Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
nun auch diese Niederträchtigkeit nicht nur
in unsrer Heimath, sondern auch unter den
Ausländern möge eingerissen seyn; so lassen
wir doch die Hände nicht sinken, sondern,
damit sie mindstens nicht gar zu schamlos
ihr Haupt empor tragen könne, und den-
jenigen vor andern gesteuert werde, die
keine Wissenschaft eigentlich recht angeht,
und die doch bey solchen Anlässen am red-
seligsten sind; so sezen und ordnen wir,
daß
...

Wir sind die Jahrbücher von der Zeit an,
da dieß Gesez ist gegeben worden, (es ist vom
vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen,
und haben gefunden, daß man auf jedem
Landtage mit Strenge darüber gehalten hat;
und gleichwol .. doch in keinem Staate
können es ja die Geseze allein thun; die guten
Sitten
müssen hinzukommen, und den Ge-
sezen beystehen. Wir können, ohne im ge-
ringsten zu vergrössern, sagen, daß die guten
Sitten in unsrer Republik viel Einfluß ha-
ben; aber was diese Scheelsucht anbetrift,
wider welche das angeführte Gesez gegeben
ist; so kann nicht geleugnet werden, daß es
mit dem Einflusse nicht so recht fort wolle.

Die
nun auch dieſe Niedertraͤchtigkeit nicht nur
in unſrer Heimath, ſondern auch unter den
Auslaͤndern moͤge eingeriſſen ſeyn; ſo laſſen
wir doch die Haͤnde nicht ſinken, ſondern,
damit ſie mindſtens nicht gar zu ſchamlos
ihr Haupt empor tragen koͤnne, und den-
jenigen vor andern geſteuert werde, die
keine Wiſſenſchaft eigentlich recht angeht,
und die doch bey ſolchen Anlaͤſſen am red-
ſeligſten ſind; ſo ſezen und ordnen wir,
daß

Wir ſind die Jahrbuͤcher von der Zeit an,
da dieß Geſez iſt gegeben worden, (es iſt vom
vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen,
und haben gefunden, daß man auf jedem
Landtage mit Strenge daruͤber gehalten hat;
und gleichwol .. doch in keinem Staate
koͤnnen es ja die Geſeze allein thun; die guten
Sitten
muͤſſen hinzukommen, und den Ge-
ſezen beyſtehen. Wir koͤnnen, ohne im ge-
ringſten zu vergroͤſſern, ſagen, daß die guten
Sitten in unſrer Republik viel Einfluß ha-
ben; aber was dieſe Scheelſucht anbetrift,
wider welche das angefuͤhrte Geſez gegeben
iſt; ſo kann nicht geleugnet werden, daß es
mit dem Einfluſſe nicht ſo recht fort wolle.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0164" n="88"/><hi rendition="#fr">nun auch die&#x017F;e Niedertra&#x0364;chtigkeit nicht nur<lb/>
in un&#x017F;rer Heimath, &#x017F;ondern auch unter den<lb/>
Ausla&#x0364;ndern mo&#x0364;ge eingeri&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn; &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir doch die Ha&#x0364;nde nicht &#x017F;inken, &#x017F;ondern,<lb/>
damit &#x017F;ie mind&#x017F;tens nicht gar zu &#x017F;chamlos<lb/>
ihr Haupt empor tragen ko&#x0364;nne, und den-<lb/>
jenigen vor andern ge&#x017F;teuert werde, die<lb/>
keine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft eigentlich recht angeht,<lb/>
und die doch bey &#x017F;olchen Anla&#x0364;&#x017F;&#x017F;en am red-<lb/>
&#x017F;elig&#x017F;ten &#x017F;ind; &#x017F;o &#x017F;ezen und ordnen wir,<lb/>
daß</hi> &#x2026;</quote>
            </cit><lb/>
            <p>Wir &#x017F;ind die Jahrbu&#x0364;cher von der Zeit an,<lb/>
da dieß Ge&#x017F;ez i&#x017F;t gegeben worden, (es i&#x017F;t vom<lb/>
vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen,<lb/>
und haben gefunden, daß man auf jedem<lb/>
Landtage mit Strenge daru&#x0364;ber gehalten hat;<lb/>
und gleichwol .. doch in keinem Staate<lb/>
ko&#x0364;nnen es ja die Ge&#x017F;eze allein thun; <hi rendition="#fr">die guten<lb/>
Sitten</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hinzukommen, und den Ge-<lb/>
&#x017F;ezen bey&#x017F;tehen. Wir ko&#x0364;nnen, ohne im ge-<lb/>
ring&#x017F;ten zu vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, &#x017F;agen, daß die guten<lb/>
Sitten in un&#x017F;rer Republik viel Einfluß ha-<lb/>
ben; aber was die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Scheel&#x017F;ucht</hi> anbetrift,<lb/>
wider welche das angefu&#x0364;hrte Ge&#x017F;ez gegeben<lb/>
i&#x017F;t; &#x017F;o kann nicht geleugnet werden, daß es<lb/>
mit dem Einflu&#x017F;&#x017F;e nicht &#x017F;o recht fort wolle.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0164] nun auch dieſe Niedertraͤchtigkeit nicht nur in unſrer Heimath, ſondern auch unter den Auslaͤndern moͤge eingeriſſen ſeyn; ſo laſſen wir doch die Haͤnde nicht ſinken, ſondern, damit ſie mindſtens nicht gar zu ſchamlos ihr Haupt empor tragen koͤnne, und den- jenigen vor andern geſteuert werde, die keine Wiſſenſchaft eigentlich recht angeht, und die doch bey ſolchen Anlaͤſſen am red- ſeligſten ſind; ſo ſezen und ordnen wir, daß … Wir ſind die Jahrbuͤcher von der Zeit an, da dieß Geſez iſt gegeben worden, (es iſt vom vorigen Jahrhunderte) genau durchgegangen, und haben gefunden, daß man auf jedem Landtage mit Strenge daruͤber gehalten hat; und gleichwol .. doch in keinem Staate koͤnnen es ja die Geſeze allein thun; die guten Sitten muͤſſen hinzukommen, und den Ge- ſezen beyſtehen. Wir koͤnnen, ohne im ge- ringſten zu vergroͤſſern, ſagen, daß die guten Sitten in unſrer Republik viel Einfluß ha- ben; aber was dieſe Scheelſucht anbetrift, wider welche das angefuͤhrte Geſez gegeben iſt; ſo kann nicht geleugnet werden, daß es mit dem Einfluſſe nicht ſo recht fort wolle. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/164
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/164>, abgerufen am 29.03.2024.