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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Wer so durch manche mühevolle Jahre
Des Wohlthuns Lust in vollen Zügen trinkt,
Und endlich thatensatt und in schneeweissem Haare
Zufrieden in die Grube sinkt --
So wandelt' einst auf ruhmumstrahlten Pfaden
Aristides die hohe Bahn hinab;
So sank er allbeweint, an deinen Ulmgestaden,
Ilyssus, in sein duftend Grab.
So stand, umschwemmt von der Verderbniss
Fluthen,
Gleich fern von Sklaverey und Tyranney,
Roms Cato fest und stark, dem Wahren und dem
Guten
Und hoher Vätertugend treu.
So standst du, Trefflicher, seit funfzig Jahren,
Durch Weisheit gross, und gross durch Thatenkraft;
So stehst du noch, umkränzt mit silberweissen
Haaren,
Hochfreudig noch und unerschlafft.
Es huldigt dir die Unschuld, die du schütztest;
Es feyert dich das nie gebogne Recht.
Es ehrt die Bosheit dich, die du zu Boden blitztest,
Und nennt dich knirschend recht und schlecht.

K 2
Wer so durch manche mühevolle Jahre
Des Wohlthuns Lust in vollen Zügen trinkt,
Und endlich thatensatt und in schneeweissem Haare
Zufrieden in die Grube sinkt —
So wandelt' einst auf ruhmumstrahlten Pfaden
Aristides die hohe Bahn hinab;
So sank er allbeweint, an deinen Ulmgestaden,
Ilyssus, in sein duftend Grab.
So stand, umschwemmt von der Verderbniss
Fluthen,
Gleich fern von Sklaverey und Tyranney,
Roms Cato fest und stark, dem Wahren und dem
Guten
Und hoher Vätertugend treu.
So standst du, Trefflicher, seit funfzig Jahren,
Durch Weisheit gross, und gross durch Thatenkraft;
So stehst du noch, umkränzt mit silberweissen
Haaren,
Hochfreudig noch und unerschlafft.
Es huldigt dir die Unschuld, die du schütztest;
Es feyert dich das nie gebogne Recht.
Es ehrt die Bosheit dich, die du zu Boden blitztest,
Und nennt dich knirschend recht und schlecht.

K 2
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[147/0163] Wer so durch manche mühevolle Jahre Des Wohlthuns Lust in vollen Zügen trinkt, Und endlich thatensatt und in schneeweissem Haare Zufrieden in die Grube sinkt — So wandelt' einst auf ruhmumstrahlten Pfaden Aristides die hohe Bahn hinab; So sank er allbeweint, an deinen Ulmgestaden, Ilyssus, in sein duftend Grab. So stand, umschwemmt von der Verderbniss Fluthen, Gleich fern von Sklaverey und Tyranney, Roms Cato fest und stark, dem Wahren und dem Guten Und hoher Vätertugend treu. So standst du, Trefflicher, seit funfzig Jahren, Durch Weisheit gross, und gross durch Thatenkraft; So stehst du noch, umkränzt mit silberweissen Haaren, Hochfreudig noch und unerschlafft. Es huldigt dir die Unschuld, die du schütztest; Es feyert dich das nie gebogne Recht. Es ehrt die Bosheit dich, die du zu Boden blitztest, Und nennt dich knirschend recht und schlecht. K 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/163>, abgerufen am 25.04.2024.