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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Siebente Nachtwache.


Ich bin einmal auf meine Tollheiten gekom-
men; nun ist aber mein Leben selbst die ärgste
von allen, und ich will diese Nacht, da ich
mir doch durch Blasen und Singen die Zeit
nicht mehr vertreiben darf, in der Rekapitu-
lation desselben fortfahren.

Ich bin schon oft daran gegangen vor dem
Spiegel meiner Einbildungskraft sizend, mich
selbst leidlich zu portraitiren, habe aber im-
mer in das verdammte Antliz hineingeschlagen,
wenn ich zulezt fand, daß es einem Vexir-

Siebente Nachtwache.


Ich bin einmal auf meine Tollheiten gekom-
men; nun iſt aber mein Leben ſelbſt die aͤrgſte
von allen, und ich will dieſe Nacht, da ich
mir doch durch Blaſen und Singen die Zeit
nicht mehr vertreiben darf, in der Rekapitu-
lation deſſelben fortfahren.

Ich bin ſchon oft daran gegangen vor dem
Spiegel meiner Einbildungskraft ſizend, mich
ſelbſt leidlich zu portraitiren, habe aber im-
mer in das verdammte Antliz hineingeſchlagen,
wenn ich zulezt fand, daß es einem Vexir-

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[[111]/0113] Siebente Nachtwache. Ich bin einmal auf meine Tollheiten gekom- men; nun iſt aber mein Leben ſelbſt die aͤrgſte von allen, und ich will dieſe Nacht, da ich mir doch durch Blaſen und Singen die Zeit nicht mehr vertreiben darf, in der Rekapitu- lation deſſelben fortfahren. Ich bin ſchon oft daran gegangen vor dem Spiegel meiner Einbildungskraft ſizend, mich ſelbſt leidlich zu portraitiren, habe aber im- mer in das verdammte Antliz hineingeſchlagen, wenn ich zulezt fand, daß es einem Vexir-

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. [111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/113>, abgerufen am 28.03.2024.