Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Neununddreissigste Vorlesung.
des Nebenhodens, und gewisse Thiere in den Gartner'schen Gängen
auch Repräsentanten der Samenleiter besitzen. Noch ausgeprägter
sind diese Verhältnisse bei gewissen hermaphroditischen Bildungen
und sind unter diesen besonders jene bemerkenswerth, von denen
unsere pathologisch-anatomische Sammlung einen ausgezeichneten
von Herrn v. Franque in v. Scanzoni's Beiträgen Bd. IV. beschrie-
benen Fall besitzt, in denen neben ausgeprägten männlichen Ge-
schlechtstheilen eine in die Pars prostatica urethrae einmündende
Scheide, ein gut ausgebildeter Uterus sammt Eileitern sich finden.
Den Daten der Entwicklungsgeschichte zufolge kann es nun auch
nicht befremden, dass es wenn schon seltene Fälle gibt, in denen
auf der einen Seite das eine, auf der anderen Seite das andere Ge-
schlecht ausgebildet ist. -- Was die äusseren Geschlechtstheile be-
trifft, so ist die ursprüngliche Uebereinstimmung derselben so gross,
dass es sich leicht begreift, dass auch hier mannigfache Zwischen-
stufen vorkommen, unter denen diejenigen die häufigsten sind, bei
denen beim männlichen Typus der übrigen Theile äusserlich Spalt-
bildungen mit weiblichem Gepräge vorkommen, die so weit gehen
können, dass die Entscheidung über das Geschlecht eine äusserst
schwierige wird.

Hiermit ende ich nun diese Vorträge, die Sie in ein Gebiet führ-
ten, das, obwohl noch lange nicht in allen Theilen hinreichend auf-
geschlossen und erfasst, doch jetzt schon eine Fülle des Wichtigen
und Lehrreichen bietet. Wenn Sie aus denselben jene Aneiferung
zum Selbstudium davontragen, welche, als die Grundbedingung eines
jeden ächten Forschens und Erkennens, durch das lebendige Wort
angeregt werden soll, so ist meine Aufgabe erfüllt, obschon dieselbe
leider in die Schranken einer karg zugemessenen Zeit sich bequemen
musste. Dass Sie aber in diesem Bewusstsein meinen Vorträgen ge-
folgt sind, dafür bürgt mir die rege Theilnahme, die Sie denselben
geschenkt haben, für welche ich Ihnen zum Schlusse noch meinen
herzlichen Dank ausspreche.



Verbesserung.

S. 57 Z. 1 von unten lies Amnion statt Amnios, eine Verbesserung, die auch
sonst überall, wo Amnios steht, zu machen ist.



Neununddreissigste Vorlesung.
des Nebenhodens, und gewisse Thiere in den Gartner’schen Gängen
auch Repräsentanten der Samenleiter besitzen. Noch ausgeprägter
sind diese Verhältnisse bei gewissen hermaphroditischen Bildungen
und sind unter diesen besonders jene bemerkenswerth, von denen
unsere pathologisch-anatomische Sammlung einen ausgezeichneten
von Herrn v. Franque in v. Scanzoni’s Beiträgen Bd. IV. beschrie-
benen Fall besitzt, in denen neben ausgeprägten männlichen Ge-
schlechtstheilen eine in die Pars prostatica urethrae einmündende
Scheide, ein gut ausgebildeter Uterus sammt Eileitern sich finden.
Den Daten der Entwicklungsgeschichte zufolge kann es nun auch
nicht befremden, dass es wenn schon seltene Fälle gibt, in denen
auf der einen Seite das eine, auf der anderen Seite das andere Ge-
schlecht ausgebildet ist. — Was die äusseren Geschlechtstheile be-
trifft, so ist die ursprüngliche Uebereinstimmung derselben so gross,
dass es sich leicht begreift, dass auch hier mannigfache Zwischen-
stufen vorkommen, unter denen diejenigen die häufigsten sind, bei
denen beim männlichen Typus der übrigen Theile äusserlich Spalt-
bildungen mit weiblichem Gepräge vorkommen, die so weit gehen
können, dass die Entscheidung über das Geschlecht eine äusserst
schwierige wird.

Hiermit ende ich nun diese Vorträge, die Sie in ein Gebiet führ-
ten, das, obwohl noch lange nicht in allen Theilen hinreichend auf-
geschlossen und erfasst, doch jetzt schon eine Fülle des Wichtigen
und Lehrreichen bietet. Wenn Sie aus denselben jene Aneiferung
zum Selbstudium davontragen, welche, als die Grundbedingung eines
jeden ächten Forschens und Erkennens, durch das lebendige Wort
angeregt werden soll, so ist meine Aufgabe erfüllt, obschon dieselbe
leider in die Schranken einer karg zugemessenen Zeit sich bequemen
musste. Dass Sie aber in diesem Bewusstsein meinen Vorträgen ge-
folgt sind, dafür bürgt mir die rege Theilnahme, die Sie denselben
geschenkt haben, für welche ich Ihnen zum Schlusse noch meinen
herzlichen Dank ausspreche.



Verbesserung.

