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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bereit hielt, welcher für diesen leichten Dienst an diesem Tage von seinem Pathen Don Antonio jedesmals einen spanischen Piaster zum Geschenk erhielt; doch heute gab er ihm zwei. Geht mit Gott, mein Herr Don Antonio! rief der Kleine jubelnd, während der Herr und der alte Diener auf den zierlichen Thierchen*) um die Hänge des Berges hinabschwebten. Der Morgen war, obwohl fern in Nordost Sturm drohte, wunderschön hell und klar. Fast windstill ruhte die Lust, und Don Antonio sah, obwohl es Winter war, unter dem milden Himmel seine Felder himmelblau von blühendem Leine. Bohnen und Erbsen wucherten üppig überall, auch die andern Fruchtfelder waren mit lieblichem Grün bekleidet. An den Wegen blühten Narcissen und bunter Krokus, und Hagerosen streuten die fallenden Blätter umher. Immergrüne Gebüsche von Myrten und Lorbeeren und andern duftenden Bäumen mischten sich in Hecken von indischen Feigen und mächtigen Aloen und machten den Winter vergessen. Ueberall war fröhliches Gedeihen, und Herr und Knecht unterhielten sich über Alles, was ihr Fleiß gemeinsam angebaut, sehr angenehm und vertraulich, bis sie in der Stadt Ischia im Hofe Don Antonio's abstiegen, in welchen sie diesmal auf Pietro's Zureden nicht durch die Stadt, sondern durch den Orangengarten einritten: denn Pietro suchte den Herrn klug von Allem

*) Die Esel auf der Insel Ischia sind ausnehmend zierlich gebaut und überaus munter und leicht.

bereit hielt, welcher für diesen leichten Dienst an diesem Tage von seinem Pathen Don Antonio jedesmals einen spanischen Piaster zum Geschenk erhielt; doch heute gab er ihm zwei. Geht mit Gott, mein Herr Don Antonio! rief der Kleine jubelnd, während der Herr und der alte Diener auf den zierlichen Thierchen*) um die Hänge des Berges hinabschwebten. Der Morgen war, obwohl fern in Nordost Sturm drohte, wunderschön hell und klar. Fast windstill ruhte die Lust, und Don Antonio sah, obwohl es Winter war, unter dem milden Himmel seine Felder himmelblau von blühendem Leine. Bohnen und Erbsen wucherten üppig überall, auch die andern Fruchtfelder waren mit lieblichem Grün bekleidet. An den Wegen blühten Narcissen und bunter Krokus, und Hagerosen streuten die fallenden Blätter umher. Immergrüne Gebüsche von Myrten und Lorbeeren und andern duftenden Bäumen mischten sich in Hecken von indischen Feigen und mächtigen Aloën und machten den Winter vergessen. Ueberall war fröhliches Gedeihen, und Herr und Knecht unterhielten sich über Alles, was ihr Fleiß gemeinsam angebaut, sehr angenehm und vertraulich, bis sie in der Stadt Ischia im Hofe Don Antonio's abstiegen, in welchen sie diesmal auf Pietro's Zureden nicht durch die Stadt, sondern durch den Orangengarten einritten: denn Pietro suchte den Herrn klug von Allem

*) Die Esel auf der Insel Ischia sind ausnehmend zierlich gebaut und überaus munter und leicht.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/32>, abgerufen am 16.04.2024.