Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfundzwanzigste Vorlesung.
II. Entwicklung des Nervensystems.

Entwicklung des
Gehirns.
Wir kommen heute, meine Herren, zur Entwicklungsgeschichte
des Nervensystems und wollen wir mit derjenigen des Gehirns
Hirnblasen.

[Abbildung] Fig. 103.
den Anfang machen. Sie wissen aus früheren
Vorlesungen, dass das centrale Nervensystem
in Gestalt einer langen, mässig breiten Platte,
der Medullarplatte, sich anlegt, welche mit dem
Hornblatte ununterbrochen zusammenhängt und
in zweiter Linie zu einem Halbkanale sich um-
wandelt, dessen nach oben offene Rinne die
Rückenfurche genannt wird (Fig. 17 St. 47).
Der Verschluss dieser Rinne ist schon bespro-
chen worden und ebenso auch die allerersten
Entwicklungszustände des Gehirns und Rücken-
marks (St. 48, 78). Während die Rückenfurche
am Kopftheile sich schliesst, ja bei gewissen
Säugern, wie beim Hunde, nach Bischoff schon
vorher (Fig. 104), bildet sich hier zunächst
ganz vorn eine Erweiterung (Fig. 103), hinter
welcher dann bald noch zwei andere auftreten,
so dass dann drei Abschnitte, die vordere,
mittlere und hintere Hirnblase, deutlich zu un-
terscheiden sind (Fig. 104). In weiterer Ent-
wicklung gehen aus diesen drei ursprünglichen
[Abbildung]

Fig. 103. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage,
etwa 45mal vergr. Nach Remak; hb Anlage des Vorderhirns oder blasenförmige
vorn bei o noch offene Auftreibung am vordern Ende des Medullarrohres, x
Stelle, von wo an das Medullarrohr noch offen, die Rückenfurche noch nicht

Fünfundzwanzigste Vorlesung.
II. Entwicklung des Nervensystems.

Entwicklung des
Gehirns.
Wir kommen heute, meine Herren, zur Entwicklungsgeschichte
des Nervensystems und wollen wir mit derjenigen des Gehirns
Hirnblasen.

[Abbildung] Fig. 103.
den Anfang machen. Sie wissen aus früheren
Vorlesungen, dass das centrale Nervensystem
in Gestalt einer langen, mässig breiten Platte,
der Medullarplatte, sich anlegt, welche mit dem
Hornblatte ununterbrochen zusammenhängt und
in zweiter Linie zu einem Halbkanale sich um-
wandelt, dessen nach oben offene Rinne die
Rückenfurche genannt wird (Fig. 17 St. 47).
Der Verschluss dieser Rinne ist schon bespro-
chen worden und ebenso auch die allerersten
Entwicklungszustände des Gehirns und Rücken-
marks (St. 48, 78). Während die Rückenfurche
am Kopftheile sich schliesst, ja bei gewissen
Säugern, wie beim Hunde, nach Bischoff schon
vorher (Fig. 104), bildet sich hier zunächst
ganz vorn eine Erweiterung (Fig. 103), hinter
welcher dann bald noch zwei andere auftreten,
so dass dann drei Abschnitte, die vordere,
mittlere und hintere Hirnblase, deutlich zu un-
terscheiden sind (Fig. 104). In weiterer Ent-
wicklung gehen aus diesen drei ursprünglichen
[Abbildung]

