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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Neunte Vorlesung.

Kopfdarmhöhle.Meine Herren! Die einzelnen Vorgänge bei der Bildung der
Bauchwand, die in der letzten Stunde noch im Allgemeinen kurz ge-
schildert wurden, sind nun folgende. Fast gleichzeitig mit dem An-
fange des Verschlusses des Medullarrohres beginnt beim Hühnchen
die Bildung der Kopfdarmhöhle dadurch, dass die Seitenplatten
am vordern Leibesende -- die hier mit den Urwirbelplatten zu den
sogenannten Kopfplatten verschmolzen sind -- zuerst von vorn und
nach und nach auch von den Seiten her mit ihren Rändern nach unten
gegen den Dotter zu wuchern, wobei sie zugleich gegen einander sich
krümmen. Hierdurch löst sich das Kopfende der Embryonalanlage
von der Ebene des Fruchthofes ab (schnürt sich ab) und bildet sich
zugleich in demselben an der Dotterseite eine kleine blinde Höhle
Vorderer
Darmeingang.
(Fovea cardiaca Wolff, Kopfdarmhöhle Remak), deren nach hinten
gerichtete Oeffnung der vordere Darmeingang (vordere Darm-
pforte Remak) heisst. Die untere und die Seitenwände dieser Höhle
werden übrigens von allen drei Keimblättern gebildet und setzen sich
dieselben am Rande der Darmpforte in die entsprechenden Blätter
des durchsichtigen Fruchthofes fort, welche hier unter dem sich ab-
schnürenden Kopfe eine von einem abgerundeten Walle begrenzte
Kopfkappe.leichte Grube bilden, und bei einer Ansicht von unten den Kopf
bedecken, und die sogenannte Kopfkappe bilden, unter welchem
Namen jedoch kein besonderer Theil der Keimhaut zu verstehen ist.

In weiterer Entwicklung (siehe Fig. 21, 22, 23, auch 20, an der
die Kopfdarmhöhle vom Rücken her zur Ansicht kommt) tritt der
Kopf durch selbständiges Wachsthum und durch die weiter rück-
wärts schreitende Verlängerung seiner Bauchwand immer mehr als
besonderes Gebilde hervor und wird zugleich die Kopfkappe grösser.

Neunte Vorlesung.

Kopfdarmhöhle.Meine Herren! Die einzelnen Vorgänge bei der Bildung der
Bauchwand, die in der letzten Stunde noch im Allgemeinen kurz ge-
schildert wurden, sind nun folgende. Fast gleichzeitig mit dem An-
fange des Verschlusses des Medullarrohres beginnt beim Hühnchen
die Bildung der Kopfdarmhöhle dadurch, dass die Seitenplatten
am vordern Leibesende — die hier mit den Urwirbelplatten zu den
sogenannten Kopfplatten verschmolzen sind — zuerst von vorn und
nach und nach auch von den Seiten her mit ihren Rändern nach unten
gegen den Dotter zu wuchern, wobei sie zugleich gegen einander sich
krümmen. Hierdurch löst sich das Kopfende der Embryonalanlage
von der Ebene des Fruchthofes ab (schnürt sich ab) und bildet sich
zugleich in demselben an der Dotterseite eine kleine blinde Höhle
Vorderer
Darmeingang.
(Fovea cardiaca Wolff, Kopfdarmhöhle Remak), deren nach hinten
gerichtete Oeffnung der vordere Darmeingang (vordere Darm-
pforte Remak) heisst. Die untere und die Seitenwände dieser Höhle
werden übrigens von allen drei Keimblättern gebildet und setzen sich
dieselben am Rande der Darmpforte in die entsprechenden Blätter
des durchsichtigen Fruchthofes fort, welche hier unter dem sich ab-
schnürenden Kopfe eine von einem abgerundeten Walle begrenzte
Kopfkappe.leichte Grube bilden, und bei einer Ansicht von unten den Kopf
bedecken, und die sogenannte Kopfkappe bilden, unter welchem
Namen jedoch kein besonderer Theil der Keimhaut zu verstehen ist.

In weiterer Entwicklung (siehe Fig. 21, 22, 23, auch 20, an der
die Kopfdarmhöhle vom Rücken her zur Ansicht kommt) tritt der
Kopf durch selbständiges Wachsthum und durch die weiter rück-
wärts schreitende Verlängerung seiner Bauchwand immer mehr als
besonderes Gebilde hervor und wird zugleich die Kopfkappe grösser.

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[[52]/0068] Neunte Vorlesung. Meine Herren! Die einzelnen Vorgänge bei der Bildung der Bauchwand, die in der letzten Stunde noch im Allgemeinen kurz ge- schildert wurden, sind nun folgende. Fast gleichzeitig mit dem An- fange des Verschlusses des Medullarrohres beginnt beim Hühnchen die Bildung der Kopfdarmhöhle dadurch, dass die Seitenplatten am vordern Leibesende — die hier mit den Urwirbelplatten zu den sogenannten Kopfplatten verschmolzen sind — zuerst von vorn und nach und nach auch von den Seiten her mit ihren Rändern nach unten gegen den Dotter zu wuchern, wobei sie zugleich gegen einander sich krümmen. Hierdurch löst sich das Kopfende der Embryonalanlage von der Ebene des Fruchthofes ab (schnürt sich ab) und bildet sich zugleich in demselben an der Dotterseite eine kleine blinde Höhle (Fovea cardiaca Wolff, Kopfdarmhöhle Remak), deren nach hinten gerichtete Oeffnung der vordere Darmeingang (vordere Darm- pforte Remak) heisst. Die untere und die Seitenwände dieser Höhle werden übrigens von allen drei Keimblättern gebildet und setzen sich dieselben am Rande der Darmpforte in die entsprechenden Blätter des durchsichtigen Fruchthofes fort, welche hier unter dem sich ab- schnürenden Kopfe eine von einem abgerundeten Walle begrenzte leichte Grube bilden, und bei einer Ansicht von unten den Kopf bedecken, und die sogenannte Kopfkappe bilden, unter welchem Namen jedoch kein besonderer Theil der Keimhaut zu verstehen ist. Kopfdarmhöhle. Vorderer Darmeingang. Kopfkappe. In weiterer Entwicklung (siehe Fig. 21, 22, 23, auch 20, an der die Kopfdarmhöhle vom Rücken her zur Ansicht kommt) tritt der Kopf durch selbständiges Wachsthum und durch die weiter rück- wärts schreitende Verlängerung seiner Bauchwand immer mehr als besonderes Gebilde hervor und wird zugleich die Kopfkappe grösser.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/68>, abgerufen am 19.03.2024.