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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Mechanische Operationen.
groskopischen Wassers schwerer erscheint; beim Einwägen legt
man die Gewichte auf die linke, beim Auswägen auf die rechte
Wagschale und verfährt beim Auflegen der Gewichte streng
systematisch, so dass das zu ermittelnde Gewicht in immer engere
Grenzen gebracht wird. Beim Aufbringen und Abnehmen von
Gewichten oder Probirgut muss die Wage meist arretirt sein.
Das Abwägen der Substanz geschieht in passenden Schälchen,
bei voluminöseren Stoffen auch wohl in Schiffchen von dünnem
Messingblech (Taf. VI. Fig. 113) oder Porzellan (Taf. VI. Fig. 114)

Die Menge der abzuwägenden Substanz richtet sich nach
deren Beschaffenheit und Reichhaltigkeit. Je mehr Substanz
man verwendet, um so genauer fallen die Resultate aus, doch
setzen die Grösse der Probirgefässe und die in den Probiröfen
zu erzielenden Temperaturen hierbei häufig eine Grenze.


Verfahren
eim Wägen.

Das Verfahren beim Einwägen selbst ändert sich, je nach-
dem die Probesubstanz in Pulverform oder in Streifen vorhan-
den ist.


ulverförmige
Körper.

1) Beim Einwägen pulverförmiger Substanzen wird das
gehörig zugerichtete Probemehl auf Glanzpapier aus der Proben-
büchse etc. zu einem Haufen aufgestürzt, dieser mit dem Proben-
löffel in spiralförmigen Windungen ausgebreitet, dann nach der
Mitte hin wieder in radialen Streifen zusammengezogen und aus
dem neu entstandenen Haufen von unten nach oben herauf der
Probenlöffel gefüllt. Bei auf die linke Wagschale gelegtem
Gewichte zieht man die Wage etwas auf, so dass sich die rechte
Wagschale ein wenig hebt und lässt nun aus dem Probelöffel
durch leises Klopfen an dessen Stiel vorsichtig so viel Probemehl
in das auf der Wagschale stehende Schälchen gelangen, bis die-
selbe eben beginnt sich zu neigen. Sodann arretirt man die
Wage, nimmt etwas Probemehl wieder aus der Schale, zieht
auf und lässt nun mit grösster Vorsicht aus dem Löffel wieder
soviel Mehl zulaufen, dass die Wage bei hinreichender Geübtheit
des Probirers im Gleichgewicht bleibt, wenn sie wieder arretirt
und aufgezogen ist. Wenn dieses noch nicht der Fall, so muss
dieses Manipuliren bis zu eintretendem Gleichgewicht fortgesetzt
werden. Dann wird der Inhalt des mit einem Stiel versehenen
oder mit einer Pineette gefassten Schälchens in die Mengkapsel,
das Probirgefäss etc. entleert.

Müssen grössere Mengen Substanz abgewogen werden, so
geschieht dies in einem auf einer grössern Wage mit Kornblei
tarirten Uhrglase, z. B. bei Salpeterproben.


Mechanische Operationen.
groskopischen Wassers schwerer erscheint; beim Einwägen legt
man die Gewichte auf die linke, beim Auswägen auf die rechte
Wagschale und verfährt beim Auflegen der Gewichte streng
systematisch, so dass das zu ermittelnde Gewicht in immer engere
Grenzen gebracht wird. Beim Aufbringen und Abnehmen von
Gewichten oder Probirgut muss die Wage meist arretirt sein.
Das Abwägen der Substanz geschieht in passenden Schälchen,
bei voluminöseren Stoffen auch wohl in Schiffchen von dünnem
Messingblech (Taf. VI. Fig. 113) oder Porzellan (Taf. VI. Fig. 114)

Die Menge der abzuwägenden Substanz richtet sich nach
deren Beschaffenheit und Reichhaltigkeit. Je mehr Substanz
man verwendet, um so genauer fallen die Resultate aus, doch
setzen die Grösse der Probirgefässe und die in den Probiröfen
zu erzielenden Temperaturen hierbei häufig eine Grenze.


Verfahren
eim Wägen.

Das Verfahren beim Einwägen selbst ändert sich, je nach-
dem die Probesubstanz in Pulverform oder in Streifen vorhan-
den ist.


ulverförmige
Körper.

