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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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August Kopisch, der Dichter des weltbekannten Noahliedes, geboren zu Breslau den 26. Mai 1799, besuchte das dortige Gymnasium unter Manso, entschied sich jedoch für die Malerei, welcher er sodann in Dresden, Prag und Wien oblag; neigte sich aber zugleich zu der Dichtkunst und schwankte eine Zeit lang zwischen beiden Künsten, bis eine Verletzung der rechten Hand ihn zwang, der Malerei zu entsagen; ging zu Anfang der Zwanziger Jahre nach Rom und Neapel, wo er im Umgang mit Platen, der ihn in eine sehr strenge Schule nahm, sich der Poesie widmete, vorzüglich jedoch mit Hülfe des Lustspieldichters Camerano Volksleben, Volksgesang und Volkstheater studirte, daneben auch durch die Entdeckung der blauen Grotte berühmt wurde; 1830 nach Deutschland zurückgekehrt erhielt er 1837 in Berlin durch den Kronprinzen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., der ihn zu Neapel kennen gelernt hatte, den Auftrag, eine Geschichte der Schlösser und Gärten von Potsdam zu schreiben, eine Arbeit, die ihn bis zu seinem Tode beschäftigte; Uebersetzer und Erklärer Dantes; vielseitig bis zu Erfindungen technischer Art; starb plötzlich den 6. Februar 1853. Seine Werke sind 1856 in fünf Bänden von seinem Freunde Karl Bötticher herausgegeben worden.

Kopisch's Erzählung vom Fest der Kahlköpfe, die wir hier mittheilen, gehört in all ihrer Einfachheit ohne Zweifel zu den glücklichsten Erzeugnissen der komischen Muse. Der Einfall, einem edeln Kahlkopfe zu Ehren sämmtliche Kahlköpfe seiner Heimathinsel zusammenzuladen, wird durch die Art und Weise der Ausführung unerwartet überboten, da nun weitere Einfälle des lustigsten Schlages einer um den andern hervorspringen, die man ganz wie aus dem Stegreif entstehen sieht, während der Eindruck der Improvi-

August Kopisch, der Dichter des weltbekannten Noahliedes, geboren zu Breslau den 26. Mai 1799, besuchte das dortige Gymnasium unter Manso, entschied sich jedoch für die Malerei, welcher er sodann in Dresden, Prag und Wien oblag; neigte sich aber zugleich zu der Dichtkunst und schwankte eine Zeit lang zwischen beiden Künsten, bis eine Verletzung der rechten Hand ihn zwang, der Malerei zu entsagen; ging zu Anfang der Zwanziger Jahre nach Rom und Neapel, wo er im Umgang mit Platen, der ihn in eine sehr strenge Schule nahm, sich der Poesie widmete, vorzüglich jedoch mit Hülfe des Lustspieldichters Camerano Volksleben, Volksgesang und Volkstheater studirte, daneben auch durch die Entdeckung der blauen Grotte berühmt wurde; 1830 nach Deutschland zurückgekehrt erhielt er 1837 in Berlin durch den Kronprinzen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., der ihn zu Neapel kennen gelernt hatte, den Auftrag, eine Geschichte der Schlösser und Gärten von Potsdam zu schreiben, eine Arbeit, die ihn bis zu seinem Tode beschäftigte; Uebersetzer und Erklärer Dantes; vielseitig bis zu Erfindungen technischer Art; starb plötzlich den 6. Februar 1853. Seine Werke sind 1856 in fünf Bänden von seinem Freunde Karl Bötticher herausgegeben worden.

Kopisch's Erzählung vom Fest der Kahlköpfe, die wir hier mittheilen, gehört in all ihrer Einfachheit ohne Zweifel zu den glücklichsten Erzeugnissen der komischen Muse. Der Einfall, einem edeln Kahlkopfe zu Ehren sämmtliche Kahlköpfe seiner Heimathinsel zusammenzuladen, wird durch die Art und Weise der Ausführung unerwartet überboten, da nun weitere Einfälle des lustigsten Schlages einer um den andern hervorspringen, die man ganz wie aus dem Stegreif entstehen sieht, während der Eindruck der Improvi-

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[0005] August Kopisch, der Dichter des weltbekannten Noahliedes, geboren zu Breslau den 26. Mai 1799, besuchte das dortige Gymnasium unter Manso, entschied sich jedoch für die Malerei, welcher er sodann in Dresden, Prag und Wien oblag; neigte sich aber zugleich zu der Dichtkunst und schwankte eine Zeit lang zwischen beiden Künsten, bis eine Verletzung der rechten Hand ihn zwang, der Malerei zu entsagen; ging zu Anfang der Zwanziger Jahre nach Rom und Neapel, wo er im Umgang mit Platen, der ihn in eine sehr strenge Schule nahm, sich der Poesie widmete, vorzüglich jedoch mit Hülfe des Lustspieldichters Camerano Volksleben, Volksgesang und Volkstheater studirte, daneben auch durch die Entdeckung der blauen Grotte berühmt wurde; 1830 nach Deutschland zurückgekehrt erhielt er 1837 in Berlin durch den Kronprinzen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., der ihn zu Neapel kennen gelernt hatte, den Auftrag, eine Geschichte der Schlösser und Gärten von Potsdam zu schreiben, eine Arbeit, die ihn bis zu seinem Tode beschäftigte; Uebersetzer und Erklärer Dantes; vielseitig bis zu Erfindungen technischer Art; starb plötzlich den 6. Februar 1853. Seine Werke sind 1856 in fünf Bänden von seinem Freunde Karl Bötticher herausgegeben worden. Kopisch's Erzählung vom Fest der Kahlköpfe, die wir hier mittheilen, gehört in all ihrer Einfachheit ohne Zweifel zu den glücklichsten Erzeugnissen der komischen Muse. Der Einfall, einem edeln Kahlkopfe zu Ehren sämmtliche Kahlköpfe seiner Heimathinsel zusammenzuladen, wird durch die Art und Weise der Ausführung unerwartet überboten, da nun weitere Einfälle des lustigsten Schlages einer um den andern hervorspringen, die man ganz wie aus dem Stegreif entstehen sieht, während der Eindruck der Improvi-

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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:47:01Z)

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/5>, abgerufen am 28.03.2024.