Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Blumen giebt es da die Fülle!
Will allhier ein Hüttchen bauen.
Aber sehet, dort im Blauen
Schwimmt ein Röslein auf der Welle;
Will es fischen, darf ich trauen?
Der Tod (steigt aus dem See und faßt sie.)
Sündlich Leben, fort zur Hölle!
(Sinkt mit ihr in den See.)
Der Vorhang fällt.
Harfenspiel
.

Zweyter Akt.
Kirchhof. Morgen.
Elsbeth und der Gärtner vor einem Blumenbeete, worauf die
Blumen einen Namen bilden.
Der Gärtner.
Ihr liebt die Dichter doch, gesteht es frey?
Elsbeth.
Dichter und Gärtner, das ist ja einerley!
Am Abend streutet ihr die zarten Saamen,
Es schien die warme Morgensonn' darauf,
Da giengen sie, die süßen Lieder, auf.
Die nennen meinen so wie euren Namen.
Der Gärtner.
Ja wohl! es giebt kein lieblicher Gedicht,
Als eine Blume, die ein gutes Mädchen bricht.

Elsbeth ordnet die Blumentöpfe.
Hieher die Rosen! hieher die Narcissen!
Blumen giebt es da die Fuͤlle!
Will allhier ein Huͤttchen bauen.
Aber ſehet, dort im Blauen
Schwimmt ein Roͤslein auf der Welle;
Will es fiſchen, darf ich trauen?
Der Tod (ſteigt aus dem See und faßt ſie.)
Suͤndlich Leben, fort zur Hoͤlle!
(Sinkt mit ihr in den See.)
Der Vorhang faͤllt.
Harfenſpiel
.

Zweyter Akt.
Kirchhof. Morgen.
Elsbeth und der Gaͤrtner vor einem Blumenbeete, worauf die
Blumen einen Namen bilden.
Der Gaͤrtner.
Ihr liebt die Dichter doch, geſteht es frey?
Elsbeth.
Dichter und Gaͤrtner, das iſt ja einerley!
Am Abend ſtreutet ihr die zarten Saamen,
Es ſchien die warme Morgenſonn' darauf,
Da giengen ſie, die ſuͤßen Lieder, auf.
Die nennen meinen ſo wie euren Namen.
Der Gaͤrtner.
Ja wohl! es giebt kein lieblicher Gedicht,
Als eine Blume, die ein gutes Maͤdchen bricht.

Elsbeth ordnet die Blumentoͤpfe.
Hieher die Roſen! hieher die Narciſſen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0228" n="216"/>
Blumen giebt es da die Fu&#x0364;lle!<lb/>
Will allhier ein Hu&#x0364;ttchen bauen.<lb/>
Aber &#x017F;ehet, dort im Blauen<lb/>
Schwimmt ein Ro&#x0364;slein auf der Welle;<lb/>
Will es fi&#x017F;chen, darf ich trauen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Der Tod</hi> </speaker>
              <stage> (&#x017F;teigt aus dem See und faßt &#x017F;ie.)</stage><lb/>
              <p>Su&#x0364;ndlich Leben, fort zur Ho&#x0364;lle!</p>
            </sp><lb/>
            <stage>(Sinkt mit ihr in den See.)</stage><lb/>
            <stage><hi rendition="#g">Der Vorhang fa&#x0364;llt.<lb/>
Harfen&#x017F;piel</hi>.</stage>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zweyter Akt</hi>.</head><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Kirchhof. Morgen</hi>.</stage><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Elsbeth</hi> und der <hi rendition="#g">Ga&#x0364;rtner</hi> vor einem Blumenbeete, worauf die<lb/>
Blumen einen Namen bilden.</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#g">Der Ga&#x0364;rtner</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihr liebt die Dichter doch, ge&#x017F;teht es frey?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#g">Elsbeth</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Dichter und Ga&#x0364;rtner, das i&#x017F;t ja einerley!<lb/>
Am Abend &#x017F;treutet ihr die zarten Saamen,<lb/>
Es &#x017F;chien die warme Morgen&#x017F;onn' darauf,<lb/>
Da giengen &#x017F;ie, die &#x017F;u&#x0364;ßen Lieder, auf.<lb/>
Die nennen meinen &#x017F;o wie euren Namen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#g">Der Ga&#x0364;rtner</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ja wohl! es giebt kein lieblicher Gedicht,<lb/>
Als eine Blume, die ein gutes Ma&#x0364;dchen bricht.</p><lb/>
            <stage><hi rendition="#g">Elsbeth</hi> ordnet die Blumento&#x0364;pfe.</stage><lb/>
            <p>Hieher die Ro&#x017F;en! hieher die Narci&#x017F;&#x017F;en!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0228] Blumen giebt es da die Fuͤlle! Will allhier ein Huͤttchen bauen. Aber ſehet, dort im Blauen Schwimmt ein Roͤslein auf der Welle; Will es fiſchen, darf ich trauen? Der Tod (ſteigt aus dem See und faßt ſie.) Suͤndlich Leben, fort zur Hoͤlle! (Sinkt mit ihr in den See.) Der Vorhang faͤllt. Harfenſpiel. Zweyter Akt. Kirchhof. Morgen. Elsbeth und der Gaͤrtner vor einem Blumenbeete, worauf die Blumen einen Namen bilden. Der Gaͤrtner. Ihr liebt die Dichter doch, geſteht es frey? Elsbeth. Dichter und Gaͤrtner, das iſt ja einerley! Am Abend ſtreutet ihr die zarten Saamen, Es ſchien die warme Morgenſonn' darauf, Da giengen ſie, die ſuͤßen Lieder, auf. Die nennen meinen ſo wie euren Namen. Der Gaͤrtner. Ja wohl! es giebt kein lieblicher Gedicht, Als eine Blume, die ein gutes Maͤdchen bricht. Elsbeth ordnet die Blumentoͤpfe. Hieher die Roſen! hieher die Narciſſen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/228
Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/228>, abgerufen am 29.03.2024.