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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Chemische Operationen auf trocknem Wege.
sollen (Eisenprobe). Das Reductionsmittel (Kohle, Mehl, Kolo-
phonium etc.) wird entweder dem Probirgut beigemengt oder
das Schmelzgefäss enthält dasselbe in Form einer Auskleidung
(Kohlentiegel). Leicht reducirbare Metalloxyde geben mit Kohle
Kohlensäure, weil die Temperatur zur Umwandlung derselben
durch Kohle in Kohlenoxydgas nicht hinreichend ist, wie bei
schwerreducirbaren Metalloxyden. Die reducirende Wirkung
findet hauptsächlich durch Kohlenoxydgas, dann aber auch direct
durch die feste Kohle statt; es spielen dabei die Massenwirkung
und die Temperatur eine Hauptrolle (Verhalten von Zink gegen
Kohlensäure und von Zinkoxyd gegen Kohlenoxydgas). Die
Oxyde von Blei, Wismuth, Antimon, Eisen, Kupfer, Nickel und
Kobalt reduciren sich bei einer mehr oder weniger starken Roth-
glühhitze, während die Oxyde des Zinnes, Zinkes und Mangans
dazu eine der Weissgluth sich nähernde Hitze oder eine solche
erfordern.

Da sich beim reducirenden Schmelzen meist Gase in
reichlicher Menge entwickeln und ein Aufblähen der Schmelz-
masse bewirken, so muss man hinreichend geräumige Gefässe
(Kupfer- und Bleituten) anwenden und dieselben bis nach voll-
endeter Entwicklung von verbrennendem Kohlenoxydgas (Ab-
flammen
) bei allmälig steigender Temperatur erhitzen. Das
Schmelzen findet in bedeckten, seltener in offenen Tiegeln statt
und empfiehlt es sich, zur Erhaltung einer reducirenden Atmo-
sphäre, auf die Schmelzmasse im Tiegel ein Stückchen Kohle
zu legen. Je nach der zu erzielenden Schmelztemperatur, ent-
weder abhängig von der Reducirbarkeit der Oxyde (Blei- und
Kupferproben) oder dem Schmelzpuncte des ausgeschiedenen
Metalles (Roheisen), wendet man Muffel-, Wind- oder Gebläse-
öfen an.


Solvir.
Schmelzen.

3) Solvirendes oder auflösendes Schmelzen. Ein
solches kommt häufiger in Verbindung mit einem oxydirenden
(S. 31) und reducirenden Schmelzen (S. 31) vor, als dass
dasselbe für sich allein ausgeführt wird. In diesem Falle sollen
sich entweder sämmtliche Beschickungsbestandtheile auflösen
(Smalteprobe) oder mechanisch eingemengte Verbindungen gleich-
zeitig ausgeschmolzen werden (Lechprobe).

Die Solvirungsmittel sind nach Umständen basischer (Alka-
lien, Kalk, Flussspath etc.) oder saurer Natur (Borax, Glas,
Quarz etc.). Je nachdem der freie Zutritt der Luft zur Probe
nachtheilig ist (Lechprobe) oder nicht (Smalteprobe), wendet

Chemische Operationen auf trocknem Wege.
sollen (Eisenprobe). Das Reductionsmittel (Kohle, Mehl, Kolo-
phonium etc.) wird entweder dem Probirgut beigemengt oder
das Schmelzgefäss enthält dasselbe in Form einer Auskleidung
(Kohlentiegel). Leicht reducirbare Metalloxyde geben mit Kohle
Kohlensäure, weil die Temperatur zur Umwandlung derselben
durch Kohle in Kohlenoxydgas nicht hinreichend ist, wie bei
schwerreducirbaren Metalloxyden. Die reducirende Wirkung
findet hauptsächlich durch Kohlenoxydgas, dann aber auch direct
durch die feste Kohle statt; es spielen dabei die Massenwirkung
und die Temperatur eine Hauptrolle (Verhalten von Zink gegen
Kohlensäure und von Zinkoxyd gegen Kohlenoxydgas). Die
Oxyde von Blei, Wismuth, Antimon, Eisen, Kupfer, Nickel und
Kobalt reduciren sich bei einer mehr oder weniger starken Roth-
glühhitze, während die Oxyde des Zinnes, Zinkes und Mangans
dazu eine der Weissgluth sich nähernde Hitze oder eine solche
erfordern.

