Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909].

Bild:
<< vorherige Seite

auf den Wintergarten hinausführte, und der große Ahnensaal. Neben der Baronin saß die Gräfin Hochau und beobachtete mit ihrem strengen, blanken Gesicht Irma Blankenhagen, die mitten im Saal mit Egon Sterneck sprach.

"Aha," meinte sie, "es scheint endlich dazu zu kommen."

"Wir wollen es hoffen," sagte die Baronin.

Mareile trat in den Saal. Egon wandte sich sofort von seiner Dame ab und ging auf Mareile zu.

"Das also ist Ihr Erzug, Liebe," sagte die Gräfin Hochau und musterte Mareile. "Hm - charmant! Ja - diese Damen richten viel Unheil an ... das kennt man."

"Meine Mareile ist doch ganz anders," erwiderte die Baronin.

"So! Freut mich. Solche Aufzöglinge gelingen sonst selten," meinte die Gräfin.

Zum Diner führte der Hauptmann Tettau Mareile. Egon saß ihr gegenüber - mit Irma Blankenhagen. Er unterhielt sich jedoch nur mit Mareile. Das hübsche Gesicht mit seiner ein wenig starren, nordischen Regelmäßigkeit war heute erregt wie das Gesicht eines glücklichen Knaben. Die übrige Gesellschaft fühlte, daß sich hier etwas ereigne. Die Unterhaltungen wurden zerstreut. Ein jeder wollte diese beiden beobachten, die sich so kameradschaftlich miteinander beschäftigten und taten, als wären sie allein. Agnes Scharfs Augen werden immer größer, indem sie Mareile anschauten, und ihr rosa Gesicht nahm einen andächtigen Ausdruck an, als hörte sie einer Liebespredigt zu. "Sehr rassig, das Fräulein Cibo," schnarrte Leutnant von Themm neben ihr. "Rassig? Himmlisch wollen Sie sagen," erwiderte Agnes verträumt. Themm errötete. "Ja - hm - natürlich,"

auf den Wintergarten hinausführte, und der große Ahnensaal. Neben der Baronin saß die Gräfin Hochau und beobachtete mit ihrem strengen, blanken Gesicht Irma Blankenhagen, die mitten im Saal mit Egon Sterneck sprach.

„Aha,“ meinte sie, „es scheint endlich dazu zu kommen.“

„Wir wollen es hoffen,“ sagte die Baronin.

Mareile trat in den Saal. Egon wandte sich sofort von seiner Dame ab und ging auf Mareile zu.

„Das also ist Ihr Erzug, Liebe,“ sagte die Gräfin Hochau und musterte Mareile. „Hm – charmant! Ja – diese Damen richten viel Unheil an … das kennt man.“

„Meine Mareile ist doch ganz anders,“ erwiderte die Baronin.

„So! Freut mich. Solche Aufzöglinge gelingen sonst selten,“ meinte die Gräfin.

