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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Nachtsturm braust
Im Walde der Scheitel.
Es schüttelt den Grauen, und heult in den Grotten
Des tausendjährigen Stamms.
Die Linde verbeugt sich. Es spaltet die Pappel.
Die Ulme zerschillt.
Die schwankende Tann' entwurzelt der Orkan,
Und schleudert sie nieder ins sandige Thal.
Baum Gottes, du stehst.
Baum Gottes, es grüsst
Dein Wipfel die Sterne.
Es webte die Wurzeln
Dein Schöpfer die Rippen der Erde hindurch.
Mag heulen der Orkan! Mag prasseln der Donner!
Mag zucken der rothe kreuzende Blitz!
Dir bricht sich der Orkan. Dir schweigen die Donner.
Es kreuzen die schonenden Blitze vorbey.
"So sang ich und schwieg.
"Es neigte der Starke
"Den Gipfel. Mich dünkte,
"Als flistert's im Säuseln des Grauen mir zu:"
""Sey, Jüngling, dem Starken,
""Dem Festen sey gleich!""

Nachtsturm braust
Im Walde der Scheitel.
Es schüttelt den Grauen, und heult in den Grotten
Des tausendjährigen Stamms.
Die Linde verbeugt sich. Es spaltet die Pappel.
Die Ulme zerschillt.
Die schwankende Tann' entwurzelt der Orkan,
Und schleudert sie nieder ins sandige Thal.
Baum Gottes, du stehst.
Baum Gottes, es grüſst
Dein Wipfel die Sterne.
Es webte die Wurzeln
Dein Schöpfer die Rippen der Erde hindurch.
Mag heulen der Orkan! Mag prasseln der Donner!
Mag zucken der rothe kreuzende Blitz!
Dir bricht sich der Orkan. Dir schweigen die Donner.
Es kreuzen die schonenden Blitze vorbey.
„So sang ich und schwieg.
„Es neigte der Starke
„Den Gipfel. Mich dünkte,
„Als flistert's im Säuseln des Grauen mir zu:“
„„Sey, Jüngling, dem Starken,
„„Dem Festen sey gleich!““

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[149/0191] Nachtsturm braust Im Walde der Scheitel. Es schüttelt den Grauen, und heult in den Grotten Des tausendjährigen Stamms. Die Linde verbeugt sich. Es spaltet die Pappel. Die Ulme zerschillt. Die schwankende Tann' entwurzelt der Orkan, Und schleudert sie nieder ins sandige Thal. Baum Gottes, du stehst. Baum Gottes, es grüſst Dein Wipfel die Sterne. Es webte die Wurzeln Dein Schöpfer die Rippen der Erde hindurch. Mag heulen der Orkan! Mag prasseln der Donner! Mag zucken der rothe kreuzende Blitz! Dir bricht sich der Orkan. Dir schweigen die Donner. Es kreuzen die schonenden Blitze vorbey. „So sang ich und schwieg. „Es neigte der Starke „Den Gipfel. Mich dünkte, „Als flistert's im Säuseln des Grauen mir zu:“ „„Sey, Jüngling, dem Starken, „„Dem Festen sey gleich!““

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/191>, abgerufen am 23.04.2024.