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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 17. Massanalytische Arbeiten.
an der Marke a verdünnt. Das untere Flüssigkeitsniveau muss
mit der Marke a der Flasche zusammenfallen. Die Normallösung
wird in einer trocknen, gut verschliessbaren Flasche aufbewahrt.

b) Sind die Reagentien nicht von der oben angegebenen
Beschaffenheit (Chamäleon, Zinnchlorür etc.), so lässt sich der
Normallösung kein Atomtitre geben. In solchem Falle bringt
man eine beliebige Menge Reagenz in einen Literkolben, löst
sie darin, verdünnt mit destillirtem Wasser bis zu 1 Liter und
bestimmt ihren Titre dadurch, dass man von dem mittelst der
Normallösung demnächst zu bestimmenden Körper von grösster
Reinheit (Eisen, Zink, Kupfer, Silber etc.) eine beliebige Menge,
z. B. 1 Gramm, abwiegt, auflöst und beobachtet, wie viel C. C.
Normallösung bis zur Hervorbringung des Reactionsendes ver-
braucht werden. Man kann dann leicht berechnen, wie viel von
dem zu bestimmenden reinen Körper 1 C. C. Normallösung ent-
spricht. Für die eigentliche Untersuchung wiegt man dann von
der Probesubstanz je nach ihrer Reichhaltigkeit 0,5--1 Gramm
und mehr ab.

Verändert sich die Normallösung leicht (z. B. Zinnchlorür),
so muss ihr Titre öfters bestimmt werden. Mit dem Grade der
Verdünnung der Normallösung werden zwar die Fehler beim
Ablesen kleiner, geht man aber zu weit damit, dann nimmt die
Genauigkeit auch wieder ab, weil man mit zu grossen Flüssig-
keitsmengen und zu grossen und weiten Gefässen operiren muss.

Zur Erzielung genauerer Resultate beendigt man den Ver-
such wohl mit einer Lösung, welche durch 10fache Verdünnung
der Normallösung entsteht (Zehntlösung).

b) Titriren. Man stellt die Bürette (Taf. VI. Fig. 111;Titriren.
Taf. VII. Fig. 135) im Stativ gegen ein Fenster oder eine helle
Wand in solcher Höhe auf, dass man vom Nullpunct bis zum
untersten Striche das Auge leicht in die richtige Lage versetzen
und das Gefäss mit der Probelösung (Kolben, Becherglas) be-
quem darunter stehen kann. Nachdem die Bürette mit der Nor-
mallösung bis über den Nullpunct gefüllt, dann so viel heraus-
gelassen worden, bis ihr Niveau auf dem Nullpunct einsteht, entlässt
man so viel Normallösung in die Probelösung, bis das Reactions-
ende eintritt, welches sich je nach Art der Analyse (S. 38) durch
Farbenänderung, Aufhören einer Fällung etc. zu erkennen giebt.
Eine Farbenänderung tritt entweder ein, wenn die Normallösung
(z. B. Chamäleon) oder die Probeflüssigkeit (ammoniakalische Ku-
pferlösung) gefärbt ist, oder man setzt eine besondere Substanz

§. 17. Massanalytische Arbeiten.
an der Marke a verdünnt. Das untere Flüssigkeitsniveau muss
mit der Marke a der Flasche zusammenfallen. Die Normallösung
wird in einer trocknen, gut verschliessbaren Flasche aufbewahrt.

β) Sind die Reagentien nicht von der oben angegebenen
Beschaffenheit (Chamäleon, Zinnchlorür etc.), so lässt sich der
Normallösung kein Atomtitre geben. In solchem Falle bringt
man eine beliebige Menge Reagenz in einen Literkolben, löst
sie darin, verdünnt mit destillirtem Wasser bis zu 1 Liter und
bestimmt ihren Titre dadurch, dass man von dem mittelst der
Normallösung demnächst zu bestimmenden Körper von grösster
Reinheit (Eisen, Zink, Kupfer, Silber etc.) eine beliebige Menge,
z. B. 1 Gramm, abwiegt, auflöst und beobachtet, wie viel C. C.
Normallösung bis zur Hervorbringung des Reactionsendes ver-
braucht werden. Man kann dann leicht berechnen, wie viel von
dem zu bestimmenden reinen Körper 1 C. C. Normallösung ent-
spricht. Für die eigentliche Untersuchung wiegt man dann von
der Probesubstanz je nach ihrer Reichhaltigkeit 0,5—1 Gramm
und mehr ab.

