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Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865.

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Vorlagen für die Frauenconferenz.
Entworfen
von
P. A. Korn.

Die Vorlagen für die Frauenconferenz, wie sie im Programm des Leipziger Frauen-Bildungsvereins aufgenommen wurden, sind nun der Reihe nach:

1. Die Errichtung einer permanenten Industrie- und Kunstausstellung weiblicher Erzeugnisse in Frankfurt a. M. oder einem andern Centralpunkte Deutschlands. In dieser Exhibition sollen alle von Frauenhänden angefertigten und unter Frauenleitung erzeugten Gegenstände, wenn sie sich durch Vollkommenheit, Billigkeit oder durch irgend einen Vorzug auszeichnen, zur Ausstellung gebracht und dadurch der Hebung der weiblichen Arbeitskraft ein wesentlicher Vorschub geleistet werden.

So manches brave Mädchen sitzt in seinem Kämmerlein und verfertigt vorzügliche Arbeiten, ohne Anerkennung und einen gehörigen Lohn dafür zu erhalten, weil es nicht im Stande ist die Arbeit direct dem großen Publikum zu präsentiren. So manche Wittwe in einer kleinen Stadt Deutschlands sitzt mit ihren Töchtern von früh Morgens bis spät Abends und arbeitet für ein Geschäft, das ihr kargen Lohn zumißt, während ihre Arbeiten für gute Preise verkauft werden. Die Frauenarbeit wird in den großen Industrie-Städten Deutschlands, wo das noble Proletariat das Geschäft verdirbt, schlecht bezahlt. Um nun den arbeitenden Mädchen und industriösen Frauen aller Stände Gelegenheit zu verschaffen, vorzügliche Arbeiten um bessere Preise, und Kunstwerke um die höchsten Preise verwerthen zu können, ebenso auch ihnen hinreichende Beschäftigung und ermunternde Aufträge zu verschaffen, wird diese permanente Industrie- und Kunstausstellung ihre Erzeugnisse und Kunstwerke dem großen Publikum vorführen und die Direction derselben dafür Sorge tragen, daß dem Fleiße seine Belohnung, der Arbeitstüchtigkeit und Kunstfertigkeit ihre Anerkennung werde.

Die 1. Vorlage hat schon, wenn sie beschlußreif geworden sein wird, eine solche Tragweite, daß ich nicht umhin kann, die Art und Weise anzugeben, wie ich mir die Ausführung derselben möglich denke. Es soll nämlich ein: Großer Deutscher Frauenverein gebildet werden, dessen Mitglieder sich über ganz Deutschland ausdehnen sollen, mit einem Central-Comite, welches in Leipzig oder einer andern im Mittelpunkte Deutschlands gelegenen Stadt, seinen Sitz hätte. Aus den Mitgliedern des Vereins würden nun für die Provinzial-Hauptstädte Ausstellungs-Comite's gebildet werden. Die Ausstellerinnen hätten also zunächst ihre Erzeugnisse diesen Frauen-Comite's franko zuzusenden und die benannten Comite's würden die eingesandten Gegenstände besichtigen, ob sie sich für eine Ausstellung eignen. Sodann sollen Provinzial-Industrie-Ausstellungen der großen permanenten vorausgehen, um daß die weiblichen Erzeugnisse vor Allem in der engeren Heimath bekannt würden und Absatz fänden. Die Provinzial-Industrie-Ausstellungen sollen 1/4 Jahr währen und jeden Sonntag der Besichtigung frei gegeben werden. Nach einem viertel Jahre sollen die sämmtlichen Ausstellungs-Gegenstände verpackt und in großen Sendungen an die Central-Ausstellung nach Frankfurt a. M. expedirt werden.

Vorlagen für die Frauenconferenz.
Entworfen
von
P. A. Korn.

Die Vorlagen für die Frauenconferenz, wie sie im Programm des Leipziger Frauen-Bildungsvereins aufgenommen wurden, sind nun der Reihe nach:

1. Die Errichtung einer permanenten Industrie- und Kunstausstellung weiblicher Erzeugnisse in Frankfurt a. M. oder einem andern Centralpunkte Deutschlands. In dieser Exhibition sollen alle von Frauenhänden angefertigten und unter Frauenleitung erzeugten Gegenstände, wenn sie sich durch Vollkommenheit, Billigkeit oder durch irgend einen Vorzug auszeichnen, zur Ausstellung gebracht und dadurch der Hebung der weiblichen Arbeitskraft ein wesentlicher Vorschub geleistet werden.

So manches brave Mädchen sitzt in seinem Kämmerlein und verfertigt vorzügliche Arbeiten, ohne Anerkennung und einen gehörigen Lohn dafür zu erhalten, weil es nicht im Stande ist die Arbeit direct dem großen Publikum zu präsentiren. So manche Wittwe in einer kleinen Stadt Deutschlands sitzt mit ihren Töchtern von früh Morgens bis spät Abends und arbeitet für ein Geschäft, das ihr kargen Lohn zumißt, während ihre Arbeiten für gute Preise verkauft werden. Die Frauenarbeit wird in den großen Industrie-Städten Deutschlands, wo das noble Proletariat das Geschäft verdirbt, schlecht bezahlt. Um nun den arbeitenden Mädchen und industriösen Frauen aller Stände Gelegenheit zu verschaffen, vorzügliche Arbeiten um bessere Preise, und Kunstwerke um die höchsten Preise verwerthen zu können, ebenso auch ihnen hinreichende Beschäftigung und ermunternde Aufträge zu verschaffen, wird diese permanente Industrie- und Kunstausstellung ihre Erzeugnisse und Kunstwerke dem großen Publikum vorführen und die Direction derselben dafür Sorge tragen, daß dem Fleiße seine Belohnung, der Arbeitstüchtigkeit und Kunstfertigkeit ihre Anerkennung werde.

