Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

te. Endlich entwich der Tyrann auf seine Hügel;
und, von noch mehr Völkern verlassen, flehte er dem
Cäsar vergebens um Beystand.

Der Entschluß der Männinnen.

Nach der Schlacht mit Marius sendeten die Für-
stinnen, die Schwestern, Mütter, und Weiber der
Todten zu dem Ueberwinder: Wir wollen frey,
und Vestalinnen seyn, oder sterben. Sie wurden
nicht frey, und tödteten sich.

Weise Enthaltsamkeit.

Tiber stand mit den Legionen an der Elbe, und
seine Flotte führte ihr neues, furchtbares Schau-
spiel auf. Ein Deutscher kam in einem Nachen
herüber, und betete die göttlichen Römer an. Den-
noch blieb ihnen die jenseitige Anbetung zweifelhaft.

Varus Rückehr.

Hermann wolte, mit den lebenden Boten, auch
todte nach Rom senden; und zugleich Marbods,
des Zuschauers mit der Hand im Schoosse, spotten.
Er schikte Varus Haupt an den Verräther, und
dieser nach Rom.

Die Trümmer.

Die Mundarten der Oberdeutschen sind die Stein-
brüche, woraus unsre Vorfahren die Sprache gebaut
haben. Wir hinterlassen sie dem Nachkommen in
einer Gestalt, daß er die Umbildung ihrer Säulen
nicht wagen, und nur an den Zierathen der Knäufe
ändern wird. Aus den Mundarten Niederdeutsch-

lands
Q 3

te. Endlich entwich der Tyrann auf ſeine Huͤgel;
und, von noch mehr Voͤlkern verlaſſen, flehte er dem
Caͤſar vergebens um Beyſtand.

Der Entſchluß der Maͤnninnen.

Nach der Schlacht mit Marius ſendeten die Fuͤr-
ſtinnen, die Schweſtern, Muͤtter, und Weiber der
Todten zu dem Ueberwinder: Wir wollen frey,
und Veſtalinnen ſeyn, oder ſterben. Sie wurden
nicht frey, und toͤdteten ſich.

Weiſe Enthaltſamkeit.

Tiber ſtand mit den Legionen an der Elbe, und
ſeine Flotte fuͤhrte ihr neues, furchtbares Schau-
ſpiel auf. Ein Deutſcher kam in einem Nachen
heruͤber, und betete die goͤttlichen Roͤmer an. Den-
noch blieb ihnen die jenſeitige Anbetung zweifelhaft.

Varus Ruͤckehr.

Hermann wolte, mit den lebenden Boten, auch
todte nach Rom ſenden; und zugleich Marbods,
des Zuſchauers mit der Hand im Schooſſe, ſpotten.
Er ſchikte Varus Haupt an den Verraͤther, und
dieſer nach Rom.

Die Truͤmmer.

Die Mundarten der Oberdeutſchen ſind die Stein-
bruͤche, woraus unſre Vorfahren die Sprache gebaut
haben. Wir hinterlaſſen ſie dem Nachkommen in
einer Geſtalt, daß er die Umbildung ihrer Saͤulen
nicht wagen, und nur an den Zierathen der Knaͤufe
aͤndern wird. Aus den Mundarten Niederdeutſch-

lands
Q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0321" n="245"/>
te. Endlich entwich der Tyrann auf &#x017F;eine Hu&#x0364;gel;<lb/>
und, von noch mehr Vo&#x0364;lkern verla&#x017F;&#x017F;en, flehte er dem<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;ar vergebens um Bey&#x017F;tand.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Ent&#x017F;chluß der Ma&#x0364;nninnen.</hi> </head><lb/>
            <p>Nach der Schlacht mit Marius &#x017F;endeten die Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tinnen, die Schwe&#x017F;tern, Mu&#x0364;tter, und Weiber der<lb/>
Todten zu dem Ueberwinder: Wir wollen frey,<lb/>
und Ve&#x017F;talinnen &#x017F;eyn, oder &#x017F;terben. Sie wurden<lb/>
nicht frey, und to&#x0364;dteten &#x017F;ich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Wei&#x017F;e Enthalt&#x017F;amkeit.</hi> </head><lb/>
            <p>Tiber &#x017F;tand mit den Legionen an der Elbe, und<lb/>
&#x017F;eine Flotte fu&#x0364;hrte ihr neues, furchtbares Schau-<lb/>
&#x017F;piel auf. Ein Deut&#x017F;cher kam in einem Nachen<lb/>
heru&#x0364;ber, und betete die go&#x0364;ttlichen Ro&#x0364;mer an. Den-<lb/>
noch blieb ihnen die jen&#x017F;eitige Anbetung zweifelhaft.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Varus Ru&#x0364;ckehr.</hi> </head><lb/>
            <p>Hermann wolte, mit den lebenden Boten, auch<lb/>
todte nach Rom &#x017F;enden; und zugleich Marbods,<lb/>
des Zu&#x017F;chauers mit der Hand im Schoo&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;potten.<lb/>
Er &#x017F;chikte Varus Haupt an den Verra&#x0364;ther, und<lb/>
die&#x017F;er nach Rom.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Tru&#x0364;mmer.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Mundarten der Oberdeut&#x017F;chen &#x017F;ind die Stein-<lb/>
bru&#x0364;che, woraus un&#x017F;re Vorfahren die Sprache gebaut<lb/>
haben. Wir hinterla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie dem Nachkommen in<lb/>
einer Ge&#x017F;talt, daß er die Umbildung ihrer Sa&#x0364;ulen<lb/>
nicht wagen, und nur an den Zierathen der Kna&#x0364;ufe<lb/>
a&#x0364;ndern wird. Aus den Mundarten Niederdeut&#x017F;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">lands</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0321] te. Endlich entwich der Tyrann auf ſeine Huͤgel; und, von noch mehr Voͤlkern verlaſſen, flehte er dem Caͤſar vergebens um Beyſtand. Der Entſchluß der Maͤnninnen. Nach der Schlacht mit Marius ſendeten die Fuͤr- ſtinnen, die Schweſtern, Muͤtter, und Weiber der Todten zu dem Ueberwinder: Wir wollen frey, und Veſtalinnen ſeyn, oder ſterben. Sie wurden nicht frey, und toͤdteten ſich. Weiſe Enthaltſamkeit. Tiber ſtand mit den Legionen an der Elbe, und ſeine Flotte fuͤhrte ihr neues, furchtbares Schau- ſpiel auf. Ein Deutſcher kam in einem Nachen heruͤber, und betete die goͤttlichen Roͤmer an. Den- noch blieb ihnen die jenſeitige Anbetung zweifelhaft. Varus Ruͤckehr. Hermann wolte, mit den lebenden Boten, auch todte nach Rom ſenden; und zugleich Marbods, des Zuſchauers mit der Hand im Schooſſe, ſpotten. Er ſchikte Varus Haupt an den Verraͤther, und dieſer nach Rom. Die Truͤmmer. Die Mundarten der Oberdeutſchen ſind die Stein- bruͤche, woraus unſre Vorfahren die Sprache gebaut haben. Wir hinterlaſſen ſie dem Nachkommen in einer Geſtalt, daß er die Umbildung ihrer Saͤulen nicht wagen, und nur an den Zierathen der Knaͤufe aͤndern wird. Aus den Mundarten Niederdeutſch- lands Q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/321
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/321>, abgerufen am 19.04.2024.