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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 172. Proben f. geschwefelte u. oxydirte Erze.

Bei einem Antimongehalt röstet man das Erz und, wenn
viel Arsen vorhanden, so glüht man das Probirgut zuvor in einer
bedeckten Tute. Im Uebrigen bestimmt man in Nickel- und
Kobalterzen einen Wismuthgehalt auf die S. 224 angegebene
Weise. Tellurwismuth mit 52--86,6 Bi giebt bei 1 stün-
digem Schmelzen in mässiger Rothglühhitze mit dem 2fachen
geglühten Weinstein in einem lutirten Tiegel seinen Wismuth-
gehalt ab Wird die Tellurkalium enthaltende Schlacke zer-
rieben, auf einem Filter mit ausgekochtem und wieder erkal-
tetem Wasser ausgelaugt, so scheidet sich aus der dunkelrothen
Lösung an der Luft graues Tellur aus.

2) Probe mit Cyankalium Das Probirgut wird nachVerfahren.
H. Rose 1) in einem nicht zu kleinen Porzellantiegel mit dem
5fachen Cyankalium einige Zeit geschmolzen, worauf man die
erfolgenden Metallkörner rasch mit Wasser auswäscht, dieselben
mit wässrigem, nicht zu starkem Alkohol trocknet und wägt.
Bei nicht vollständiger Zersetzung des Schwefelwismuths bleibt
ein schwarzes Pulver zurück und das Schmelzen mit Cyan-
kalium muss wiederholt werden. Schwefelwismuth erfordert
längere Zeit zum Schmelzen, als z. B. Wismuthoxyd und ba-
sisches Chlorwismuth.

3) Probe nach Analogie der Plattner'schenVerfahren.
Löthrohrprobe. 1 Probircentner Erz, bei einem grösseren
Arsengehalt nöthigenfalls geglüht, wird mit 25--30 Pfd. dickem
Eisendraht und 50--200 Pfd. feinem Silber in feinen Schnitzeln
oder Körnern in eine Bleitute gethan, mit dem 2--3fachen Pot-
asche und Mehl und 30--50 Pfd. Boraxglas bedeckt, eine Koch-
salzdecke gegeben, auf diese ein Kohlenstückchen gelegt und
nach Art einer Bleiprobe (S. 156) im bedeckten Tiegel unter
der Muffel geschmolzen. Hierbei wird Schwefelwismuth theils
vom Eisen, theils vom Alkali entschwefelt und giebt mit dem
Silber eine Legirung, welche, ohne zu spröde zu sein, sich
von dem mit Schwefeleisen überzogenen Eisen mit einiger Vor-
sicht durch den Hammer trennen lässt. Die Legirung lässt sich
sogar ausplatten, wenn auf 1 Theil Wismuth 3--4 Theile Silber
vorhanden sind. Der nach Abzug des Silbers bleibende Ueber-
schuss giebt den Wismuthgehalt des Königs an, insofern das
Erz nicht selbst einen grösseren Silbergehalt besitzt, der dann
besonders bestimmt werden muss. Eine nicht zu grosse Menge

1) Pogg. Ann. Bd. 91. S. 104.
§. 172. Proben f. geschwefelte u. oxydirte Erze.

Bei einem Antimongehalt röstet man das Erz und, wenn
viel Arsen vorhanden, so glüht man das Probirgut zuvor in einer
bedeckten Tute. Im Uebrigen bestimmt man in Nickel- und
Kobalterzen einen Wismuthgehalt auf die S. 224 angegebene
Weise. Tellurwismuth mit 52—86,6 Bi giebt bei 1 stün-
digem Schmelzen in mässiger Rothglühhitze mit dem 2fachen
geglühten Weinstein in einem lutirten Tiegel seinen Wismuth-
gehalt ab Wird die Tellurkalium enthaltende Schlacke zer-
rieben, auf einem Filter mit ausgekochtem und wieder erkal-
tetem Wasser ausgelaugt, so scheidet sich aus der dunkelrothen
Lösung an der Luft graues Tellur aus.

2) Probe mit Cyankalium Das Probirgut wird nachVerfahren.
H. Rose 1) in einem nicht zu kleinen Porzellantiegel mit dem
5fachen Cyankalium einige Zeit geschmolzen, worauf man die
erfolgenden Metallkörner rasch mit Wasser auswäscht, dieselben
mit wässrigem, nicht zu starkem Alkohol trocknet und wägt.
Bei nicht vollständiger Zersetzung des Schwefelwismuths bleibt
ein schwarzes Pulver zurück und das Schmelzen mit Cyan-
kalium muss wiederholt werden. Schwefelwismuth erfordert
längere Zeit zum Schmelzen, als z. B. Wismuthoxyd und ba-
sisches Chlorwismuth.

