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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zweite Vorlesung.

Meine Herren! Wolff's geniale Lehren, die wir in der vorigenWolff's
Nachfolger.

Stunde besprochen haben, waren lange Zeit nicht von dem Einflusse,
den sie hätten haben können, denn es blieb seine wichtigste Ab-
handlung über die Bildung des Darmkanals so sehr unbekannt, dass
selbst Oken und Kieser, als sie in den Jahren 1806 und 1810 ihre
Arbeiten über die Entwicklung des Darmkanals veröffentlichten,
von derselben nichts wussten. Inzwischen machte die Embryolo-
gie, wenn auch nicht mit Bezug auf die frühesten Stadien und die
Theorie, doch im Einzelnen viele bemerkenswerthe Fortschritte.
Unter den zahlreichen Arbeiten des letzten Drittheiles des 18. Jahr-
hunderts und der zwei ersten Decennien des unserigen sind folgende
besonders bemerkenswerth:

Hunter, Anatomia uteri humani gravidi Lond. 1775, mit vortrefflichen
Darstellungen der Eihäute und des schwangeren Uterus; Auten-
rieth
Supplem. ad histor. embr. humani Tubing. 1797; Sömmering
Icones embryon. human. Francof. 1799; Oken über die Bildung des
Darmkanals aus der Vesicula umbilicalis in Oken und Kieser Bei-
träge z. vergl. Zool., Zoot. und Phys. Bamberg 1806, eine auch in
allgemeiner Beziehung bemerkenswerthe Abhandlung; Derselbe,
über die Bedeutung der Schädelknochen, Jena 1807, eine epoche-
machende Arbeit für die vergleichende Anatomie und, weil auf
embryologische Thatsachen gegründet, auch der Ausgangspunct
genauerer Untersuchungen über die Entwicklung der Wirbelsäule
und des Schädels: Kieser, der Ursprung des Darmkanals aus der
Vesic. umbilicalis darg. im menschl. Embryo, Göttingen 1810;
Meckel's zalreiche kleinere Abhandlungen zur Entwicklungsge-
schichte in s. Beitr. zur vergl. Anat. 1808 -- 1812, seinen Abh. aus
der menschl. u. vergl. Anat. 1806 und in seinem Archiv; Tiede-
mann
Bildungsgeschichte des Gehirns, Landshut 1816, eine vor-
treffliche Detailuntersuchung.


Zweite Vorlesung.

Meine Herren! Wolff’s geniale Lehren, die wir in der vorigenWolff’s
Nachfolger.

Stunde besprochen haben, waren lange Zeit nicht von dem Einflusse,
den sie hätten haben können, denn es blieb seine wichtigste Ab-
handlung über die Bildung des Darmkanals so sehr unbekannt, dass
selbst Oken und Kieser, als sie in den Jahren 1806 und 1810 ihre
Arbeiten über die Entwicklung des Darmkanals veröffentlichten,
von derselben nichts wussten. Inzwischen machte die Embryolo-
gie, wenn auch nicht mit Bezug auf die frühesten Stadien und die
Theorie, doch im Einzelnen viele bemerkenswerthe Fortschritte.
Unter den zahlreichen Arbeiten des letzten Drittheiles des 18. Jahr-
hunderts und der zwei ersten Decennien des unserigen sind folgende
besonders bemerkenswerth:

Hunter, Anatomia uteri humani gravidi Lond. 1775, mit vortrefflichen
Darstellungen der Eihäute und des schwangeren Uterus; Auten-
rieth
Supplem. ad histor. embr. humani Tubing. 1797; Sömmering
Icones embryon. human. Francof. 1799; Oken über die Bildung des
Darmkanals aus der Vesicula umbilicalis in Oken und Kieser Bei-
träge z. vergl. Zool., Zoot. und Phys. Bamberg 1806, eine auch in
allgemeiner Beziehung bemerkenswerthe Abhandlung; Derselbe,
über die Bedeutung der Schädelknochen, Jena 1807, eine epoche-
machende Arbeit für die vergleichende Anatomie und, weil auf
embryologische Thatsachen gegründet, auch der Ausgangspunct
genauerer Untersuchungen über die Entwicklung der Wirbelsäule
und des Schädels: Kieser, der Ursprung des Darmkanals aus der
Vesic. umbilicalis darg. im menschl. Embryo, Göttingen 1810;
Meckel’s zalreiche kleinere Abhandlungen zur Entwicklungsge-
schichte in s. Beitr. zur vergl. Anat. 1808 — 1812, seinen Abh. aus
der menschl. u. vergl. Anat. 1806 und in seinem Archiv; Tiede-
mann
Bildungsgeschichte des Gehirns, Landshut 1816, eine vor-
treffliche Detailuntersuchung.


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[[7]/0023] Zweite Vorlesung. Meine Herren! Wolff’s geniale Lehren, die wir in der vorigen Stunde besprochen haben, waren lange Zeit nicht von dem Einflusse, den sie hätten haben können, denn es blieb seine wichtigste Ab- handlung über die Bildung des Darmkanals so sehr unbekannt, dass selbst Oken und Kieser, als sie in den Jahren 1806 und 1810 ihre Arbeiten über die Entwicklung des Darmkanals veröffentlichten, von derselben nichts wussten. Inzwischen machte die Embryolo- gie, wenn auch nicht mit Bezug auf die frühesten Stadien und die Theorie, doch im Einzelnen viele bemerkenswerthe Fortschritte. Unter den zahlreichen Arbeiten des letzten Drittheiles des 18. Jahr- hunderts und der zwei ersten Decennien des unserigen sind folgende besonders bemerkenswerth: Wolff’s Nachfolger. Hunter, Anatomia uteri humani gravidi Lond. 1775, mit vortrefflichen Darstellungen der Eihäute und des schwangeren Uterus; Auten- rieth Supplem. ad histor. embr. humani Tubing. 1797; Sömmering Icones embryon. human. Francof. 1799; Oken über die Bildung des Darmkanals aus der Vesicula umbilicalis in Oken und Kieser Bei- träge z. vergl. Zool., Zoot. und Phys. Bamberg 1806, eine auch in allgemeiner Beziehung bemerkenswerthe Abhandlung; Derselbe, über die Bedeutung der Schädelknochen, Jena 1807, eine epoche- machende Arbeit für die vergleichende Anatomie und, weil auf embryologische Thatsachen gegründet, auch der Ausgangspunct genauerer Untersuchungen über die Entwicklung der Wirbelsäule und des Schädels: Kieser, der Ursprung des Darmkanals aus der Vesic. umbilicalis darg. im menschl. Embryo, Göttingen 1810; Meckel’s zalreiche kleinere Abhandlungen zur Entwicklungsge- schichte in s. Beitr. zur vergl. Anat. 1808 — 1812, seinen Abh. aus der menschl. u. vergl. Anat. 1806 und in seinem Archiv; Tiede- mann Bildungsgeschichte des Gehirns, Landshut 1816, eine vor- treffliche Detailuntersuchung.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/23>, abgerufen am 19.03.2024.