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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Fische herumschwammen. Dort amüsirten sich viele Gäste mit Harpuniren und holten sich allemal den Fisch heraus, zu dem sie Lust und Appetit hatten. Ebenso war es mit dem Federvieh bestellt, welches, von einem großen Pastetenrande eingehegt, theils gebraten, theils gekocht, theils gedämpft herumlief, auch in allerhand Saucen schwamm und ebenfalls sehr artig den Rücken oder die Brust hinhielt, je nachdem man sich dieses oder jenes Pfaffenschnittchen losschneiden wollte. Für Die, welche gern Maccarom aßen, hingen sie von den Bäumen herunter wie Palmenzweige, so niedrig, daß die Liebhaber davon die Hände auf den Rücken legten und sie mit den Zähnen abrissen, wie Ziegen das Laub abknubbern; sie durften auch nicht erst Käse daran thun, denn aller Staub, dessen dort viel herumflog, war fein geriebener Parmesankäse, so daß die Maccaronigäste über und über zu lauter Käse wurden. So reichlich war Alles bei dieser Hochzeit, und ich sah mich noch immer vergeblich nach dem Bräutigam um. Endlich kam er daher mit meiner Tochter an der Hand.

Nun, und wer war es? fragte Granco ganz freundlich.

Er war aus Gragnano, das hörte ich sagen.

Aber wer war es? fragte Granco noch vergnügter.

Wer es war, mein lieber Granco, das konnte ich unmöglich erkennen, antwortete Strintillo; denn dieser Bräutigam strotzte so von Gold und Juwelen, daß ich

Fische herumschwammen. Dort amüsirten sich viele Gäste mit Harpuniren und holten sich allemal den Fisch heraus, zu dem sie Lust und Appetit hatten. Ebenso war es mit dem Federvieh bestellt, welches, von einem großen Pastetenrande eingehegt, theils gebraten, theils gekocht, theils gedämpft herumlief, auch in allerhand Saucen schwamm und ebenfalls sehr artig den Rücken oder die Brust hinhielt, je nachdem man sich dieses oder jenes Pfaffenschnittchen losschneiden wollte. Für Die, welche gern Maccarom aßen, hingen sie von den Bäumen herunter wie Palmenzweige, so niedrig, daß die Liebhaber davon die Hände auf den Rücken legten und sie mit den Zähnen abrissen, wie Ziegen das Laub abknubbern; sie durften auch nicht erst Käse daran thun, denn aller Staub, dessen dort viel herumflog, war fein geriebener Parmesankäse, so daß die Maccaronigäste über und über zu lauter Käse wurden. So reichlich war Alles bei dieser Hochzeit, und ich sah mich noch immer vergeblich nach dem Bräutigam um. Endlich kam er daher mit meiner Tochter an der Hand.

Nun, und wer war es? fragte Granco ganz freundlich.

Er war aus Gragnano, das hörte ich sagen.

Aber wer war es? fragte Granco noch vergnügter.

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[0021] Fische herumschwammen. Dort amüsirten sich viele Gäste mit Harpuniren und holten sich allemal den Fisch heraus, zu dem sie Lust und Appetit hatten. Ebenso war es mit dem Federvieh bestellt, welches, von einem großen Pastetenrande eingehegt, theils gebraten, theils gekocht, theils gedämpft herumlief, auch in allerhand Saucen schwamm und ebenfalls sehr artig den Rücken oder die Brust hinhielt, je nachdem man sich dieses oder jenes Pfaffenschnittchen losschneiden wollte. Für Die, welche gern Maccarom aßen, hingen sie von den Bäumen herunter wie Palmenzweige, so niedrig, daß die Liebhaber davon die Hände auf den Rücken legten und sie mit den Zähnen abrissen, wie Ziegen das Laub abknubbern; sie durften auch nicht erst Käse daran thun, denn aller Staub, dessen dort viel herumflog, war fein geriebener Parmesankäse, so daß die Maccaronigäste über und über zu lauter Käse wurden. So reichlich war Alles bei dieser Hochzeit, und ich sah mich noch immer vergeblich nach dem Bräutigam um. Endlich kam er daher mit meiner Tochter an der Hand. Nun, und wer war es? fragte Granco ganz freundlich. Er war aus Gragnano, das hörte ich sagen. Aber wer war es? fragte Granco noch vergnügter. Wer es war, mein lieber Granco, das konnte ich unmöglich erkennen, antwortete Strintillo; denn dieser Bräutigam strotzte so von Gold und Juwelen, daß ich

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/21>, abgerufen am 25.04.2024.