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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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ältlichen Herren waren nicht mit gekommen) sagte
der Aldermann zu ihnen: Wir haben erfahren, was,
und wie Sie von uns geurtheilt haben. Erlauben
Sie mir etliche wenige Fragen an Sie? So viel
wissen Sie vermutlich von Cäsarn, daß Sie einsehn,
keiner von ihnen werde (ich denke mir ihn jezt, wie
er auf dem Schauplaze, auf dem Sie sind, handeln
würde) ihm jemals nur einigermaassen gleich kom-
men. Aber kennen Sie ihn? Wer bewundert ihn
nicht?
Und wem ist diese Bewundrung unbekant,
zu der man nun so durchs Hörensagen komt? Jch
bin gewiß, daß Sie Cäsarn nicht kennen. Jch will
Sie gleich überzeugen. Dieser bewunderte Cäsar
hat auch von der Sprachähnlichkeit geschrieben, und
in dieser Schrift sehr genaue, und sehr feine An-
merkungen gemacht, die zur Grammatik gehören.
Sie scherzen. Ob ich scherze, sogleich. Nur noch
Ein Wort vorher. Das, womit sich die Republik
bisher beschäftigt hat, ging, wie mich deucht, und
wie Sie, denk ich, auch deuchten wird, denn doch
über die Grammatik hinaus. Was wollen sie da-
mit sagen?
Nur dieses, daß, wenn bey uns gram-
matische Untersuchungen vorgekommen wären, Sie
den Kopf noch höher würden gehalten haben; und
daß Sie ihn also, in Absicht auf Cäsarn, so gehal-
ten haben. Aber gewiß, Sie scherzen, was Cä-
sars grammatische Untersuchungen anbetrift.

Sie wissen doch wol noch ein wenig Latein? Einige
von uns wissen so gar viel Latein. Denn damit
haben sie ihre Kindheit, und ihre Tugend hin-
bringen müssen
. Desto besser. So kann ich mich
Jhnen ohne viel Umschweise deutlich machen. Aber
reden Sie denn wirklich in Ernste?
So in Ernste,
daß ich Jhnen hiermit noch anvertraue: Karl der

Grosse,

aͤltlichen Herren waren nicht mit gekommen) ſagte
der Aldermann zu ihnen: Wir haben erfahren, was,
und wie Sie von uns geurtheilt haben. Erlauben
Sie mir etliche wenige Fragen an Sie? So viel
wiſſen Sie vermutlich von Caͤſarn, daß Sie einſehn,
keiner von ihnen werde (ich denke mir ihn jezt, wie
er auf dem Schauplaze, auf dem Sie ſind, handeln
wuͤrde) ihm jemals nur einigermaaſſen gleich kom-
men. Aber kennen Sie ihn? Wer bewundert ihn
nicht?
Und wem iſt dieſe Bewundrung unbekant,
zu der man nun ſo durchs Hoͤrenſagen komt? Jch
bin gewiß, daß Sie Caͤſarn nicht kennen. Jch will
Sie gleich uͤberzeugen. Dieſer bewunderte Caͤſar
hat auch von der Sprachaͤhnlichkeit geſchrieben, und
in dieſer Schrift ſehr genaue, und ſehr feine An-
merkungen gemacht, die zur Grammatik gehoͤren.
Sie ſcherzen. Ob ich ſcherze, ſogleich. Nur noch
Ein Wort vorher. Das, womit ſich die Republik
bisher beſchaͤftigt hat, ging, wie mich deucht, und
wie Sie, denk ich, auch deuchten wird, denn doch
uͤber die Grammatik hinaus. Was wollen ſie da-
mit ſagen?
Nur dieſes, daß, wenn bey uns gram-
matiſche Unterſuchungen vorgekommen waͤren, Sie
den Kopf noch hoͤher wuͤrden gehalten haben; und
daß Sie ihn alſo, in Abſicht auf Caͤſarn, ſo gehal-
ten haben. Aber gewiß, Sie ſcherzen, was Caͤ-
ſars grammatiſche Unterſuchungen anbetrift.

Sie wiſſen doch wol noch ein wenig Latein? Einige
von uns wiſſen ſo gar viel Latein. Denn damit
haben ſie ihre Kindheit, und ihre Tugend hin-
bringen muͤſſen
. Deſto beſſer. So kann ich mich
Jhnen ohne viel Umſchweiſe deutlich machen. Aber
reden Sie denn wirklich in Ernſte?
So in Ernſte,
daß ich Jhnen hiermit noch anvertraue: Karl der

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[269/0345] aͤltlichen Herren waren nicht mit gekommen) ſagte der Aldermann zu ihnen: Wir haben erfahren, was, und wie Sie von uns geurtheilt haben. Erlauben Sie mir etliche wenige Fragen an Sie? So viel wiſſen Sie vermutlich von Caͤſarn, daß Sie einſehn, keiner von ihnen werde (ich denke mir ihn jezt, wie er auf dem Schauplaze, auf dem Sie ſind, handeln wuͤrde) ihm jemals nur einigermaaſſen gleich kom- men. Aber kennen Sie ihn? Wer bewundert ihn nicht? Und wem iſt dieſe Bewundrung unbekant, zu der man nun ſo durchs Hoͤrenſagen komt? Jch bin gewiß, daß Sie Caͤſarn nicht kennen. Jch will Sie gleich uͤberzeugen. Dieſer bewunderte Caͤſar hat auch von der Sprachaͤhnlichkeit geſchrieben, und in dieſer Schrift ſehr genaue, und ſehr feine An- merkungen gemacht, die zur Grammatik gehoͤren. Sie ſcherzen. Ob ich ſcherze, ſogleich. Nur noch Ein Wort vorher. Das, womit ſich die Republik bisher beſchaͤftigt hat, ging, wie mich deucht, und wie Sie, denk ich, auch deuchten wird, denn doch uͤber die Grammatik hinaus. Was wollen ſie da- mit ſagen? Nur dieſes, daß, wenn bey uns gram- matiſche Unterſuchungen vorgekommen waͤren, Sie den Kopf noch hoͤher wuͤrden gehalten haben; und daß Sie ihn alſo, in Abſicht auf Caͤſarn, ſo gehal- ten haben. Aber gewiß, Sie ſcherzen, was Caͤ- ſars grammatiſche Unterſuchungen anbetrift. Sie wiſſen doch wol noch ein wenig Latein? Einige von uns wiſſen ſo gar viel Latein. Denn damit haben ſie ihre Kindheit, und ihre Tugend hin- bringen muͤſſen. Deſto beſſer. So kann ich mich Jhnen ohne viel Umſchweiſe deutlich machen. Aber reden Sie denn wirklich in Ernſte? So in Ernſte, daß ich Jhnen hiermit noch anvertraue: Karl der Groſſe,

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/345>, abgerufen am 24.04.2024.