Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünf und zwanzigstes Kapitel.

Wie Herr Jobs ärmlich herumwandert, und
wie er endlich im Dorfe Schönhain an-
kommt.


1. Weil Herr von Ohnwitz sich im neutralen
Lande
Mit seiner Gemahlin bald sicher befande
Und nun auch, wie gesagt, mit einem Paar
Hundert Gulden baar noch versehen war;
2. So wollen wir diesmal von ihm abbrechen
Und nur vorerst vom Herrn Pfarrer Jobs
sprechen,
Denn dieser war bei seiner Flucht, durch-
aus
So blutarm wie eine Kirchenmaus.
3. Er setzte tagtäglich seinen Wanderstab weiter,
Blieb aber dabei immer ruhig und heiter,
Schlief sanft und tröstere damit sich:
Der Himmel läßt die Seinen nicht im Stich.
4. Erst besuchte er auf der Reise hin und wieder
Die Herren Geistlichen als seine Amtsbrüder,
Aber fast alle schickten ihn ohn Geld und
Kost fort,
Bloß mit einem geistlichen Trostwort.
5. Drum
Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.

Wie Herr Jobs aͤrmlich herumwandert, und
wie er endlich im Dorfe Schoͤnhain an-
kommt.


1. Weil Herr von Ohnwitz ſich im neutralen
Lande
Mit ſeiner Gemahlin bald ſicher befande
Und nun auch, wie geſagt, mit einem Paar
Hundert Gulden baar noch verſehen war;
2. So wollen wir diesmal von ihm abbrechen
Und nur vorerſt vom Herrn Pfarrer Jobs
ſprechen,
Denn dieſer war bei ſeiner Flucht, durch-
aus
So blutarm wie eine Kirchenmaus.
3. Er ſetzte tagtaͤglich ſeinen Wanderſtab weiter,
Blieb aber dabei immer ruhig und heiter,
Schlief ſanft und troͤſtere damit ſich:
Der Himmel laͤßt die Seinen nicht im Stich.
4. Erſt beſuchte er auf der Reiſe hin und wieder
Die Herren Geiſtlichen als ſeine Amtsbruͤder,
Aber faſt alle ſchickten ihn ohn Geld und
Koſt fort,
Bloß mit einem geiſtlichen Troſtwort.
5. Drum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0130" n="108"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf und zwanzig&#x017F;tes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wie Herr Jobs a&#x0364;rmlich herumwandert, und<lb/>
wie er endlich im Dorfe Scho&#x0364;nhain an-<lb/>
kommt.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>1. <hi rendition="#in">W</hi>eil Herr von Ohnwitz &#x017F;ich im neutralen</l><lb/>
            <l>Lande</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;einer Gemahlin bald &#x017F;icher befande</l><lb/>
            <l>Und nun auch, wie ge&#x017F;agt, mit einem Paar</l><lb/>
            <l>Hundert Gulden baar noch ver&#x017F;ehen war;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>2. So wollen wir diesmal von ihm abbrechen</l><lb/>
            <l>Und nur vorer&#x017F;t vom Herrn Pfarrer Jobs</l><lb/>
            <l>&#x017F;prechen,</l><lb/>
            <l>Denn die&#x017F;er war bei &#x017F;einer Flucht, durch-</l><lb/>
            <l>aus</l><lb/>
            <l>So blutarm wie eine Kirchenmaus.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>3. Er &#x017F;etzte tagta&#x0364;glich &#x017F;einen Wander&#x017F;tab weiter,</l><lb/>
            <l>Blieb aber dabei immer ruhig und heiter,</l><lb/>
            <l>Schlief &#x017F;anft und tro&#x0364;&#x017F;tere damit &#x017F;ich:</l><lb/>
            <l>Der Himmel la&#x0364;ßt die Seinen nicht im Stich.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>4. Er&#x017F;t be&#x017F;uchte er auf der Rei&#x017F;e hin und wieder</l><lb/>
            <l>Die Herren Gei&#x017F;tlichen als &#x017F;eine Amtsbru&#x0364;der,</l><lb/>
            <l>Aber fa&#x017F;t alle &#x017F;chickten ihn ohn Geld und</l><lb/>
            <l>Ko&#x017F;t fort,</l><lb/>
            <l>Bloß mit einem gei&#x017F;tlichen Tro&#x017F;twort.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">5. Drum</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0130] Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel. Wie Herr Jobs aͤrmlich herumwandert, und wie er endlich im Dorfe Schoͤnhain an- kommt. 1. Weil Herr von Ohnwitz ſich im neutralen Lande Mit ſeiner Gemahlin bald ſicher befande Und nun auch, wie geſagt, mit einem Paar Hundert Gulden baar noch verſehen war; 2. So wollen wir diesmal von ihm abbrechen Und nur vorerſt vom Herrn Pfarrer Jobs ſprechen, Denn dieſer war bei ſeiner Flucht, durch- aus So blutarm wie eine Kirchenmaus. 3. Er ſetzte tagtaͤglich ſeinen Wanderſtab weiter, Blieb aber dabei immer ruhig und heiter, Schlief ſanft und troͤſtere damit ſich: Der Himmel laͤßt die Seinen nicht im Stich. 4. Erſt beſuchte er auf der Reiſe hin und wieder Die Herren Geiſtlichen als ſeine Amtsbruͤder, Aber faſt alle ſchickten ihn ohn Geld und Koſt fort, Bloß mit einem geiſtlichen Troſtwort. 5. Drum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/130
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/130>, abgerufen am 25.04.2024.