Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

unnüz gemacht; aber dafür auch derbe Wider-
sprüche hören müssen. Eine Stelle des ersten
Gesezes hat uns immer vorzüglich merkwür-
dig geschienen, diese nämlich: Denn was da
Bücher lieset, wird nicht eher aus dem
Nebel der Redensarten heraus, und bis zu
dem Lichte wirklicher Gedanken kommen,
als bis die, welche die Bücher fertigen,
in der Sprache des Landes schreiben.
Der
Scholiast Petrus Schorfius Secundus soll
von dieser Stelle das Zipperlein gekriegt ha-
ben.

2

Wer in einer neuen ausländischen Sprache
schreibt, wird so lange Landes verwiesen, bis
er etwas in unsrer Sprache herausgiebt. Jst
er ein Knecht, so wird er vorher durchs Nafe-
rümpfen gestraft.

L. G.
Die Geringschäzung des Eignen, und
Bewundrung des Fremden
...

L. G.
Selbst Leibniz, wenn er wieder kä-
me
...
3 Wenn

unnuͤz gemacht; aber dafuͤr auch derbe Wider-
ſpruͤche hoͤren muͤſſen. Eine Stelle des erſten
Geſezes hat uns immer vorzuͤglich merkwuͤr-
dig geſchienen, dieſe naͤmlich: Denn was da
Buͤcher lieſet, wird nicht eher aus dem
Nebel der Redensarten heraus, und bis zu
dem Lichte wirklicher Gedanken kommen,
als bis die, welche die Buͤcher fertigen,
in der Sprache des Landes ſchreiben.
Der
Scholiaſt Petrus Schorfius Secundus ſoll
von dieſer Stelle das Zipperlein gekriegt ha-
ben.

2

Wer in einer neuen auslaͤndiſchen Sprache
ſchreibt, wird ſo lange Landes verwieſen, bis
er etwas in unſrer Sprache herausgiebt. Jſt
er ein Knecht, ſo wird er vorher durchs Nafe-
ruͤmpfen geſtraft.

L. G.
Die Geringſchaͤzung des Eignen, und
Bewundrung des Fremden

L. G.
Selbſt Leibniz, wenn er wieder kaͤ-
me
3 Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0116" n="40"/>
unnu&#x0364;z gemacht; aber dafu&#x0364;r auch derbe Wider-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che ho&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Eine Stelle des er&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;ezes hat uns immer vorzu&#x0364;glich merkwu&#x0364;r-<lb/>
dig ge&#x017F;chienen, die&#x017F;e na&#x0364;mlich: <hi rendition="#fr">Denn was da<lb/>
Bu&#x0364;cher lie&#x017F;et, wird nicht eher aus dem<lb/>
Nebel der Redensarten heraus, und bis zu<lb/>
dem Lichte wirklicher Gedanken kommen,<lb/>
als bis die, welche die Bu&#x0364;cher fertigen,<lb/>
in der Sprache des Landes &#x017F;chreiben.</hi> Der<lb/>
Scholia&#x017F;t Petrus Schorfius Secundus &#x017F;oll<lb/>
von die&#x017F;er Stelle das Zipperlein gekriegt ha-<lb/>
ben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2</head><lb/>
            <p>Wer in einer neuen ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Sprache<lb/>
&#x017F;chreibt, wird &#x017F;o lange Landes verwie&#x017F;en, bis<lb/>
er etwas in un&#x017F;rer Sprache herausgiebt. J&#x017F;t<lb/>
er ein Knecht, &#x017F;o wird er vorher durchs Nafe-<lb/>
ru&#x0364;mpfen ge&#x017F;traft.</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Die Gering&#x017F;cha&#x0364;zung des Eignen, und<lb/>
Bewundrung des Fremden</hi> &#x2026;</quote>
            </cit><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Selb&#x017F;t Leibniz, wenn er wieder ka&#x0364;-<lb/>
me</hi> &#x2026;</quote>
            </cit>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">3 Wenn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0116] unnuͤz gemacht; aber dafuͤr auch derbe Wider- ſpruͤche hoͤren muͤſſen. Eine Stelle des erſten Geſezes hat uns immer vorzuͤglich merkwuͤr- dig geſchienen, dieſe naͤmlich: Denn was da Buͤcher lieſet, wird nicht eher aus dem Nebel der Redensarten heraus, und bis zu dem Lichte wirklicher Gedanken kommen, als bis die, welche die Buͤcher fertigen, in der Sprache des Landes ſchreiben. Der Scholiaſt Petrus Schorfius Secundus ſoll von dieſer Stelle das Zipperlein gekriegt ha- ben. 2 Wer in einer neuen auslaͤndiſchen Sprache ſchreibt, wird ſo lange Landes verwieſen, bis er etwas in unſrer Sprache herausgiebt. Jſt er ein Knecht, ſo wird er vorher durchs Nafe- ruͤmpfen geſtraft. L. G. Die Geringſchaͤzung des Eignen, und Bewundrung des Fremden … L. G. Selbſt Leibniz, wenn er wieder kaͤ- me … 3 Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/116
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/116>, abgerufen am 25.04.2024.