3) Probe nach Analogie der Plattner’schenVerfahren.
Löthrohrprobe. 1 Probircentner Erz, bei einem grösseren
Arsengehalt nöthigenfalls geglüht, wird mit 25—30 Pfd. dickem
Eisendraht und 50—200 Pfd. feinem Silber in feinen Schnitzeln
oder Körnern in eine Bleitute gethan, mit dem 2—3fachen Pot-
asche und Mehl und 30—50 Pfd. Boraxglas bedeckt, eine Koch-
salzdecke gegeben, auf diese ein Kohlenstückchen gelegt und
nach Art einer Bleiprobe (S. 156) im bedeckten Tiegel unter
der Muffel geschmolzen. Hierbei wird Schwefelwismuth theils
vom Eisen, theils vom Alkali entschwefelt und giebt mit dem
Silber eine Legirung, welche, ohne zu spröde zu sein, sich
von dem mit Schwefeleisen überzogenen Eisen mit einiger Vor-
sicht durch den Hammer trennen lässt. Die Legirung lässt sich
sogar ausplatten, wenn auf 1 Theil Wismuth 3—4 Theile Silber
vorhanden sind. Der nach Abzug des Silbers bleibende Ueber-
schuss giebt den Wismuthgehalt des Königs an, insofern das
Erz nicht selbst einen grösseren Silbergehalt besitzt, der dann
besonders bestimmt werden muss. Eine nicht zu grosse Menge

1) Pogg. Ann. Bd. 91. S. 104.
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[393/0431] §. 172. Proben f. geschwefelte u. oxydirte Erze. Bei einem Antimongehalt röstet man das Erz und, wenn viel Arsen vorhanden, so glüht man das Probirgut zuvor in einer bedeckten Tute. Im Uebrigen bestimmt man in Nickel- und Kobalterzen einen Wismuthgehalt auf die S. 224 angegebene Weise. Tellurwismuth mit 52—86,6 Bi giebt bei 1 stün- digem Schmelzen in mässiger Rothglühhitze mit dem 2fachen geglühten Weinstein in einem lutirten Tiegel seinen Wismuth- gehalt ab Wird die Tellurkalium enthaltende Schlacke zer- rieben, auf einem Filter mit ausgekochtem und wieder erkal- tetem Wasser ausgelaugt, so scheidet sich aus der dunkelrothen Lösung an der Luft graues Tellur aus. 2) Probe mit Cyankalium Das Probirgut wird nach H. Rose 1) in einem nicht zu kleinen Porzellantiegel mit dem 5fachen Cyankalium einige Zeit geschmolzen, worauf man die erfolgenden Metallkörner rasch mit Wasser auswäscht, dieselben mit wässrigem, nicht zu starkem Alkohol trocknet und wägt. Bei nicht vollständiger Zersetzung des Schwefelwismuths bleibt ein schwarzes Pulver zurück und das Schmelzen mit Cyan- kalium muss wiederholt werden. Schwefelwismuth erfordert längere Zeit zum Schmelzen, als z. B. Wismuthoxyd und ba- sisches Chlorwismuth. Verfahren. 3) Probe nach Analogie der Plattner’schen Löthrohrprobe. 1 Probircentner Erz, bei einem grösseren Arsengehalt nöthigenfalls geglüht, wird mit 25—30 Pfd. dickem Eisendraht und 50—200 Pfd. feinem Silber in feinen Schnitzeln oder Körnern in eine Bleitute gethan, mit dem 2—3fachen Pot- asche und Mehl und 30—50 Pfd. Boraxglas bedeckt, eine Koch- salzdecke gegeben, auf diese ein Kohlenstückchen gelegt und nach Art einer Bleiprobe (S. 156) im bedeckten Tiegel unter der Muffel geschmolzen. Hierbei wird Schwefelwismuth theils vom Eisen, theils vom Alkali entschwefelt und giebt mit dem Silber eine Legirung, welche, ohne zu spröde zu sein, sich von dem mit Schwefeleisen überzogenen Eisen mit einiger Vor- sicht durch den Hammer trennen lässt. Die Legirung lässt sich sogar ausplatten, wenn auf 1 Theil Wismuth 3—4 Theile Silber vorhanden sind. Der nach Abzug des Silbers bleibende Ueber- schuss giebt den Wismuthgehalt des Königs an, insofern das Erz nicht selbst einen grösseren Silbergehalt besitzt, der dann besonders bestimmt werden muss. Eine nicht zu grosse Menge Verfahren. 1) Pogg. Ann. Bd. 91. S. 104.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/431>, abgerufen am 20.04.2024.