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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Achtzehnte Vorlesung.

Meine Herren! Es ist in früheren Stunden zu wiederholtenEihüllen.
Malen von den fötalen Eihüllen die Rede gewesen, dagegen bin ich
noch nicht dazu gelangt, Ihnen eine zusammenhängende Schilde-
rung der wichtigsten derselben, nämlich des Chorion, zu geben und
ebenso wenig habe ich Gelegenheit gehabt, das Verhalten derselben
in späteren Schwangerschaftsmonaten und die Einrichtungen im
Uterus zur Hegung des Eies zu schildern. Jetzt, wo Sie die erste
Entwicklung des Embryo kennen, ist es am Platze, auch die Lehre
von den Eihüllen im Zusammenhange zu besprechen, und gedenke
ich der Verständlichkeit halber zuerst das Verhalten derselben in
der zweiten Hälfte und am Ende der Schwangerschaft zu beschrei-
ben, ehe ich auf die erste Entstehung dieser Häute zu reden komme.

Oeffnet man einen Uterus aus dem vierten Schwangerschafts-Eihüllen in der
Mitte der
Schwangerschaft.

monate, so findet man in der Höhle desselben eine Blase, die an
einer Seite an der Wand festsitzt und die Höhlung ziemlich erfüllt.
Diese Blase, welche das Ei enthält, die Sie in dem schematischen
Durchschnitte Fig. 73 aus einer etwas früheren Zeit dargestellt fin-
den, wird nicht blos von den fötalen Bildungen, sondern auch von
einer Hülle dargestellt, welche vom Uterus aus über dieselben her-
übergeht und als dünne durchscheinende Membran den ganzen nicht
am Uterus festsitzenden Theil des Eies umschliesst. Diese Membran
(Fig. 73 d r), die man umgeschlagene hinfällige Haut,Decidua reflexa.
Membrana decidua s. caduca reflexa nennt, geht an dem Theile, wo das
Ei festsitzt, einfach in die innere Oberfläche des Uterus über und
hängt mit dieser zusammen. Die Höhle des Uterus selbst ist in die-
ser Periode vom Eie schon ganz eingenommen, im zweiten und drit-
ten Monate jedoch findet sich zwischen Ei und Uterus ein etwelcher

Achtzehnte Vorlesung.

Meine Herren! Es ist in früheren Stunden zu wiederholtenEihüllen.
Malen von den fötalen Eihüllen die Rede gewesen, dagegen bin ich
noch nicht dazu gelangt, Ihnen eine zusammenhängende Schilde-
rung der wichtigsten derselben, nämlich des Chorion, zu geben und
ebenso wenig habe ich Gelegenheit gehabt, das Verhalten derselben
in späteren Schwangerschaftsmonaten und die Einrichtungen im
Uterus zur Hegung des Eies zu schildern. Jetzt, wo Sie die erste
Entwicklung des Embryo kennen, ist es am Platze, auch die Lehre
von den Eihüllen im Zusammenhange zu besprechen, und gedenke
ich der Verständlichkeit halber zuerst das Verhalten derselben in
der zweiten Hälfte und am Ende der Schwangerschaft zu beschrei-
ben, ehe ich auf die erste Entstehung dieser Häute zu reden komme.

Oeffnet man einen Uterus aus dem vierten Schwangerschafts-Eihüllen in der
Mitte der
Schwangerschaft.

monate, so findet man in der Höhle desselben eine Blase, die an
einer Seite an der Wand festsitzt und die Höhlung ziemlich erfüllt.
Diese Blase, welche das Ei enthält, die Sie in dem schematischen
Durchschnitte Fig. 73 aus einer etwas früheren Zeit dargestellt fin-
den, wird nicht blos von den fötalen Bildungen, sondern auch von
einer Hülle dargestellt, welche vom Uterus aus über dieselben her-
übergeht und als dünne durchscheinende Membran den ganzen nicht
am Uterus festsitzenden Theil des Eies umschliesst. Diese Membran
(Fig. 73 d r), die man umgeschlagene hinfällige Haut,Decidua reflexa.
Membrana decidua s. caduca reflexa nennt, geht an dem Theile, wo das
Ei festsitzt, einfach in die innere Oberfläche des Uterus über und
hängt mit dieser zusammen. Die Höhle des Uterus selbst ist in die-
ser Periode vom Eie schon ganz eingenommen, im zweiten und drit-
ten Monate jedoch findet sich zwischen Ei und Uterus ein etwelcher

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[[137]/0153] Achtzehnte Vorlesung. Meine Herren! Es ist in früheren Stunden zu wiederholten Malen von den fötalen Eihüllen die Rede gewesen, dagegen bin ich noch nicht dazu gelangt, Ihnen eine zusammenhängende Schilde- rung der wichtigsten derselben, nämlich des Chorion, zu geben und ebenso wenig habe ich Gelegenheit gehabt, das Verhalten derselben in späteren Schwangerschaftsmonaten und die Einrichtungen im Uterus zur Hegung des Eies zu schildern. Jetzt, wo Sie die erste Entwicklung des Embryo kennen, ist es am Platze, auch die Lehre von den Eihüllen im Zusammenhange zu besprechen, und gedenke ich der Verständlichkeit halber zuerst das Verhalten derselben in der zweiten Hälfte und am Ende der Schwangerschaft zu beschrei- ben, ehe ich auf die erste Entstehung dieser Häute zu reden komme. Eihüllen. Oeffnet man einen Uterus aus dem vierten Schwangerschafts- monate, so findet man in der Höhle desselben eine Blase, die an einer Seite an der Wand festsitzt und die Höhlung ziemlich erfüllt. Diese Blase, welche das Ei enthält, die Sie in dem schematischen Durchschnitte Fig. 73 aus einer etwas früheren Zeit dargestellt fin- den, wird nicht blos von den fötalen Bildungen, sondern auch von einer Hülle dargestellt, welche vom Uterus aus über dieselben her- übergeht und als dünne durchscheinende Membran den ganzen nicht am Uterus festsitzenden Theil des Eies umschliesst. Diese Membran (Fig. 73 d r), die man umgeschlagene hinfällige Haut, Membrana decidua s. caduca reflexa nennt, geht an dem Theile, wo das Ei festsitzt, einfach in die innere Oberfläche des Uterus über und hängt mit dieser zusammen. Die Höhle des Uterus selbst ist in die- ser Periode vom Eie schon ganz eingenommen, im zweiten und drit- ten Monate jedoch findet sich zwischen Ei und Uterus ein etwelcher Eihüllen in der Mitte der Schwangerschaft. Decidua reflexa.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [137]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/153>, abgerufen am 19.03.2024.