Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Recht des Vortreflichen.

Wir, die Carbo's, Cassius, Scaurus, Cäpio's,
und Manlius Legionen durch Trommel und Heer-
pauke, als Kenner der Kriegskunst, schrekten, wir
liebten auch wol einmal die sanfteren Künste. Denn
so gebietet das Gesez der Warner: Wer dem Mei-
ster auf der Harfe die Hand verlezt, deß Busse soll
viermal grösser seyn, als die für die Hand des Lehr-
lings.

Die Sechstausend.

Sachsen kamen von einem Zuge, den sie mit Lon-
gobarden gethan hatten, in die Heimath zurük. Sie,
sechs und zwanzig tausend, trafen sechs tausend
Schwaben an, keine Eroberer, sondern von Sige-
berten, ihrem Könige, dorthin zum Anbaue gesandt.
Der kleine Haufen erbot sich: Zum dritten Theile
des Landes; zur Hälfte; zu mehr! Kein Gehör.
Zum Abzuge, so gar ohne die Heerden! Noch kein
Gehör. Die künftigen Sieger hatten die Weiber
der Besiegten schon unter sich gelost. Zwanzig tau-
send Sachsen, und fünf hundert Schwaben fielen.
Dennoch ließ der kleine Ueberrest der Sachsen das
Kriegshaar wachsen, und verwünschte sich, nur über
den Leichen seiner Feinde die fürchterliche Hülle ab-
zunehmen. Die edleren siegten noch Einmal, und
liessen die Ueberwundnen unter sich wohnen.



Der Abend.

Von einem zu schreibenden deutschen Wörterbuche.

Die Crusca, die französische Academie, Johnson
haben Wörterbücher ihrer Sprachen geschrie-

ben.
Das Recht des Vortreflichen.

Wir, die Carbo’s, Caſſius, Scaurus, Caͤpio’s,
und Manlius Legionen durch Trommel und Heer-
pauke, als Kenner der Kriegskunſt, ſchrekten, wir
liebten auch wol einmal die ſanfteren Kuͤnſte. Denn
ſo gebietet das Geſez der Warner: Wer dem Mei-
ſter auf der Harfe die Hand verlezt, deß Buſſe ſoll
viermal groͤſſer ſeyn, als die fuͤr die Hand des Lehr-
lings.

Die Sechstauſend.

Sachſen kamen von einem Zuge, den ſie mit Lon-
gobarden gethan hatten, in die Heimath zuruͤk. Sie,
ſechs und zwanzig tauſend, trafen ſechs tauſend
Schwaben an, keine Eroberer, ſondern von Sige-
berten, ihrem Koͤnige, dorthin zum Anbaue geſandt.
Der kleine Haufen erbot ſich: Zum dritten Theile
des Landes; zur Haͤlfte; zu mehr! Kein Gehoͤr.
Zum Abzuge, ſo gar ohne die Heerden! Noch kein
Gehoͤr. Die kuͤnftigen Sieger hatten die Weiber
der Beſiegten ſchon unter ſich geloſt. Zwanzig tau-
ſend Sachſen, und fuͤnf hundert Schwaben fielen.
Dennoch ließ der kleine Ueberreſt der Sachſen das
Kriegshaar wachſen, und verwuͤnſchte ſich, nur uͤber
den Leichen ſeiner Feinde die fuͤrchterliche Huͤlle ab-
zunehmen. Die edleren ſiegten noch Einmal, und
lieſſen die Ueberwundnen unter ſich wohnen.



Der Abend.

Von einem zu ſchreibenden deutſchen Woͤrterbuche.

Die Crusca, die franzoͤſiſche Academie, Johnſon
haben Woͤrterbuͤcher ihrer Sprachen geſchrie-

