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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
Doppelpflug Fig. 48, 114.8, resp. 77.8 Kilogr. Werden mehr als zwei Pflugkörper
zu einem Ganzen verbunden -- vorausgesetzt, daß die Pflugkörper nicht wie bei den
[Abbildung] Fig. 48.

"Union" Doppelfurchenpflug von J. & F. Howard. -- Marke
OBU mit Furchenrad, Steuerung, verstellbarem Grindel und schmiedeeiserner
Griessäule. Gewicht 190 Kilogr., Preis 260 Mark, 130 fl.

mehrscharigen Saat-
pflügen in schwächeren
Dimensionen aus-
geführt werden --
so reicht die Kraft
der Zugthiere zur
Fortbewegung nicht
mehr aus, an ihre
Stelle tritt dann die
Dampfkraft.

4. Die Bodenlockerungsgeräthe.

Die Zahl der Bodenlockerungsgeräthe, welche gewöhnlich unter dem allgemeinen,
aber ebenso unbestimmten Ausdrucke Cultivatoren zusammengefaßt werden, ist eine
sehr große. Viele derselben verdanken dem Bestreben an die Stelle des Pfluges oder
Hakens ein der Zeit nach leistungsfähigeres Geräth zu setzen, ihre Entstehung. Um
eine Uebersicht zu gewinnen, dürfte es am zweckmäßigsten sein, diese Geräthe, welche
alle den gemeinsamen Zweck verfolgen, den Boden zu lockern ohne ihn zu wenden,
nach der Tiefe, in welcher sie in den Boden eindringen, wie folgt zu gruppiren 1):
1. Schälpflüge, 2. Scarificatoren, 3. Exstirpatoren, 4. Grubber, 5. Wühler.

1. Die Schälpflüge finden am Continente eine nur geringe Anwendung,
um so gebräuchlicher sind sie auf den britischen Inseln. Dieselben werden verwendet
zum 5--8 Cm. seichten Abschälen der vergrasten oder mit Wurzelunkräutern durch-
wachsenen Bodendecke, zum vorläufigen Abschälen der Klee- und auch Getreidestoppeln
(eine Arbeit, die gegenwärtig viel häufiger durch das am Pfluge angebrachte Vor-
schar [Skim] vollführt wird), zur Gewinnung von Rasenstücken, zum Abschneiden
von Erdplaggen für das Bodenbrennen etc. Um diese Arbeit zu verrichten, besitzen
die Schälpflüge, welche mit keinem Streichbrette versehen sind, eine oder mehrere
flache Schneideklingen, welche meistens an einem gewöhnlichen Pfluggestelle befestigt
sind. Durch Weglassung des Streichbrettes und Anbringung eines 35--40 Cm.
langen Zungenschares läßt sich jeder Pflug leicht in einen Schälpflug umwandeln. Es
ist dann nicht nothwendig das Inventar der Wirthschaft mit einem besondern

1) Diese Eintheilung und die Unterscheidung der in Rede stehenden zur Saatvorbereitung
verwendeten Bodenlockerungsgeräthe von jenen, welche zur Reihencultur während des Wachs-
thumes der Pflanzen benützt werden, kann nicht strenge aufrecht erhalten werden, da nicht nur
mannigfaltige Uebergangsformen des einen Geräthes in das andere vorkommen, sondern
auch viele Geräthe durch Einsetzen verschiedener arbeitender Theile auf die mannigfachste
Weise benützt werden können. So kann z. B. der Universal Cultivator von R. Sack--Plag-
witz, Leipzig nicht nur als Exstirpator, sondern auch als Pferdehacke, als Häufelpflug etc. ver-
wendet werden.

Allgemeine Ackerbaulehre.
Doppelpflug Fig. 48, 114.8, reſp. 77.8 Kilogr. Werden mehr als zwei Pflugkörper
zu einem Ganzen verbunden — vorausgeſetzt, daß die Pflugkörper nicht wie bei den
[Abbildung] Fig. 48.

„Union“ Doppelfurchenpflug von J. & F. Howard. — Marke
OBU mit Furchenrad, Steuerung, verſtellbarem Grindel und ſchmiedeeiſerner
Griesſäule. Gewicht 190 Kilogr., Preis 260 Mark, 130 fl.

mehrſcharigen Saat-
pflügen in ſchwächeren
Dimenſionen aus-
geführt werden —
ſo reicht die Kraft
der Zugthiere zur
Fortbewegung nicht
mehr aus, an ihre
Stelle tritt dann die
Dampfkraft.

4. Die Bodenlockerungsgeräthe.

Die Zahl der Bodenlockerungsgeräthe, welche gewöhnlich unter dem allgemeinen,
aber ebenſo unbeſtimmten Ausdrucke Cultivatoren zuſammengefaßt werden, iſt eine
ſehr große. Viele derſelben verdanken dem Beſtreben an die Stelle des Pfluges oder
Hakens ein der Zeit nach leiſtungsfähigeres Geräth zu ſetzen, ihre Entſtehung. Um
eine Ueberſicht zu gewinnen, dürfte es am zweckmäßigſten ſein, dieſe Geräthe, welche
alle den gemeinſamen Zweck verfolgen, den Boden zu lockern ohne ihn zu wenden,
nach der Tiefe, in welcher ſie in den Boden eindringen, wie folgt zu gruppiren 1):
1. Schälpflüge, 2. Scarificatoren, 3. Exſtirpatoren, 4. Grubber, 5. Wühler.