Da sich beim reducirenden Schmelzen meist Gase in
reichlicher Menge entwickeln und ein Aufblähen der Schmelz-
masse bewirken, so muss man hinreichend geräumige Gefässe
(Kupfer- und Bleituten) anwenden und dieselben bis nach voll-
endeter Entwicklung von verbrennendem Kohlenoxydgas (Ab-
flammen
) bei allmälig steigender Temperatur erhitzen. Das
Schmelzen findet in bedeckten, seltener in offenen Tiegeln statt
und empfiehlt es sich, zur Erhaltung einer reducirenden Atmo-
sphäre, auf die Schmelzmasse im Tiegel ein Stückchen Kohle
zu legen. Je nach der zu erzielenden Schmelztemperatur, ent-
weder abhängig von der Reducirbarkeit der Oxyde (Blei- und
Kupferproben) oder dem Schmelzpuncte des ausgeschiedenen
Metalles (Roheisen), wendet man Muffel-, Wind- oder Gebläse-
öfen an.


Solvir.
Schmelzen.

3) Solvirendes oder auflösendes Schmelzen. Ein
solches kommt häufiger in Verbindung mit einem oxydirenden
(S. 31) und reducirenden Schmelzen (S. 31) vor, als dass
dasselbe für sich allein ausgeführt wird. In diesem Falle sollen
sich entweder sämmtliche Beschickungsbestandtheile auflösen
(Smalteprobe) oder mechanisch eingemengte Verbindungen gleich-
zeitig ausgeschmolzen werden (Lechprobe).

Die Solvirungsmittel sind nach Umständen basischer (Alka-
lien, Kalk, Flussspath etc.) oder saurer Natur (Borax, Glas,
Quarz etc.). Je nachdem der freie Zutritt der Luft zur Probe
nachtheilig ist (Lechprobe) oder nicht (Smalteprobe), wendet

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[32/0070] Chemische Operationen auf trocknem Wege. sollen (Eisenprobe). Das Reductionsmittel (Kohle, Mehl, Kolo- phonium etc.) wird entweder dem Probirgut beigemengt oder das Schmelzgefäss enthält dasselbe in Form einer Auskleidung (Kohlentiegel). Leicht reducirbare Metalloxyde geben mit Kohle Kohlensäure, weil die Temperatur zur Umwandlung derselben durch Kohle in Kohlenoxydgas nicht hinreichend ist, wie bei schwerreducirbaren Metalloxyden. Die reducirende Wirkung findet hauptsächlich durch Kohlenoxydgas, dann aber auch direct durch die feste Kohle statt; es spielen dabei die Massenwirkung und die Temperatur eine Hauptrolle (Verhalten von Zink gegen Kohlensäure und von Zinkoxyd gegen Kohlenoxydgas). Die Oxyde von Blei, Wismuth, Antimon, Eisen, Kupfer, Nickel und Kobalt reduciren sich bei einer mehr oder weniger starken Roth- glühhitze, während die Oxyde des Zinnes, Zinkes und Mangans dazu eine der Weissgluth sich nähernde Hitze oder eine solche erfordern. Da sich beim reducirenden Schmelzen meist Gase in reichlicher Menge entwickeln und ein Aufblähen der Schmelz- masse bewirken, so muss man hinreichend geräumige Gefässe (Kupfer- und Bleituten) anwenden und dieselben bis nach voll- endeter Entwicklung von verbrennendem Kohlenoxydgas (Ab- flammen) bei allmälig steigender Temperatur erhitzen. Das Schmelzen findet in bedeckten, seltener in offenen Tiegeln statt und empfiehlt es sich, zur Erhaltung einer reducirenden Atmo- sphäre, auf die Schmelzmasse im Tiegel ein Stückchen Kohle zu legen. Je nach der zu erzielenden Schmelztemperatur, ent- weder abhängig von der Reducirbarkeit der Oxyde (Blei- und Kupferproben) oder dem Schmelzpuncte des ausgeschiedenen Metalles (Roheisen), wendet man Muffel-, Wind- oder Gebläse- öfen an. 3) Solvirendes oder auflösendes Schmelzen. Ein solches kommt häufiger in Verbindung mit einem oxydirenden (S. 31) und reducirenden Schmelzen (S. 31) vor, als dass dasselbe für sich allein ausgeführt wird. In diesem Falle sollen sich entweder sämmtliche Beschickungsbestandtheile auflösen (Smalteprobe) oder mechanisch eingemengte Verbindungen gleich- zeitig ausgeschmolzen werden (Lechprobe). Die Solvirungsmittel sind nach Umständen basischer (Alka- lien, Kalk, Flussspath etc.) oder saurer Natur (Borax, Glas, Quarz etc.). Je nachdem der freie Zutritt der Luft zur Probe nachtheilig ist (Lechprobe) oder nicht (Smalteprobe), wendet

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/70>, abgerufen am 28.03.2024.