Verändert sich die Normallösung leicht (z. B. Zinnchlorür),
so muss ihr Titre öfters bestimmt werden. Mit dem Grade der
Verdünnung der Normallösung werden zwar die Fehler beim
Ablesen kleiner, geht man aber zu weit damit, dann nimmt die
Genauigkeit auch wieder ab, weil man mit zu grossen Flüssig-
keitsmengen und zu grossen und weiten Gefässen operiren muss.

Zur Erzielung genauerer Resultate beendigt man den Ver-
such wohl mit einer Lösung, welche durch 10fache Verdünnung
der Normallösung entsteht (Zehntlösung).

b) Titriren. Man stellt die Bürette (Taf. VI. Fig. 111;Titriren.
Taf. VII. Fig. 135) im Stativ gegen ein Fenster oder eine helle
Wand in solcher Höhe auf, dass man vom Nullpunct bis zum
untersten Striche das Auge leicht in die richtige Lage versetzen
und das Gefäss mit der Probelösung (Kolben, Becherglas) be-
quem darunter stehen kann. Nachdem die Bürette mit der Nor-
mallösung bis über den Nullpunct gefüllt, dann so viel heraus-
gelassen worden, bis ihr Niveau auf dem Nullpunct einsteht, entlässt
man so viel Normallösung in die Probelösung, bis das Reactions-
ende eintritt, welches sich je nach Art der Analyse (S. 38) durch
Farbenänderung, Aufhören einer Fällung etc. zu erkennen giebt.
Eine Farbenänderung tritt entweder ein, wenn die Normallösung
(z. B. Chamäleon) oder die Probeflüssigkeit (ammoniakalische Ku-
pferlösung) gefärbt ist, oder man setzt eine besondere Substanz

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[39/0077] §. 17. Massanalytische Arbeiten. an der Marke a verdünnt. Das untere Flüssigkeitsniveau muss mit der Marke a der Flasche zusammenfallen. Die Normallösung wird in einer trocknen, gut verschliessbaren Flasche aufbewahrt. β) Sind die Reagentien nicht von der oben angegebenen Beschaffenheit (Chamäleon, Zinnchlorür etc.), so lässt sich der Normallösung kein Atomtitre geben. In solchem Falle bringt man eine beliebige Menge Reagenz in einen Literkolben, löst sie darin, verdünnt mit destillirtem Wasser bis zu 1 Liter und bestimmt ihren Titre dadurch, dass man von dem mittelst der Normallösung demnächst zu bestimmenden Körper von grösster Reinheit (Eisen, Zink, Kupfer, Silber etc.) eine beliebige Menge, z. B. 1 Gramm, abwiegt, auflöst und beobachtet, wie viel C. C. Normallösung bis zur Hervorbringung des Reactionsendes ver- braucht werden. Man kann dann leicht berechnen, wie viel von dem zu bestimmenden reinen Körper 1 C. C. Normallösung ent- spricht. Für die eigentliche Untersuchung wiegt man dann von der Probesubstanz je nach ihrer Reichhaltigkeit 0,5—1 Gramm und mehr ab. Verändert sich die Normallösung leicht (z. B. Zinnchlorür), so muss ihr Titre öfters bestimmt werden. Mit dem Grade der Verdünnung der Normallösung werden zwar die Fehler beim Ablesen kleiner, geht man aber zu weit damit, dann nimmt die Genauigkeit auch wieder ab, weil man mit zu grossen Flüssig- keitsmengen und zu grossen und weiten Gefässen operiren muss. Zur Erzielung genauerer Resultate beendigt man den Ver- such wohl mit einer Lösung, welche durch 10fache Verdünnung der Normallösung entsteht (Zehntlösung). b) Titriren. Man stellt die Bürette (Taf. VI. Fig. 111; Taf. VII. Fig. 135) im Stativ gegen ein Fenster oder eine helle Wand in solcher Höhe auf, dass man vom Nullpunct bis zum untersten Striche das Auge leicht in die richtige Lage versetzen und das Gefäss mit der Probelösung (Kolben, Becherglas) be- quem darunter stehen kann. Nachdem die Bürette mit der Nor- mallösung bis über den Nullpunct gefüllt, dann so viel heraus- gelassen worden, bis ihr Niveau auf dem Nullpunct einsteht, entlässt man so viel Normallösung in die Probelösung, bis das Reactions- ende eintritt, welches sich je nach Art der Analyse (S. 38) durch Farbenänderung, Aufhören einer Fällung etc. zu erkennen giebt. Eine Farbenänderung tritt entweder ein, wenn die Normallösung (z. B. Chamäleon) oder die Probeflüssigkeit (ammoniakalische Ku- pferlösung) gefärbt ist, oder man setzt eine besondere Substanz Titriren.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/77>, abgerufen am 28.03.2024.