Die 1. Vorlage hat schon, wenn sie beschlußreif geworden sein wird, eine solche Tragweite, daß ich nicht umhin kann, die Art und Weise anzugeben, wie ich mir die Ausführung derselben möglich denke. Es soll nämlich ein: Großer Deutscher Frauenverein gebildet werden, dessen Mitglieder sich über ganz Deutschland ausdehnen sollen, mit einem Central-Comité, welches in Leipzig oder einer andern im Mittelpunkte Deutschlands gelegenen Stadt, seinen Sitz hätte. Aus den Mitgliedern des Vereins würden nun für die Provinzial-Hauptstädte Ausstellungs-Comité’s gebildet werden. Die Ausstellerinnen hätten also zunächst ihre Erzeugnisse diesen Frauen-Comité’s franko zuzusenden und die benannten Comité’s würden die eingesandten Gegenstände besichtigen, ob sie sich für eine Ausstellung eignen. Sodann sollen Provinzial-Industrie-Ausstellungen der großen permanenten vorausgehen, um daß die weiblichen Erzeugnisse vor Allem in der engeren Heimath bekannt würden und Absatz fänden. Die Provinzial-Industrie-Ausstellungen sollen ¼ Jahr währen und jeden Sonntag der Besichtigung frei gegeben werden. Nach einem viertel Jahre sollen die sämmtlichen Ausstellungs-Gegenstände verpackt und in großen Sendungen an die Central-Ausstellung nach Frankfurt a. M. expedirt werden.

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[21/0021] Vorlagen für die Frauenconferenz. Entworfen von P. A. Korn. Die Vorlagen für die Frauenconferenz, wie sie im Programm des Leipziger Frauen-Bildungsvereins aufgenommen wurden, sind nun der Reihe nach: 1. Die Errichtung einer permanenten Industrie- und Kunstausstellung weiblicher Erzeugnisse in Frankfurt a. M. oder einem andern Centralpunkte Deutschlands. In dieser Exhibition sollen alle von Frauenhänden angefertigten und unter Frauenleitung erzeugten Gegenstände, wenn sie sich durch Vollkommenheit, Billigkeit oder durch irgend einen Vorzug auszeichnen, zur Ausstellung gebracht und dadurch der Hebung der weiblichen Arbeitskraft ein wesentlicher Vorschub geleistet werden. So manches brave Mädchen sitzt in seinem Kämmerlein und verfertigt vorzügliche Arbeiten, ohne Anerkennung und einen gehörigen Lohn dafür zu erhalten, weil es nicht im Stande ist die Arbeit direct dem großen Publikum zu präsentiren. So manche Wittwe in einer kleinen Stadt Deutschlands sitzt mit ihren Töchtern von früh Morgens bis spät Abends und arbeitet für ein Geschäft, das ihr kargen Lohn zumißt, während ihre Arbeiten für gute Preise verkauft werden. Die Frauenarbeit wird in den großen Industrie-Städten Deutschlands, wo das noble Proletariat das Geschäft verdirbt, schlecht bezahlt. Um nun den arbeitenden Mädchen und industriösen Frauen aller Stände Gelegenheit zu verschaffen, vorzügliche Arbeiten um bessere Preise, und Kunstwerke um die höchsten Preise verwerthen zu können, ebenso auch ihnen hinreichende Beschäftigung und ermunternde Aufträge zu verschaffen, wird diese permanente Industrie- und Kunstausstellung ihre Erzeugnisse und Kunstwerke dem großen Publikum vorführen und die Direction derselben dafür Sorge tragen, daß dem Fleiße seine Belohnung, der Arbeitstüchtigkeit und Kunstfertigkeit ihre Anerkennung werde. Die 1. Vorlage hat schon, wenn sie beschlußreif geworden sein wird, eine solche Tragweite, daß ich nicht umhin kann, die Art und Weise anzugeben, wie ich mir die Ausführung derselben möglich denke. Es soll nämlich ein: Großer Deutscher Frauenverein gebildet werden, dessen Mitglieder sich über ganz Deutschland ausdehnen sollen, mit einem Central-Comité, welches in Leipzig oder einer andern im Mittelpunkte Deutschlands gelegenen Stadt, seinen Sitz hätte. Aus den Mitgliedern des Vereins würden nun für die Provinzial-Hauptstädte Ausstellungs-Comité’s gebildet werden. Die Ausstellerinnen hätten also zunächst ihre Erzeugnisse diesen Frauen-Comité’s franko zuzusenden und die benannten Comité’s würden die eingesandten Gegenstände besichtigen, ob sie sich für eine Ausstellung eignen. Sodann sollen Provinzial-Industrie-Ausstellungen der großen permanenten vorausgehen, um daß die weiblichen Erzeugnisse vor Allem in der engeren Heimath bekannt würden und Absatz fänden. Die Provinzial-Industrie-Ausstellungen sollen ¼ Jahr währen und jeden Sonntag der Besichtigung frei gegeben werden. Nach einem viertel Jahre sollen die sämmtlichen Ausstellungs-Gegenstände verpackt und in großen Sendungen an die Central-Ausstellung nach Frankfurt a. M. expedirt werden.

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Zitationshilfe: Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/korn_frauenconferenz_1865/21>, abgerufen am 19.04.2024.