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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Neunzehnte Vorlesung.

Fötale Eihüllen
in der Mitte der
Schwangerschaft.
Ich wende mich heute, meine Herren, zunächst noch zu einer
genaueren Betrachtung des Verhaltens der fötalen Eihüllen in
Chorion.der Mitte der Schwangerschaft. Vom Chorion, das Sie in
seinem wichtigsten Theile, der Placenta foetalis, schon kennen, ist nur
noch zu bemerken, dass dasselbe in seinem übrigen Theile eine dünne,
weissliche, durchscheinende, bindegewebige Haut ohne Blutgefässe
darstellt, welche durch spärliche, wenig verästelte und kleine Zött-
chen mit der Decidua reflexa sich verbindet, Zöttchen, welche natür-
lich auch gefässlos sind, und aus einem bindegewebigen Strange und
einem Epithel bestehen, so dass demnach, da auch die ganze äus-
sere Fläche des Chorions von einem Epithel bekleidet wird, zwischen
Decidua reflexa und Placenta uterina einerseits und den fötalen
Theilen anderseits Ein zusammenhängendes Epithel sich findet,
welches somit die alleräusserste Begrenzung des ganzen Eies und
eine Art Oberhäutchen darstellt.

Amnios.Die nun folgende Bildung, das Amnios, ist in der Mitte der
Schwangerschaft schon eine grössere Blase, die mit Ausnahme der
Stelle, wo der Dottersack sich befindet, ganz innig am Chorion an-
liegt, jedoch immer leicht von demselben sich ablösen lässt. Bei
der Trennung beider Membranen findet man zwischen denselben
ein fadiges gallertiges Gewebe in sehr geringer Menge, von dem ich
Ihnen schon früher meldete, dass es der Rest der ursprünglich zwi-
schen Chorion und Amnios befindlichen eiweisshaltigen Flüssigkeit
sei, eine Ansicht, die Bischoff (Beitr. z. Lehre von den Eihüllen d.
menschl. Fötus 1834. St. 78) zuerst aufgestellt hat. Einen beson-
deren Namen (Tunica media Bischoff) verdient diese Lage, die beim
Menschen keine Organisation zeigt und auch keine Gefässe enthält,

Neunzehnte Vorlesung.

Fötale Eihüllen
in der Mitte der
Schwangerschaft.
Ich wende mich heute, meine Herren, zunächst noch zu einer
genaueren Betrachtung des Verhaltens der fötalen Eihüllen in
Chorion.der Mitte der Schwangerschaft. Vom Chorion, das Sie in
seinem wichtigsten Theile, der Placenta foetalis, schon kennen, ist nur
noch zu bemerken, dass dasselbe in seinem übrigen Theile eine dünne,
weissliche, durchscheinende, bindegewebige Haut ohne Blutgefässe
darstellt, welche durch spärliche, wenig verästelte und kleine Zött-
chen mit der Decidua reflexa sich verbindet, Zöttchen, welche natür-
lich auch gefässlos sind, und aus einem bindegewebigen Strange und
einem Epithel bestehen, so dass demnach, da auch die ganze äus-
sere Fläche des Chorions von einem Epithel bekleidet wird, zwischen
Decidua reflexa und Placenta uterina einerseits und den fötalen
Theilen anderseits Ein zusammenhängendes Epithel sich findet,
welches somit die alleräusserste Begrenzung des ganzen Eies und
eine Art Oberhäutchen darstellt.

Amnios.Die nun folgende Bildung, das Amnios, ist in der Mitte der
Schwangerschaft schon eine grössere Blase, die mit Ausnahme der
Stelle, wo der Dottersack sich befindet, ganz innig am Chorion an-
liegt, jedoch immer leicht von demselben sich ablösen lässt. Bei
der Trennung beider Membranen findet man zwischen denselben
ein fadiges gallertiges Gewebe in sehr geringer Menge, von dem ich
Ihnen schon früher meldete, dass es der Rest der ursprünglich zwi-
schen Chorion und Amnios befindlichen eiweisshaltigen Flüssigkeit
sei, eine Ansicht, die Bischoff (Beitr. z. Lehre von den Eihüllen d.
menschl. Fötus 1834. St. 78) zuerst aufgestellt hat. Einen beson-
deren Namen (Tunica media Bischoff) verdient diese Lage, die beim
Menschen keine Organisation zeigt und auch keine Gefässe enthält,

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[[150]/0166] Neunzehnte Vorlesung. Ich wende mich heute, meine Herren, zunächst noch zu einer genaueren Betrachtung des Verhaltens der fötalen Eihüllen in der Mitte der Schwangerschaft. Vom Chorion, das Sie in seinem wichtigsten Theile, der Placenta foetalis, schon kennen, ist nur noch zu bemerken, dass dasselbe in seinem übrigen Theile eine dünne, weissliche, durchscheinende, bindegewebige Haut ohne Blutgefässe darstellt, welche durch spärliche, wenig verästelte und kleine Zött- chen mit der Decidua reflexa sich verbindet, Zöttchen, welche natür- lich auch gefässlos sind, und aus einem bindegewebigen Strange und einem Epithel bestehen, so dass demnach, da auch die ganze äus- sere Fläche des Chorions von einem Epithel bekleidet wird, zwischen Decidua reflexa und Placenta uterina einerseits und den fötalen Theilen anderseits Ein zusammenhängendes Epithel sich findet, welches somit die alleräusserste Begrenzung des ganzen Eies und eine Art Oberhäutchen darstellt. Fötale Eihüllen in der Mitte der Schwangerschaft. Chorion. Die nun folgende Bildung, das Amnios, ist in der Mitte der Schwangerschaft schon eine grössere Blase, die mit Ausnahme der Stelle, wo der Dottersack sich befindet, ganz innig am Chorion an- liegt, jedoch immer leicht von demselben sich ablösen lässt. Bei der Trennung beider Membranen findet man zwischen denselben ein fadiges gallertiges Gewebe in sehr geringer Menge, von dem ich Ihnen schon früher meldete, dass es der Rest der ursprünglich zwi- schen Chorion und Amnios befindlichen eiweisshaltigen Flüssigkeit sei, eine Ansicht, die Bischoff (Beitr. z. Lehre von den Eihüllen d. menschl. Fötus 1834. St. 78) zuerst aufgestellt hat. Einen beson- deren Namen (Tunica media Bischoff) verdient diese Lage, die beim Menschen keine Organisation zeigt und auch keine Gefässe enthält, Amnios.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/166>, abgerufen am 16.04.2024.