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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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Achtes Kapitel.

Wie die Eltern des Hieronimus mit dem Rek-
tor und mit andern Freunden zu Rathe gin-
gen, was sie aus dem Knaben machen sollten.


1. Nachdem nun der Knabe achtzehn Jahre
Und noch etwas darüber alt ware,
Auch wirklich schon eines halben Kopfs
Größer war, als der alte Hans Jobs;
2. Fingen die Eltern an nachzusinnen,
Was nun ferner mit ihm zu beginnen,
Denn es war jetzt die höchste Zeit
Und die Sache von äußerster Wichtigkeit.
3. Vor allen that man den Rektor fragen,
Was derselbe vom Knaben möchte sagen,
Und wozu er das meiste Geschick
Haben möchte zum künftigen Glück.
4. Dieser Mann nun wollte nicht heucheln
Noch den Eltern mit leerer Hoffnung schmeicheln,
Drum sagte er ihnen gleich rund heraus:
"Aus dem Knaben wird nichts rechtes aus.
5. "Das Studlren ist wahrlich nicht seine Sache;
"Drum ists am klügsten gethan, man mache
"Einen hiesigen Rathsherrn aus ihm,
"Oder thu ihn sonst wo zum Handwerke hin.
6. "Ich
Achtes Kapitel.

Wie die Eltern des Hieronimus mit dem Rek-
tor und mit andern Freunden zu Rathe gin-
gen, was ſie aus dem Knaben machen ſollten.


1. Nachdem nun der Knabe achtzehn Jahre
Und noch etwas daruͤber alt ware,
Auch wirklich ſchon eines halben Kopfs
Groͤßer war, als der alte Hans Jobs;
2. Fingen die Eltern an nachzuſinnen,
Was nun ferner mit ihm zu beginnen,
Denn es war jetzt die hoͤchſte Zeit
Und die Sache von aͤußerſter Wichtigkeit.
3. Vor allen that man den Rektor fragen,
Was derſelbe vom Knaben moͤchte ſagen,
Und wozu er das meiſte Geſchick
Haben moͤchte zum kuͤnftigen Gluͤck.
4. Dieſer Mann nun wollte nicht heucheln
Noch den Eltern mit leerer Hoffnung ſchmeicheln,
Drum ſagte er ihnen gleich rund heraus:
„Aus dem Knaben wird nichts rechtes aus.
5. „Das Studlren iſt wahrlich nicht ſeine Sache;
„Drum iſts am kluͤgſten gethan, man mache
„Einen hieſigen Rathsherrn aus ihm,
„Oder thu ihn ſonſt wo zum Handwerke hin.
6. „Ich
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[26/0050] Achtes Kapitel. Wie die Eltern des Hieronimus mit dem Rek- tor und mit andern Freunden zu Rathe gin- gen, was ſie aus dem Knaben machen ſollten. 1. Nachdem nun der Knabe achtzehn Jahre Und noch etwas daruͤber alt ware, Auch wirklich ſchon eines halben Kopfs Groͤßer war, als der alte Hans Jobs; 2. Fingen die Eltern an nachzuſinnen, Was nun ferner mit ihm zu beginnen, Denn es war jetzt die hoͤchſte Zeit Und die Sache von aͤußerſter Wichtigkeit. 3. Vor allen that man den Rektor fragen, Was derſelbe vom Knaben moͤchte ſagen, Und wozu er das meiſte Geſchick Haben moͤchte zum kuͤnftigen Gluͤck. 4. Dieſer Mann nun wollte nicht heucheln Noch den Eltern mit leerer Hoffnung ſchmeicheln, Drum ſagte er ihnen gleich rund heraus: „Aus dem Knaben wird nichts rechtes aus. 5. „Das Studlren iſt wahrlich nicht ſeine Sache; „Drum iſts am kluͤgſten gethan, man mache „Einen hieſigen Rathsherrn aus ihm, „Oder thu ihn ſonſt wo zum Handwerke hin. 6. „Ich

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/50>, abgerufen am 28.03.2024.