden Koks eingesetzt, dass der
Tiegelrand nur wenig aus denselben hervorragt. Die gekrümmten
Backen der Zange müssen so lang sein, dass beim Aufdrücken
der Rundung auf die Tiegelränder erstere nicht in die Schmelz-
masse hineinragt. Nachdem der Ofen bedeckt, erhöht man die
Temperatur allmälig, bis das Aufblähen der Masse vorüber ist,
dann steigert man die Hitze 15—20 Min. möglichst rasch und
hoch, damit die Proben dünn, blank und gleichmässig fliessen
und im Ganzen etwa nach ½ Stunde fertig sind. Nach dem
Erkalten des herausgenommenen Tiegels wird der Bleikönig
entschlackt und abgetrieben, nöthigenfalls zuvor noch bei einem
Antimon- oder Arsengehalt verschlackt. Kommt es auf sehr
grosse Genauigkeit an oder liegen grosse Krätzposten vor, so
stellt man eine Probe 5fach an, treibt die erhaltenen Könige
(gewöhnlich gegen 22 Gramm schwer) ab, wiegt die Metallkörner
und untersucht am besten im Gewichte stimmende 4 Körner

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[263/0301] §. 115. Tiegelschmelzprobe. Für verschiedene Substanzen lassen sich nachstehende Pro- birmethoden anwenden: Probir- verfahren. 1) Silber und Gold enthaltende Krätzen mit einem Metallgehalt unter ½ %. Man thut nach Salomon 10 Gramm Borax und 10 Gramm Weinstein in einen hessischen Tiegel (Viertelschoppentiegel S. 84) und darauf 20 Gramm Glätte, be- feuchtet dann die Tiegelwände durch sanftes Anhauchen und dreht den Tiegel so lange, bis derselbe auf ⅔ Höhe einen Ueberzug von Glätte erhalten hat, um demnächst ein Hängen- bleiben von Gold- und Silbertheilchen an den Wänden zu ver meiden. Sodann fügt man 15 Gramm Potasche und 25 Gramm der gehörig vorbereiteten Krätze (aus welcher das besonders zu probirende Siebgrobe mittelst eines sehr feinen Siebes aus- geschieden, S. 250) hinzu, mengt das Ganze gehörig mit einem breiten Spatel und giebt eine Decke von 10 Gramm Soda und darauf eine etwa 12 Mm. starke Lage Kochsalz. Zuletzt streut man noch ringsum an die Tiegelwände 5 Gramm Glätte. Man wiegt nur Krätze und Glätte ab und giebt die andern Ingredi- enzien dem Volum nach zu, nachdem man dessen Grösse nach vorangegangener einmaliger Abwage ungefähr bestimmt hat. Wiegt man nur 20 Gramm Krätze ab, so nimmt man kleinere Tiegel (kleine Fünfter S. 250). Der Windofen (S. 56) wird mit wallnussgrossen, am besten leichten Gaskoks gefüllt, diese, wenn sie durchgeglüht sind, festgestampft und 6—8 Tiegel — mittelst einer Tiegelzange (Taf. VII. Fig. 130d) zwischen deren gekrümmten Backen gefasst — so in die glühenden Koks eingesetzt, dass der Tiegelrand nur wenig aus denselben hervorragt. Die gekrümmten Backen der Zange müssen so lang sein, dass beim Aufdrücken der Rundung auf die Tiegelränder erstere nicht in die Schmelz- masse hineinragt. Nachdem der Ofen bedeckt, erhöht man die Temperatur allmälig, bis das Aufblähen der Masse vorüber ist, dann steigert man die Hitze 15—20 Min. möglichst rasch und hoch, damit die Proben dünn, blank und gleichmässig fliessen und im Ganzen etwa nach ½ Stunde fertig sind. Nach dem Erkalten des herausgenommenen Tiegels wird der Bleikönig entschlackt und abgetrieben, nöthigenfalls zuvor noch bei einem Antimon- oder Arsengehalt verschlackt. Kommt es auf sehr grosse Genauigkeit an oder liegen grosse Krätzposten vor, so stellt man eine Probe 5fach an, treibt die erhaltenen Könige (gewöhnlich gegen 22 Gramm schwer) ab, wiegt die Metallkörner und untersucht am besten im Gewichte stimmende 4 Körner Probe für Krätzen.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/301>, abgerufen am 19.04.2024.