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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Meine Ida, wie ist dir? Umnachten dich Schatten
der Schwermuth?
Schüttert Fieberwuth deinen zu zärtlichen
Bau?
Schwermuth mag nicht haften an meiner unsträf-
lichen Ida
Himmellauterem Sinn. Krankheit, dein feind-
licher Arm
Schüttert schonungslos die Feste des edelsten Mäd-
chens --
Meine Ida, du sinkst? Lehne dich, Theure,
an mich!
Also lehnt an den Stab die wettergegeisselte
Nelke.
Wilder wüthet der Sturm, wilder der Re-
gen. Der Stab
Sinkt, und mit ihm sinkt die schönste der Blumen.
Gebrochen
Liegt sie am Boden. Der Wind streuet die
Blätter umher.
Also liegt und schmachtet mein herrliches Mädchen.
Der Locken
Ringelnde Füll' umströmt hüllend die stei-
gende Brust.
Mit dem Steigen des Schwanenbusens steiget die
Decke.
Wie das Täubchen im Hayn, girret ihr kuss-
licher Mund.

Meine Ida, wie ist dir? Umnachten dich Schatten
der Schwermuth?
Schüttert Fieberwuth deinen zu zärtlichen
Bau?
Schwermuth mag nicht haften an meiner unsträf-
lichen Ida
Himmellauterem Sinn. Krankheit, dein feind-
licher Arm
Schüttert schonungslos die Feste des edelsten Mäd-
chens —
Meine Ida, du sinkst? Lehne dich, Theure,
an mich!
Also lehnt an den Stab die wettergegeiſselte
Nelke.
Wilder wüthet der Sturm, wilder der Re-
gen. Der Stab
Sinkt, und mit ihm sinkt die schönste der Blumen.
Gebrochen
Liegt sie am Boden. Der Wind streuet die
Blätter umher.
Also liegt und schmachtet mein herrliches Mädchen.
Der Locken
Ringelnde Füll' umströmt hüllend die stei-
gende Brust.
Mit dem Steigen des Schwanenbusens steiget die
Decke.
Wie das Täubchen im Hayn, girret ihr kuſs-
licher Mund.

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[286/0332] Meine Ida, wie ist dir? Umnachten dich Schatten der Schwermuth? Schüttert Fieberwuth deinen zu zärtlichen Bau? Schwermuth mag nicht haften an meiner unsträf- lichen Ida Himmellauterem Sinn. Krankheit, dein feind- licher Arm Schüttert schonungslos die Feste des edelsten Mäd- chens — Meine Ida, du sinkst? Lehne dich, Theure, an mich! Also lehnt an den Stab die wettergegeiſselte Nelke. Wilder wüthet der Sturm, wilder der Re- gen. Der Stab Sinkt, und mit ihm sinkt die schönste der Blumen. Gebrochen Liegt sie am Boden. Der Wind streuet die Blätter umher. Also liegt und schmachtet mein herrliches Mädchen. Der Locken Ringelnde Füll' umströmt hüllend die stei- gende Brust. Mit dem Steigen des Schwanenbusens steiget die Decke. Wie das Täubchen im Hayn, girret ihr kuſs- licher Mund.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/332>, abgerufen am 18.04.2024.