Fig. 103. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage,
etwa 45mal vergr. Nach Remak; hb Anlage des Vorderhirns oder blasenförmige
vorn bei o noch offene Auftreibung am vordern Ende des Medullarrohres, x
Stelle, von wo an das Medullarrohr noch offen, die Rückenfurche noch nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0242" n="[226]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Fünfundzwanzigste Vorlesung.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>II. Entwicklung des Nervensystems.</head><lb/>
          <p><note place="left">Entwicklung des<lb/>
Gehirns.</note>Wir kommen heute, meine Herren, zur Entwicklungsgeschichte<lb/>
des Nervensystems und wollen wir mit derjenigen des <hi rendition="#g">Gehirns</hi><lb/><note place="left">Hirnblasen.</note><lb/><figure><head>Fig. 103.</head></figure><lb/>
den Anfang machen. Sie wissen aus früheren<lb/>
Vorlesungen, dass das centrale Nervensystem<lb/>
in Gestalt einer langen, mässig breiten Platte,<lb/>
der Medullarplatte, sich anlegt, welche mit dem<lb/>
Hornblatte ununterbrochen zusammenhängt und<lb/>
in zweiter Linie zu einem Halbkanale sich um-<lb/>
wandelt, dessen nach oben offene Rinne die<lb/>
Rückenfurche genannt wird (Fig. 17 St. 47).<lb/>
Der Verschluss dieser Rinne ist schon bespro-<lb/>
chen worden und ebenso auch die allerersten<lb/>
Entwicklungszustände des Gehirns und Rücken-<lb/>
marks (St. 48, 78). Während die Rückenfurche<lb/>
am Kopftheile sich schliesst, ja bei gewissen<lb/>
Säugern, wie beim Hunde, nach <hi rendition="#k">Bischoff</hi> schon<lb/>
vorher (Fig. 104), bildet sich hier zunächst<lb/>
ganz vorn eine Erweiterung (Fig. 103), hinter<lb/>
welcher dann bald noch zwei andere auftreten,<lb/>
so dass dann drei Abschnitte, die vordere,<lb/>
mittlere und hintere Hirnblase, deutlich zu un-<lb/>
terscheiden sind (Fig. 104). In weiterer Ent-<lb/>
wicklung gehen aus diesen drei ursprünglichen<lb/><figure><p>Fig. 103. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage,<lb/>
etwa 45mal vergr. Nach <hi rendition="#k">Remak</hi>; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">hb</hi></hi> Anlage des Vorderhirns oder blasenförmige<lb/>
vorn bei <hi rendition="#i">o</hi> noch offene Auftreibung am vordern Ende des Medullarrohres, <hi rendition="#i">x</hi><lb/>
Stelle, von wo an das Medullarrohr noch offen, die Rückenfurche noch nicht</p></figure><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[226]/0242] Fünfundzwanzigste Vorlesung. II. Entwicklung des Nervensystems. Wir kommen heute, meine Herren, zur Entwicklungsgeschichte des Nervensystems und wollen wir mit derjenigen des Gehirns [Abbildung Fig. 103.] den Anfang machen. Sie wissen aus früheren Vorlesungen, dass das centrale Nervensystem in Gestalt einer langen, mässig breiten Platte, der Medullarplatte, sich anlegt, welche mit dem Hornblatte ununterbrochen zusammenhängt und in zweiter Linie zu einem Halbkanale sich um- wandelt, dessen nach oben offene Rinne die Rückenfurche genannt wird (Fig. 17 St. 47). Der Verschluss dieser Rinne ist schon bespro- chen worden und ebenso auch die allerersten Entwicklungszustände des Gehirns und Rücken- marks (St. 48, 78). Während die Rückenfurche am Kopftheile sich schliesst, ja bei gewissen Säugern, wie beim Hunde, nach Bischoff schon vorher (Fig. 104), bildet sich hier zunächst ganz vorn eine Erweiterung (Fig. 103), hinter welcher dann bald noch zwei andere auftreten, so dass dann drei Abschnitte, die vordere, mittlere und hintere Hirnblase, deutlich zu un- terscheiden sind (Fig. 104). In weiterer Ent- wicklung gehen aus diesen drei ursprünglichen [Abbildung Fig. 103. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage, etwa 45mal vergr. Nach Remak; hb Anlage des Vorderhirns oder blasenförmige vorn bei o noch offene Auftreibung am vordern Ende des Medullarrohres, x Stelle, von wo an das Medullarrohr noch offen, die Rückenfurche noch nicht] Entwicklung des Gehirns. Hirnblasen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/242
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [226]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/242>, abgerufen am 19.03.2024.