Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
92 Als er sie damals dimittiret,
Hat mich Ihr Abschied sehr gerühret,
Er fuhr aber noch destomehr
Ueber mich mit Verweisen her.
93. Fast hätte ich ebenfalls müssen reisen,
So zornig that er sich beweisen,
Und gewiß mit sehr vieler Müh
Befriedigte ich ihn mit Karessen noch hie.
94. Indessen war doch seit diesen Stunden
Seine Neigung zu mir sehr verschwunden,
Weil eine junge neue Küchenmagd
Ihm besser als meine Person behagt.
95. Um nun meinen Kummer und Melancholeyen
Wegen Ihrer Abwesenheit zu zerstreuen,
Lebte ich nachhero etwas frei
Mit des alten Herren Lakei.
96. Als er aber unsre Vertraulichkeit gesehen,
Da half mir kein weiter Bitten noch Flehen,
Sondern ich mußte alsofort,
Mit Sack und Pack, wandern von dort.
97. Da ich nun mit Geld ziemlich versehen,
Entschloß ich mich so lange durch die Welt zu
gehen,
Bis eine neue Gelegenheit sich
Zeigte zum künft'gen Unterhalt für mich.
98. Auf
92 Als er ſie damals dimittiret,
Hat mich Ihr Abſchied ſehr geruͤhret,
Er fuhr aber noch deſtomehr
Ueber mich mit Verweiſen her.
93. Faſt haͤtte ich ebenfalls muͤſſen reiſen,
So zornig that er ſich beweiſen,
Und gewiß mit ſehr vieler Muͤh
Befriedigte ich ihn mit Kareſſen noch hie.
94. Indeſſen war doch ſeit dieſen Stunden
Seine Neigung zu mir ſehr verſchwunden,
Weil eine junge neue Kuͤchenmagd
Ihm beſſer als meine Perſon behagt.
95. Um nun meinen Kummer und Melancholeyen
Wegen Ihrer Abweſenheit zu zerſtreuen,
Lebte ich nachhero etwas frei
Mit des alten Herren Lakei.
96. Als er aber unſre Vertraulichkeit geſehen,
Da half mir kein weiter Bitten noch Flehen,
Sondern ich mußte alſofort,
Mit Sack und Pack, wandern von dort.
97. Da ich nun mit Geld ziemlich verſehen,
Entſchloß ich mich ſo lange durch die Welt zu
gehen,
Bis eine neue Gelegenheit ſich
Zeigte zum kuͤnft’gen Unterhalt fuͤr mich.
98. Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0195" n="171"/>
          <lg n="92">
            <l>92 Als er &#x017F;ie damals dimittiret,</l><lb/>
            <l>Hat mich Ihr Ab&#x017F;chied &#x017F;ehr geru&#x0364;hret,</l><lb/>
            <l>Er fuhr aber noch de&#x017F;tomehr</l><lb/>
            <l>Ueber mich mit Verwei&#x017F;en her.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="93">
            <l>93. Fa&#x017F;t ha&#x0364;tte ich ebenfalls mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en rei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>So zornig that er &#x017F;ich bewei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und gewiß mit &#x017F;ehr vieler Mu&#x0364;h</l><lb/>
            <l>Befriedigte ich ihn mit Kare&#x017F;&#x017F;en noch hie.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="94">
            <l>94. Inde&#x017F;&#x017F;en war doch &#x017F;eit die&#x017F;en Stunden</l><lb/>
            <l>Seine Neigung zu mir &#x017F;ehr ver&#x017F;chwunden,</l><lb/>
            <l>Weil eine junge neue Ku&#x0364;chenmagd</l><lb/>
            <l>Ihm be&#x017F;&#x017F;er als meine Per&#x017F;on behagt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="95">
            <l>95. Um nun meinen Kummer und Melancholeyen</l><lb/>
            <l>Wegen Ihrer Abwe&#x017F;enheit zu zer&#x017F;treuen,</l><lb/>
            <l>Lebte ich nachhero etwas frei</l><lb/>
            <l>Mit des alten Herren Lakei.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="96">
            <l>96. Als er aber un&#x017F;re Vertraulichkeit ge&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Da half mir kein weiter Bitten noch Flehen,</l><lb/>
            <l>Sondern ich mußte al&#x017F;ofort,</l><lb/>
            <l>Mit Sack und Pack, wandern von dort.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="97">
            <l>97. Da ich nun mit Geld ziemlich ver&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Ent&#x017F;chloß ich mich &#x017F;o lange durch die Welt zu</l><lb/>
            <l>gehen,</l><lb/>
            <l>Bis eine neue Gelegenheit &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Zeigte zum ku&#x0364;nft&#x2019;gen Unterhalt fu&#x0364;r mich.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">98. Auf</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0195] 92 Als er ſie damals dimittiret, Hat mich Ihr Abſchied ſehr geruͤhret, Er fuhr aber noch deſtomehr Ueber mich mit Verweiſen her. 93. Faſt haͤtte ich ebenfalls muͤſſen reiſen, So zornig that er ſich beweiſen, Und gewiß mit ſehr vieler Muͤh Befriedigte ich ihn mit Kareſſen noch hie. 94. Indeſſen war doch ſeit dieſen Stunden Seine Neigung zu mir ſehr verſchwunden, Weil eine junge neue Kuͤchenmagd Ihm beſſer als meine Perſon behagt. 95. Um nun meinen Kummer und Melancholeyen Wegen Ihrer Abweſenheit zu zerſtreuen, Lebte ich nachhero etwas frei Mit des alten Herren Lakei. 96. Als er aber unſre Vertraulichkeit geſehen, Da half mir kein weiter Bitten noch Flehen, Sondern ich mußte alſofort, Mit Sack und Pack, wandern von dort. 97. Da ich nun mit Geld ziemlich verſehen, Entſchloß ich mich ſo lange durch die Welt zu gehen, Bis eine neue Gelegenheit ſich Zeigte zum kuͤnft’gen Unterhalt fuͤr mich. 98. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/195
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/195>, abgerufen am 28.03.2024.