ben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0379" n="303"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das Recht des Vortreflichen.</hi> </head><lb/>
            <p>Wir, die Carbo&#x2019;s, Ca&#x017F;&#x017F;ius, Scaurus, Ca&#x0364;pio&#x2019;s,<lb/>
und Manlius Legionen durch Trommel und Heer-<lb/>
pauke, als Kenner der Kriegskun&#x017F;t, &#x017F;chrekten, wir<lb/>
liebten auch wol einmal die &#x017F;anfteren Ku&#x0364;n&#x017F;te. Denn<lb/>
&#x017F;o gebietet das Ge&#x017F;ez der Warner: Wer dem Mei-<lb/>
&#x017F;ter auf der Harfe die Hand verlezt, deß Bu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;oll<lb/>
viermal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn, als die fu&#x0364;r die Hand des Lehr-<lb/>
lings.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Sechstau&#x017F;end.</hi> </head><lb/>
            <p>Sach&#x017F;en kamen von einem Zuge, den &#x017F;ie mit Lon-<lb/>
gobarden gethan hatten, in die Heimath zuru&#x0364;k. Sie,<lb/>
&#x017F;echs und zwanzig tau&#x017F;end, trafen &#x017F;echs tau&#x017F;end<lb/>
Schwaben an, keine Eroberer, &#x017F;ondern von Sige-<lb/>
berten, ihrem Ko&#x0364;nige, dorthin zum Anbaue ge&#x017F;andt.<lb/>
Der kleine Haufen erbot &#x017F;ich: Zum dritten Theile<lb/>
des Landes; zur Ha&#x0364;lfte; zu mehr! Kein Geho&#x0364;r.<lb/>
Zum Abzuge, &#x017F;o gar ohne die Heerden! Noch kein<lb/>
Geho&#x0364;r. Die ku&#x0364;nftigen Sieger hatten die Weiber<lb/>
der Be&#x017F;iegten &#x017F;chon unter &#x017F;ich gelo&#x017F;t. Zwanzig tau-<lb/>
&#x017F;end Sach&#x017F;en, und fu&#x0364;nf hundert Schwaben fielen.<lb/>
Dennoch ließ der kleine Ueberre&#x017F;t der Sach&#x017F;en das<lb/>
Kriegshaar wach&#x017F;en, und verwu&#x0364;n&#x017F;chte &#x017F;ich, nur u&#x0364;ber<lb/>
den Leichen &#x017F;einer Feinde die fu&#x0364;rchterliche Hu&#x0364;lle ab-<lb/>
zunehmen. Die edleren &#x017F;iegten noch Einmal, und<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en die Ueberwundnen unter &#x017F;ich wohnen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Abend.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c">Von einem zu &#x017F;chreibenden deut&#x017F;chen Wo&#x0364;rterbuche.</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Crusca, die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Academie, John&#x017F;on<lb/>
haben Wo&#x0364;rterbu&#x0364;cher ihrer Sprachen ge&#x017F;chrie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0379] Das Recht des Vortreflichen. Wir, die Carbo’s, Caſſius, Scaurus, Caͤpio’s, und Manlius Legionen durch Trommel und Heer- pauke, als Kenner der Kriegskunſt, ſchrekten, wir liebten auch wol einmal die ſanfteren Kuͤnſte. Denn ſo gebietet das Geſez der Warner: Wer dem Mei- ſter auf der Harfe die Hand verlezt, deß Buſſe ſoll viermal groͤſſer ſeyn, als die fuͤr die Hand des Lehr- lings. Die Sechstauſend. Sachſen kamen von einem Zuge, den ſie mit Lon- gobarden gethan hatten, in die Heimath zuruͤk. Sie, ſechs und zwanzig tauſend, trafen ſechs tauſend Schwaben an, keine Eroberer, ſondern von Sige- berten, ihrem Koͤnige, dorthin zum Anbaue geſandt. Der kleine Haufen erbot ſich: Zum dritten Theile des Landes; zur Haͤlfte; zu mehr! Kein Gehoͤr. Zum Abzuge, ſo gar ohne die Heerden! Noch kein Gehoͤr. Die kuͤnftigen Sieger hatten die Weiber der Beſiegten ſchon unter ſich geloſt. Zwanzig tau- ſend Sachſen, und fuͤnf hundert Schwaben fielen. Dennoch ließ der kleine Ueberreſt der Sachſen das Kriegshaar wachſen, und verwuͤnſchte ſich, nur uͤber den Leichen ſeiner Feinde die fuͤrchterliche Huͤlle ab- zunehmen. Die edleren ſiegten noch Einmal, und lieſſen die Ueberwundnen unter ſich wohnen. Der Abend. Von einem zu ſchreibenden deutſchen Woͤrterbuche. Die Crusca, die franzoͤſiſche Academie, Johnſon haben Woͤrterbuͤcher ihrer Sprachen geſchrie- ben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/379
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/379>, abgerufen am 23.04.2024.