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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Sechste Nachtwache.


Was gäbe ich doch darum, so recht zusam-
menhängend und schlechtweg erzählen zu kön-
nen, wie andre ehrliche protestantische Dichter
und Zeitschriftsteller die groß und herrlich da-
bei werden, und für ihre goldenen Ideen gol-
dene Realitäten eintauschen. Mir ists nun
einmal nicht gegeben, und die kurze simple
Mordgeschichte hat mich Schweiß und Mühe
genug gekostet, und sieht doch immer noch
kraus und bunt genug aus.

Ich bin leider in den Jugendjahren und
gleichsam im Keime schon verdorben, denn

Sechste Nachtwache.


Was gaͤbe ich doch darum, ſo recht zuſam-
menhaͤngend und ſchlechtweg erzaͤhlen zu koͤn-
nen, wie andre ehrliche proteſtantiſche Dichter
und Zeitſchriftſteller die groß und herrlich da-
bei werden, und fuͤr ihre goldenen Ideen gol-
dene Realitaͤten eintauſchen. Mir iſts nun
einmal nicht gegeben, und die kurze ſimple
Mordgeſchichte hat mich Schweiß und Muͤhe
genug gekoſtet, und ſieht doch immer noch
kraus und bunt genug aus.

Ich bin leider in den Jugendjahren und
gleichſam im Keime ſchon verdorben, denn

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[[93]/0095] Sechste Nachtwache. Was gaͤbe ich doch darum, ſo recht zuſam- menhaͤngend und ſchlechtweg erzaͤhlen zu koͤn- nen, wie andre ehrliche proteſtantiſche Dichter und Zeitſchriftſteller die groß und herrlich da- bei werden, und fuͤr ihre goldenen Ideen gol- dene Realitaͤten eintauſchen. Mir iſts nun einmal nicht gegeben, und die kurze ſimple Mordgeſchichte hat mich Schweiß und Muͤhe genug gekoſtet, und ſieht doch immer noch kraus und bunt genug aus. Ich bin leider in den Jugendjahren und gleichſam im Keime ſchon verdorben, denn

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. [93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/95>, abgerufen am 16.04.2024.