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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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"her zu wanken, sondern mit festem Schritt:
"so kies er ihn sich aus, und walle auf selbigem
"frisch und fröhlich einher. Jünglingskühn-
"heit, und Mut und Kälte der Männer gelei-
"ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht
"sein Weg schmäler wird, und die Wasser un-
"ten am Felsen brausen. Wer das erste läst,
"und das andre rechtschaffen thut, der hat der
"Ansprüche auf die Belonungen der Republik
"nicht wenige. Denn er weis, was Ver-
"dienst ist.

"Also urtheilte, nach reifer und kalter Er-
"wägung, Aldermann Ekhard auf dem Land-
"tage zwey und siebzig, achtzehntes Jahr-
"hundert.

"Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an-
"genommen, in der Halle aufgestelt, und mit
"vollgeltender Obergewalt versehn von der ver-
"sammelten Landgemeine; verworfen von dem
"Volke, von den Gemischten, und den Dritt-
"lern, mit welchen samt und sonders der
"Schuzgeist deutscher Nation dergestalt schal-
"ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer,
"wie nicht an Helle des Kopfes, also auch
"nicht an Wärme des Herzens, gebrechen
"möge."

Ekhard war der Liebling von Vielen; aber
das neue Gesez würd auch ohne diese Neigung

gegen

„her zu wanken, ſondern mit feſtem Schritt:
„ſo kies er ihn ſich aus, und walle auf ſelbigem
„friſch und froͤhlich einher. Juͤnglingskuͤhn-
„heit, und Mut und Kaͤlte der Maͤnner gelei-
„ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht
„ſein Weg ſchmaͤler wird, und die Waſſer un-
„ten am Felſen brauſen. Wer das erſte laͤſt,
„und das andre rechtſchaffen thut, der hat der
„Anſpruͤche auf die Belonungen der Republik
„nicht wenige. Denn er weis, was Ver-
„dienſt iſt.

„Alſo urtheilte, nach reifer und kalter Er-
„waͤgung, Aldermann Ekhard auf dem Land-
„tage zwey und ſiebzig, achtzehntes Jahr-
„hundert.

„Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an-
„genommen, in der Halle aufgeſtelt, und mit
„vollgeltender Obergewalt verſehn von der ver-
„ſammelten Landgemeine; verworfen von dem
„Volke, von den Gemiſchten, und den Dritt-
„lern, mit welchen ſamt und ſonders der
„Schuzgeiſt deutſcher Nation dergeſtalt ſchal-
„ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer,
„wie nicht an Helle des Kopfes, alſo auch
„nicht an Waͤrme des Herzens, gebrechen
„moͤge.“

Ekhard war der Liebling von Vielen; aber
das neue Geſez wuͤrd auch ohne dieſe Neigung

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[418/0494] „her zu wanken, ſondern mit feſtem Schritt: „ſo kies er ihn ſich aus, und walle auf ſelbigem „friſch und froͤhlich einher. Juͤnglingskuͤhn- „heit, und Mut und Kaͤlte der Maͤnner gelei- „ten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht „ſein Weg ſchmaͤler wird, und die Waſſer un- „ten am Felſen brauſen. Wer das erſte laͤſt, „und das andre rechtſchaffen thut, der hat der „Anſpruͤche auf die Belonungen der Republik „nicht wenige. Denn er weis, was Ver- „dienſt iſt. „Alſo urtheilte, nach reifer und kalter Er- „waͤgung, Aldermann Ekhard auf dem Land- „tage zwey und ſiebzig, achtzehntes Jahr- „hundert. „Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs an- „genommen, in der Halle aufgeſtelt, und mit „vollgeltender Obergewalt verſehn von der ver- „ſammelten Landgemeine; verworfen von dem „Volke, von den Gemiſchten, und den Dritt- „lern, mit welchen ſamt und ſonders der „Schuzgeiſt deutſcher Nation dergeſtalt ſchal- „ten und walten wolle, daß es ihnen nimmer, „wie nicht an Helle des Kopfes, alſo auch „nicht an Waͤrme des Herzens, gebrechen „moͤge.“ Ekhard war der Liebling von Vielen; aber das neue Geſez wuͤrd auch ohne dieſe Neigung gegen

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/494>, abgerufen am 24.04.2024.