Zum Diner führte der Hauptmann Tettau Mareile. Egon saß ihr gegenüber – mit Irma Blankenhagen. Er unterhielt sich jedoch nur mit Mareile. Das hübsche Gesicht mit seiner ein wenig starren, nordischen Regelmäßigkeit war heute erregt wie das Gesicht eines glücklichen Knaben. Die übrige Gesellschaft fühlte, daß sich hier etwas ereigne. Die Unterhaltungen wurden zerstreut. Ein jeder wollte diese beiden beobachten, die sich so kameradschaftlich miteinander beschäftigten und taten, als wären sie allein. Agnes Scharfs Augen werden immer größer, indem sie Mareile anschauten, und ihr rosa Gesicht nahm einen andächtigen Ausdruck an, als hörte sie einer Liebespredigt zu. „Sehr rassig, das Fräulein Cibò,“ schnarrte Leutnant von Themm neben ihr. „Rassig? Himmlisch wollen Sie sagen,“ erwiderte Agnes verträumt. Themm errötete. „Ja – hm – natürlich,“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="37"/>
auf den Wintergarten hinausführte, und der große Ahnensaal. Neben der Baronin saß die Gräfin Hochau und beobachtete mit ihrem strengen, blanken Gesicht Irma Blankenhagen, die mitten im Saal mit Egon Sterneck sprach.</p>
        <p>&#x201E;Aha,&#x201C; meinte sie, &#x201E;es scheint endlich dazu zu kommen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Wir wollen es hoffen,&#x201C; sagte die Baronin.</p>
        <p>Mareile trat in den Saal. Egon wandte sich sofort von seiner Dame ab und ging auf Mareile zu.</p>
        <p>&#x201E;Das also ist Ihr Erzug, Liebe,&#x201C; sagte die Gräfin Hochau und musterte Mareile. &#x201E;Hm &#x2013; charmant! Ja &#x2013; diese Damen richten viel Unheil an &#x2026; das kennt man.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Meine Mareile ist doch ganz anders,&#x201C; erwiderte die Baronin.</p>
        <p>&#x201E;So! Freut mich. Solche Aufzöglinge gelingen sonst selten,&#x201C; meinte die Gräfin.</p>
        <p>Zum Diner führte der Hauptmann Tettau Mareile. Egon saß ihr gegenüber &#x2013; mit Irma Blankenhagen. Er unterhielt sich jedoch nur mit Mareile. Das hübsche Gesicht mit seiner ein wenig starren, nordischen Regelmäßigkeit war heute erregt wie das Gesicht eines glücklichen Knaben. Die übrige Gesellschaft fühlte, daß sich hier etwas ereigne. Die Unterhaltungen wurden zerstreut. Ein jeder wollte diese beiden beobachten, die sich so kameradschaftlich miteinander beschäftigten und taten, als wären sie allein. Agnes Scharfs Augen werden immer größer, indem sie Mareile anschauten, und ihr rosa Gesicht nahm einen andächtigen Ausdruck an, als hörte sie einer Liebespredigt zu. &#x201E;Sehr rassig, das Fräulein Cibò,&#x201C; schnarrte Leutnant von Themm neben ihr. &#x201E;Rassig? Himmlisch wollen Sie sagen,&#x201C; erwiderte Agnes verträumt. Themm errötete. &#x201E;Ja &#x2013; hm &#x2013; natürlich,&#x201C;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0039] auf den Wintergarten hinausführte, und der große Ahnensaal. Neben der Baronin saß die Gräfin Hochau und beobachtete mit ihrem strengen, blanken Gesicht Irma Blankenhagen, die mitten im Saal mit Egon Sterneck sprach. „Aha,“ meinte sie, „es scheint endlich dazu zu kommen.“ „Wir wollen es hoffen,“ sagte die Baronin. Mareile trat in den Saal. Egon wandte sich sofort von seiner Dame ab und ging auf Mareile zu. „Das also ist Ihr Erzug, Liebe,“ sagte die Gräfin Hochau und musterte Mareile. „Hm – charmant! Ja – diese Damen richten viel Unheil an … das kennt man.“ „Meine Mareile ist doch ganz anders,“ erwiderte die Baronin. „So! Freut mich. Solche Aufzöglinge gelingen sonst selten,“ meinte die Gräfin. Zum Diner führte der Hauptmann Tettau Mareile. Egon saß ihr gegenüber – mit Irma Blankenhagen. Er unterhielt sich jedoch nur mit Mareile. Das hübsche Gesicht mit seiner ein wenig starren, nordischen Regelmäßigkeit war heute erregt wie das Gesicht eines glücklichen Knaben. Die übrige Gesellschaft fühlte, daß sich hier etwas ereigne. Die Unterhaltungen wurden zerstreut. Ein jeder wollte diese beiden beobachten, die sich so kameradschaftlich miteinander beschäftigten und taten, als wären sie allein. Agnes Scharfs Augen werden immer größer, indem sie Mareile anschauten, und ihr rosa Gesicht nahm einen andächtigen Ausdruck an, als hörte sie einer Liebespredigt zu. „Sehr rassig, das Fräulein Cibò,“ schnarrte Leutnant von Themm neben ihr. „Rassig? Himmlisch wollen Sie sagen,“ erwiderte Agnes verträumt. Themm errötete. „Ja – hm – natürlich,“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Eduard von Keyserlings „Beate und Mareile“ erschi… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903/39
Zitationshilfe: von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909], S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903/39>, abgerufen am 23.04.2024.