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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

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I. Cap. Begriff, SouverainetäsVerhältnisse, u. s. w.
a) Aeltere Beispiele bei Günther a. a. O. I. 120 ff. Die Repu-
blik Polen war durch den Allianz-Tractat mit Russland von
1793, Art. 6--8 u. 11, ein halbsouverainer Staat geworden.
de Martens recueil, V. 222. So auch die Carthaginenser,
als sie nach dem zweiten punischen Krieg den Römern ver-
sprachen, ohne ihre Einwilligung keinen Krieg zu führen. --
Neuere Beispiele s. unten §. 33.
b) Von so genannten streitigen souverainen Staaten, s. Günther
a. a. O. Th. I, S. 110 ff. -- Ueber Prätensionen der ver-
schiedenen Staaten von Europa, s. man Cph. Herm. Schwe-
ders
theatrum praetensionum et controversiarum illustrium.
Leipz. 1712. Zweite Ausg. vermehrt von A. F. Glafey. Leipz.
1727. fol. Les interets presens et les pretentions des puissan-
ces de l'Europe, fondes sur les traites depuis la paix d'Utrecht
inclusivement, et sur les preuves de leurs droits particuliers;
par Jean Rousset. a la Haye 1740. T. I -- III. 4. Klüber's
öffentl. Recht des teutschen Bundes, §. 82 f.
§. 26.
Privilegirte Provinzen und Städte.

Bloss privilegirten Provinzen und Städten
eines Staates, welchen, unter der Hoheit des letz-
ten a), nur die Ausübung bestimmter Vorrechte
und Regierungsrechte zukommt, fehlt politische
Persönlichkeit oder Selbstständigkeit, im Ver-
hältniss zu souverainen Staaten; selbst dann,
wenn der Inbegriff ihrer privilegirten Rechte
den Namen einer untergeordneten Landeshoheit
(jus territorii subordinati s. subalterni, superio-
ritas territorialis subalterna s. pactitia) verdiente,
oder führte b). Sie sind daher nicht befugt zu
unmittelbarem Gebrauch des Völkerrechtes c).

a) Vergl. Klüber's öffentliches Recht des teutschen Bundes,
§. 101.
I. Cap. Begriff, SouverainetäsVerhältnisse, u. s. w.
a) Aeltere Beispiele bei Günther a. a. O. I. 120 ff. Die Repu-
blik Polen war durch den Allianz-Tractat mit Ruſsland von
1793, Art. 6—8 u. 11, ein halbsouverainer Staat geworden.
de Martens recueil, V. 222. So auch die Carthaginenser,
als sie nach dem zweiten punischen Krieg den Römern ver-
sprachen, ohne ihre Einwilligung keinen Krieg zu führen. —
Neuere Beispiele s. unten §. 33.
b) Von so genannten streitigen souverainen Staaten, s. Günther
a. a. O. Th. I, S. 110 ff. — Ueber Prätensionen der ver-
schiedenen Staaten von Europa, s. man Cph. Herm. Schwe-
ders
theatrum praetensionum et controversiarum illustrium.
Leipz. 1712. Zweite Ausg. vermehrt von A. F. Glafey. Leipz.
1727. fol. Les intérêts présens et les prétentions des puissan-
ces de l’Europe, fondés sur les traités depuis la paix d’Utrecht
inclusivement, et sur les preuves de leurs droits particuliers;
par Jean Rousset. à la Haye 1740. T. I — III. 4. Klüber’s
öffentl. Recht des teutschen Bundes, §. 82 f.
§. 26.
Privilegirte Provinzen und Städte.

Bloſs privilegirten Provinzen und Städten
eines Staates, welchen, unter der Hoheit des letz-
ten a), nur die Ausübung bestimmter Vorrechte
und Regierungsrechte zukommt, fehlt politische
Persönlichkeit oder Selbstständigkeit, im Ver-
hältniſs zu souverainen Staaten; selbst dann,
wenn der Inbegriff ihrer privilegirten Rechte
den Namen einer untergeordneten Landeshoheit
(jus territorii subordinati s. subalterni, superio-
ritas territorialis subalterna s. pactitia) verdiente,
oder führte b). Sie sind daher nicht befugt zu
unmittelbarem Gebrauch des Völkerrechtes c).

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§. 101.
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[53/0059] I. Cap. Begriff, SouverainetäsVerhältnisse, u. s. w. a⁾ Aeltere Beispiele bei Günther a. a. O. I. 120 ff. Die Repu- blik Polen war durch den Allianz-Tractat mit Ruſsland von 1793, Art. 6—8 u. 11, ein halbsouverainer Staat geworden. de Martens recueil, V. 222. So auch die Carthaginenser, als sie nach dem zweiten punischen Krieg den Römern ver- sprachen, ohne ihre Einwilligung keinen Krieg zu führen. — Neuere Beispiele s. unten §. 33. b⁾ Von so genannten streitigen souverainen Staaten, s. Günther a. a. O. Th. I, S. 110 ff. — Ueber Prätensionen der ver- schiedenen Staaten von Europa, s. man Cph. Herm. Schwe- ders theatrum praetensionum et controversiarum illustrium. Leipz. 1712. Zweite Ausg. vermehrt von A. F. Glafey. Leipz. 1727. fol. Les intérêts présens et les prétentions des puissan- ces de l’Europe, fondés sur les traités depuis la paix d’Utrecht inclusivement, et sur les preuves de leurs droits particuliers; par Jean Rousset. à la Haye 1740. T. I — III. 4. Klüber’s öffentl. Recht des teutschen Bundes, §. 82 f. §. 26. Privilegirte Provinzen und Städte. Bloſs privilegirten Provinzen und Städten eines Staates, welchen, unter der Hoheit des letz- ten a), nur die Ausübung bestimmter Vorrechte und Regierungsrechte zukommt, fehlt politische Persönlichkeit oder Selbstständigkeit, im Ver- hältniſs zu souverainen Staaten; selbst dann, wenn der Inbegriff ihrer privilegirten Rechte den Namen einer untergeordneten Landeshoheit (jus territorii subordinati s. subalterni, superio- ritas territorialis subalterna s. pactitia) verdiente, oder führte b). Sie sind daher nicht befugt zu unmittelbarem Gebrauch des Völkerrechtes c). a⁾ Vergl. Klüber’s öffentliches Recht des teutschen Bundes, §. 101.

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/59>, abgerufen am 28.03.2024.