S. 57 Z. 1 von unten lies Amnion statt Amnios, eine Verbesserung, die auch
sonst überall, wo Amnios steht, zu machen ist.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0478" n="462"/><fw place="top" type="header">Neununddreissigste Vorlesung.</fw><lb/>
des Nebenhodens, und gewisse Thiere in den <hi rendition="#k">Gartner</hi>&#x2019;schen Gängen<lb/>
auch Repräsentanten der Samenleiter besitzen. Noch ausgeprägter<lb/>
sind diese Verhältnisse bei gewissen hermaphroditischen Bildungen<lb/>
und sind unter diesen besonders jene bemerkenswerth, von denen<lb/>
unsere pathologisch-anatomische Sammlung einen ausgezeichneten<lb/>
von Herrn v. <hi rendition="#k">Franque</hi> in v. <hi rendition="#k">Scanzoni</hi>&#x2019;s Beiträgen Bd. IV. beschrie-<lb/>
benen Fall besitzt, in denen neben ausgeprägten männlichen Ge-<lb/>
schlechtstheilen eine in die <hi rendition="#i">Pars prostatica urethrae</hi> einmündende<lb/>
Scheide, ein gut ausgebildeter Uterus sammt Eileitern sich finden.<lb/>
Den Daten der Entwicklungsgeschichte zufolge kann es nun auch<lb/>
nicht befremden, dass es wenn schon seltene Fälle gibt, in denen<lb/>
auf der einen Seite das eine, auf der anderen Seite das andere Ge-<lb/>
schlecht ausgebildet ist. &#x2014; Was die äusseren Geschlechtstheile be-<lb/>
trifft, so ist die ursprüngliche Uebereinstimmung derselben so gross,<lb/>
dass es sich leicht begreift, dass auch hier mannigfache Zwischen-<lb/>
stufen vorkommen, unter denen diejenigen die häufigsten sind, bei<lb/>
denen beim männlichen Typus der übrigen Theile äusserlich Spalt-<lb/>
bildungen mit weiblichem Gepräge vorkommen, die so weit gehen<lb/>
können, dass die Entscheidung über das Geschlecht eine äusserst<lb/>
schwierige wird.</p><lb/>
        <p>Hiermit ende ich nun diese Vorträge, die Sie in ein Gebiet führ-<lb/>
ten, das, obwohl noch lange nicht in allen Theilen hinreichend auf-<lb/>
geschlossen und erfasst, doch jetzt schon eine Fülle des Wichtigen<lb/>
und Lehrreichen bietet. Wenn Sie aus denselben jene Aneiferung<lb/>
zum Selbstudium davontragen, welche, als die Grundbedingung eines<lb/>
jeden ächten Forschens und Erkennens, durch das lebendige Wort<lb/>
angeregt werden soll, so ist meine Aufgabe erfüllt, obschon dieselbe<lb/>
leider in die Schranken einer karg zugemessenen Zeit sich bequemen<lb/>
musste. Dass Sie aber in diesem Bewusstsein meinen Vorträgen ge-<lb/>
folgt sind, dafür bürgt mir die rege Theilnahme, die Sie denselben<lb/>
geschenkt haben, für welche ich Ihnen zum Schlusse noch meinen<lb/>
herzlichen Dank ausspreche.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
    <back>
      <div type="corrigenda">
        <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verbesserung</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p>S. 57 Z. 1 von unten lies <hi rendition="#g">Amnion</hi> statt Amnios, eine Verbesserung, die auch<lb/>
sonst überall, wo Amnios steht, zu machen ist.</p>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </back>
  </text>
</TEI>
[462/0478] Neununddreissigste Vorlesung. des Nebenhodens, und gewisse Thiere in den Gartner’schen Gängen auch Repräsentanten der Samenleiter besitzen. Noch ausgeprägter sind diese Verhältnisse bei gewissen hermaphroditischen Bildungen und sind unter diesen besonders jene bemerkenswerth, von denen unsere pathologisch-anatomische Sammlung einen ausgezeichneten von Herrn v. Franque in v. Scanzoni’s Beiträgen Bd. IV. beschrie- benen Fall besitzt, in denen neben ausgeprägten männlichen Ge- schlechtstheilen eine in die Pars prostatica urethrae einmündende Scheide, ein gut ausgebildeter Uterus sammt Eileitern sich finden. Den Daten der Entwicklungsgeschichte zufolge kann es nun auch nicht befremden, dass es wenn schon seltene Fälle gibt, in denen auf der einen Seite das eine, auf der anderen Seite das andere Ge- schlecht ausgebildet ist. — Was die äusseren Geschlechtstheile be- trifft, so ist die ursprüngliche Uebereinstimmung derselben so gross, dass es sich leicht begreift, dass auch hier mannigfache Zwischen- stufen vorkommen, unter denen diejenigen die häufigsten sind, bei denen beim männlichen Typus der übrigen Theile äusserlich Spalt- bildungen mit weiblichem Gepräge vorkommen, die so weit gehen können, dass die Entscheidung über das Geschlecht eine äusserst schwierige wird. Hiermit ende ich nun diese Vorträge, die Sie in ein Gebiet führ- ten, das, obwohl noch lange nicht in allen Theilen hinreichend auf- geschlossen und erfasst, doch jetzt schon eine Fülle des Wichtigen und Lehrreichen bietet. Wenn Sie aus denselben jene Aneiferung zum Selbstudium davontragen, welche, als die Grundbedingung eines jeden ächten Forschens und Erkennens, durch das lebendige Wort angeregt werden soll, so ist meine Aufgabe erfüllt, obschon dieselbe leider in die Schranken einer karg zugemessenen Zeit sich bequemen musste. Dass Sie aber in diesem Bewusstsein meinen Vorträgen ge- folgt sind, dafür bürgt mir die rege Theilnahme, die Sie denselben geschenkt haben, für welche ich Ihnen zum Schlusse noch meinen herzlichen Dank ausspreche. Verbesserung. S. 57 Z. 1 von unten lies Amnion statt Amnios, eine Verbesserung, die auch sonst überall, wo Amnios steht, zu machen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/478
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/478>, abgerufen am 29.03.2024.