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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Vierte Nachtwache.


Zu den Lieblingsörtern, an denen ich mich
während meiner Nachtwachen aufzuhalten
pflege, gehört der Vorsprung in dem alten
gothischen Dome. Hier sitze ich bei dem däm-
mernden Scheine der einzigen immer brennen-
den Lampe und komme mir oft selbst wie ein
Nachtgeist vor. Der Ort lädt zu Betrachtun-
gen ein; heute führte es mich auf meine
eigene Geschichte, und ich blätterte, gleichsam
aus Langerweile, mein Lebensbuch auf, das
verwirrt und toll genug geschrieben ist.


Vierte Nachtwache.


Zu den Lieblingsoͤrtern, an denen ich mich
waͤhrend meiner Nachtwachen aufzuhalten
pflege, gehoͤrt der Vorſprung in dem alten
gothiſchen Dome. Hier ſitze ich bei dem daͤm-
mernden Scheine der einzigen immer brennen-
den Lampe und komme mir oft ſelbſt wie ein
Nachtgeiſt vor. Der Ort laͤdt zu Betrachtun-
gen ein; heute fuͤhrte es mich auf meine
eigene Geſchichte, und ich blaͤtterte, gleichſam
aus Langerweile, mein Lebensbuch auf, das
verwirrt und toll genug geſchrieben iſt.


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[[44]/0046] Vierte Nachtwache. Zu den Lieblingsoͤrtern, an denen ich mich waͤhrend meiner Nachtwachen aufzuhalten pflege, gehoͤrt der Vorſprung in dem alten gothiſchen Dome. Hier ſitze ich bei dem daͤm- mernden Scheine der einzigen immer brennen- den Lampe und komme mir oft ſelbſt wie ein Nachtgeiſt vor. Der Ort laͤdt zu Betrachtun- gen ein; heute fuͤhrte es mich auf meine eigene Geſchichte, und ich blaͤtterte, gleichſam aus Langerweile, mein Lebensbuch auf, das verwirrt und toll genug geſchrieben iſt.

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/46>, abgerufen am 19.04.2024.