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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Dreiunddreissigste Vorlesung.
D. Entwicklung der äusseren Haut.

Ich schliesse nun, meine Herren, an die Betrachtung der höhe-
ren Sinnesorgane einige Bemerkungen über die Entwicklung der
äusseren Haut, indem ich mir die Schilderung des fünften so-
genannten Sinnesorganes für die Lehre von der Entwicklung des
Darmkanales vorbehalte.

Die äussere Haut mit allen Anhängen entwickelt sich von zweiEntwicklung der
Haut im
Allgemeinen.

Theilen aus: einmal vom Hornblatte, das, wie Sie wissen, dem äusse-
ren Keimblatte angehört, und zweitens von einer oberflächlichen
Schicht des mittleren Keimblattes aus, welche wir in früheren Stun-
den als "Hautplatte" bezeichnet haben. Wir haben damals schon
angegeben (Vorles. XI), dass die Hautplatte wahrscheinlich überall
selbständig auftritt und einer Ablösung der äussersten Lage des
mittleren Keimblattes ihren Ursprung verdankt, wogegen Remak
wenigstens die Rückenhaut von einer Wucherung der Hautplatten
der Bauchwand ableitet. Mag nun die Hautplatte diesen oder jenen
Ursprung nehmen, so ist sie auf jeden Fall die Anlage der Cutis in
allen ihren Theilen, während das Hornblatt die Anlage der Epider-
mis darstellt. Die Haut selbst nun zeigt in ihrer Entwicklung nur
wenig Bemerkenswerthes. Vom Hornblatte ist Ihnen bekannt, dassEpidermis.
es anfänglich eine ganz dünne Lage bildet und beim Hühnerembryo
ursprünglich aus mehrfachen Zellenschichten besteht (Fig. 17, 19,
25, 26). Beim Säugethierembryo hat man diese Verhältnisse in den
frühesten Stadien noch kaum verfolgt, mit Ausnahme von Remak,
der vom Kaninchen einige Mittheilungen gemacht hat, die im Wesent-
lichen mit dem von ihm beim Hühnerembryo Gefundenen stimmen
(Unters. St. 98), dagegen habe ich bei einem ganz jungen mensch-

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 22
Dreiunddreissigste Vorlesung.
D. Entwicklung der äusseren Haut.

Ich schliesse nun, meine Herren, an die Betrachtung der höhe-
ren Sinnesorgane einige Bemerkungen über die Entwicklung der
äusseren Haut, indem ich mir die Schilderung des fünften so-
genannten Sinnesorganes für die Lehre von der Entwicklung des
Darmkanales vorbehalte.

Die äussere Haut mit allen Anhängen entwickelt sich von zweiEntwicklung der
Haut im
Allgemeinen.

Theilen aus: einmal vom Hornblatte, das, wie Sie wissen, dem äusse-
ren Keimblatte angehört, und zweitens von einer oberflächlichen
Schicht des mittleren Keimblattes aus, welche wir in früheren Stun-
den als «Hautplatte» bezeichnet haben. Wir haben damals schon
angegeben (Vorles. XI), dass die Hautplatte wahrscheinlich überall
selbständig auftritt und einer Ablösung der äussersten Lage des
mittleren Keimblattes ihren Ursprung verdankt, wogegen Remak
wenigstens die Rückenhaut von einer Wucherung der Hautplatten
der Bauchwand ableitet. Mag nun die Hautplatte diesen oder jenen
Ursprung nehmen, so ist sie auf jeden Fall die Anlage der Cutis in
allen ihren Theilen, während das Hornblatt die Anlage der Epider-
mis darstellt. Die Haut selbst nun zeigt in ihrer Entwicklung nur
wenig Bemerkenswerthes. Vom Hornblatte ist Ihnen bekannt, dassEpidermis.
es anfänglich eine ganz dünne Lage bildet und beim Hühnerembryo
ursprünglich aus mehrfachen Zellenschichten besteht (Fig. 17, 19,
25, 26). Beim Säugethierembryo hat man diese Verhältnisse in den
frühesten Stadien noch kaum verfolgt, mit Ausnahme von Remak,
der vom Kaninchen einige Mittheilungen gemacht hat, die im Wesent-
lichen mit dem von ihm beim Hühnerembryo Gefundenen stimmen
(Unters. St. 98), dagegen habe ich bei einem ganz jungen mensch-

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 22
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[[337]/0353] Dreiunddreissigste Vorlesung. D. Entwicklung der äusseren Haut. Ich schliesse nun, meine Herren, an die Betrachtung der höhe- ren Sinnesorgane einige Bemerkungen über die Entwicklung der äusseren Haut, indem ich mir die Schilderung des fünften so- genannten Sinnesorganes für die Lehre von der Entwicklung des Darmkanales vorbehalte. Die äussere Haut mit allen Anhängen entwickelt sich von zwei Theilen aus: einmal vom Hornblatte, das, wie Sie wissen, dem äusse- ren Keimblatte angehört, und zweitens von einer oberflächlichen Schicht des mittleren Keimblattes aus, welche wir in früheren Stun- den als «Hautplatte» bezeichnet haben. Wir haben damals schon angegeben (Vorles. XI), dass die Hautplatte wahrscheinlich überall selbständig auftritt und einer Ablösung der äussersten Lage des mittleren Keimblattes ihren Ursprung verdankt, wogegen Remak wenigstens die Rückenhaut von einer Wucherung der Hautplatten der Bauchwand ableitet. Mag nun die Hautplatte diesen oder jenen Ursprung nehmen, so ist sie auf jeden Fall die Anlage der Cutis in allen ihren Theilen, während das Hornblatt die Anlage der Epider- mis darstellt. Die Haut selbst nun zeigt in ihrer Entwicklung nur wenig Bemerkenswerthes. Vom Hornblatte ist Ihnen bekannt, dass es anfänglich eine ganz dünne Lage bildet und beim Hühnerembryo ursprünglich aus mehrfachen Zellenschichten besteht (Fig. 17, 19, 25, 26). Beim Säugethierembryo hat man diese Verhältnisse in den frühesten Stadien noch kaum verfolgt, mit Ausnahme von Remak, der vom Kaninchen einige Mittheilungen gemacht hat, die im Wesent- lichen mit dem von ihm beim Hühnerembryo Gefundenen stimmen (Unters. St. 98), dagegen habe ich bei einem ganz jungen mensch- Entwicklung der Haut im Allgemeinen. Epidermis. Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 22

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [337]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/353>, abgerufen am 19.03.2024.