1) Beim Einwägen pulverförmiger Substanzen wird das
gehörig zugerichtete Probemehl auf Glanzpapier aus der Proben-
büchse etc. zu einem Haufen aufgestürzt, dieser mit dem Proben-
löffel in spiralförmigen Windungen ausgebreitet, dann nach der
Mitte hin wieder in radialen Streifen zusammengezogen und aus
dem neu entstandenen Haufen von unten nach oben herauf der
Probenlöffel gefüllt. Bei auf die linke Wagschale gelegtem
Gewichte zieht man die Wage etwas auf, so dass sich die rechte
Wagschale ein wenig hebt und lässt nun aus dem Probelöffel
durch leises Klopfen an dessen Stiel vorsichtig so viel Probemehl
in das auf der Wagschale stehende Schälchen gelangen, bis die-
selbe eben beginnt sich zu neigen. Sodann arretirt man die
Wage, nimmt etwas Probemehl wieder aus der Schale, zieht
auf und lässt nun mit grösster Vorsicht aus dem Löffel wieder
soviel Mehl zulaufen, dass die Wage bei hinreichender Geübtheit
des Probirers im Gleichgewicht bleibt, wenn sie wieder arretirt
und aufgezogen ist. Wenn dieses noch nicht der Fall, so muss
dieses Manipuliren bis zu eintretendem Gleichgewicht fortgesetzt
werden. Dann wird der Inhalt des mit einem Stiel versehenen
oder mit einer Pineette gefassten Schälchens in die Mengkapsel,
das Probirgefäss etc. entleert.

Müssen grössere Mengen Substanz abgewogen werden, so
geschieht dies in einem auf einer grössern Wage mit Kornblei
tarirten Uhrglase, z. B. bei Salpeterproben.


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[20/0058] Mechanische Operationen. groskopischen Wassers schwerer erscheint; beim Einwägen legt man die Gewichte auf die linke, beim Auswägen auf die rechte Wagschale und verfährt beim Auflegen der Gewichte streng systematisch, so dass das zu ermittelnde Gewicht in immer engere Grenzen gebracht wird. Beim Aufbringen und Abnehmen von Gewichten oder Probirgut muss die Wage meist arretirt sein. Das Abwägen der Substanz geschieht in passenden Schälchen, bei voluminöseren Stoffen auch wohl in Schiffchen von dünnem Messingblech (Taf. VI. Fig. 113) oder Porzellan (Taf. VI. Fig. 114) Die Menge der abzuwägenden Substanz richtet sich nach deren Beschaffenheit und Reichhaltigkeit. Je mehr Substanz man verwendet, um so genauer fallen die Resultate aus, doch setzen die Grösse der Probirgefässe und die in den Probiröfen zu erzielenden Temperaturen hierbei häufig eine Grenze. Das Verfahren beim Einwägen selbst ändert sich, je nach- dem die Probesubstanz in Pulverform oder in Streifen vorhan- den ist. 1) Beim Einwägen pulverförmiger Substanzen wird das gehörig zugerichtete Probemehl auf Glanzpapier aus der Proben- büchse etc. zu einem Haufen aufgestürzt, dieser mit dem Proben- löffel in spiralförmigen Windungen ausgebreitet, dann nach der Mitte hin wieder in radialen Streifen zusammengezogen und aus dem neu entstandenen Haufen von unten nach oben herauf der Probenlöffel gefüllt. Bei auf die linke Wagschale gelegtem Gewichte zieht man die Wage etwas auf, so dass sich die rechte Wagschale ein wenig hebt und lässt nun aus dem Probelöffel durch leises Klopfen an dessen Stiel vorsichtig so viel Probemehl in das auf der Wagschale stehende Schälchen gelangen, bis die- selbe eben beginnt sich zu neigen. Sodann arretirt man die Wage, nimmt etwas Probemehl wieder aus der Schale, zieht auf und lässt nun mit grösster Vorsicht aus dem Löffel wieder soviel Mehl zulaufen, dass die Wage bei hinreichender Geübtheit des Probirers im Gleichgewicht bleibt, wenn sie wieder arretirt und aufgezogen ist. Wenn dieses noch nicht der Fall, so muss dieses Manipuliren bis zu eintretendem Gleichgewicht fortgesetzt werden. Dann wird der Inhalt des mit einem Stiel versehenen oder mit einer Pineette gefassten Schälchens in die Mengkapsel, das Probirgefäss etc. entleert. Müssen grössere Mengen Substanz abgewogen werden, so geschieht dies in einem auf einer grössern Wage mit Kornblei tarirten Uhrglase, z. B. bei Salpeterproben.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/58>, abgerufen am 19.04.2024.