1. Die Schälpflüge finden am Continente eine nur geringe Anwendung,
um ſo gebräuchlicher ſind ſie auf den britiſchen Inſeln. Dieſelben werden verwendet
zum 5—8 Cm. ſeichten Abſchälen der vergraſten oder mit Wurzelunkräutern durch-
wachſenen Bodendecke, zum vorläufigen Abſchälen der Klee- und auch Getreideſtoppeln
(eine Arbeit, die gegenwärtig viel häufiger durch das am Pfluge angebrachte Vor-
ſchar [Skim] vollführt wird), zur Gewinnung von Raſenſtücken, zum Abſchneiden
von Erdplaggen für das Bodenbrennen ꝛc. Um dieſe Arbeit zu verrichten, beſitzen
die Schälpflüge, welche mit keinem Streichbrette verſehen ſind, eine oder mehrere
flache Schneideklingen, welche meiſtens an einem gewöhnlichen Pfluggeſtelle befeſtigt
ſind. Durch Weglaſſung des Streichbrettes und Anbringung eines 35—40 Cm.
langen Zungenſchares läßt ſich jeder Pflug leicht in einen Schälpflug umwandeln. Es
iſt dann nicht nothwendig das Inventar der Wirthſchaft mit einem beſondern

1) Dieſe Eintheilung und die Unterſcheidung der in Rede ſtehenden zur Saatvorbereitung
verwendeten Bodenlockerungsgeräthe von jenen, welche zur Reihencultur während des Wachs-
thumes der Pflanzen benützt werden, kann nicht ſtrenge aufrecht erhalten werden, da nicht nur
mannigfaltige Uebergangsformen des einen Geräthes in das andere vorkommen, ſondern
auch viele Geräthe durch Einſetzen verſchiedener arbeitender Theile auf die mannigfachſte
Weiſe benützt werden können. So kann z. B. der Univerſal Cultivator von R. Sack—Plag-
witz, Leipzig nicht nur als Exſtirpator, ſondern auch als Pferdehacke, als Häufelpflug ꝛc. ver-
wendet werden.
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[116/0134] Allgemeine Ackerbaulehre. Doppelpflug Fig. 48, 114.8, reſp. 77.8 Kilogr. Werden mehr als zwei Pflugkörper zu einem Ganzen verbunden — vorausgeſetzt, daß die Pflugkörper nicht wie bei den [Abbildung Fig. 48. „Union“ Doppelfurchenpflug von J. & F. Howard. — Marke OBU mit Furchenrad, Steuerung, verſtellbarem Grindel und ſchmiedeeiſerner Griesſäule. Gewicht 190 Kilogr., Preis 260 Mark, 130 fl.] mehrſcharigen Saat- pflügen in ſchwächeren Dimenſionen aus- geführt werden — ſo reicht die Kraft der Zugthiere zur Fortbewegung nicht mehr aus, an ihre Stelle tritt dann die Dampfkraft. 4. Die Bodenlockerungsgeräthe. Die Zahl der Bodenlockerungsgeräthe, welche gewöhnlich unter dem allgemeinen, aber ebenſo unbeſtimmten Ausdrucke Cultivatoren zuſammengefaßt werden, iſt eine ſehr große. Viele derſelben verdanken dem Beſtreben an die Stelle des Pfluges oder Hakens ein der Zeit nach leiſtungsfähigeres Geräth zu ſetzen, ihre Entſtehung. Um eine Ueberſicht zu gewinnen, dürfte es am zweckmäßigſten ſein, dieſe Geräthe, welche alle den gemeinſamen Zweck verfolgen, den Boden zu lockern ohne ihn zu wenden, nach der Tiefe, in welcher ſie in den Boden eindringen, wie folgt zu gruppiren 1): 1. Schälpflüge, 2. Scarificatoren, 3. Exſtirpatoren, 4. Grubber, 5. Wühler. 1. Die Schälpflüge finden am Continente eine nur geringe Anwendung, um ſo gebräuchlicher ſind ſie auf den britiſchen Inſeln. Dieſelben werden verwendet zum 5—8 Cm. ſeichten Abſchälen der vergraſten oder mit Wurzelunkräutern durch- wachſenen Bodendecke, zum vorläufigen Abſchälen der Klee- und auch Getreideſtoppeln (eine Arbeit, die gegenwärtig viel häufiger durch das am Pfluge angebrachte Vor- ſchar [Skim] vollführt wird), zur Gewinnung von Raſenſtücken, zum Abſchneiden von Erdplaggen für das Bodenbrennen ꝛc. Um dieſe Arbeit zu verrichten, beſitzen die Schälpflüge, welche mit keinem Streichbrette verſehen ſind, eine oder mehrere flache Schneideklingen, welche meiſtens an einem gewöhnlichen Pfluggeſtelle befeſtigt ſind. Durch Weglaſſung des Streichbrettes und Anbringung eines 35—40 Cm. langen Zungenſchares läßt ſich jeder Pflug leicht in einen Schälpflug umwandeln. Es iſt dann nicht nothwendig das Inventar der Wirthſchaft mit einem beſondern 1) Dieſe Eintheilung und die Unterſcheidung der in Rede ſtehenden zur Saatvorbereitung verwendeten Bodenlockerungsgeräthe von jenen, welche zur Reihencultur während des Wachs- thumes der Pflanzen benützt werden, kann nicht ſtrenge aufrecht erhalten werden, da nicht nur mannigfaltige Uebergangsformen des einen Geräthes in das andere vorkommen, ſondern auch viele Geräthe durch Einſetzen verſchiedener arbeitender Theile auf die mannigfachſte Weiſe benützt werden können. So kann z. B. der Univerſal Cultivator von R. Sack—Plag- witz, Leipzig nicht nur als Exſtirpator, ſondern auch als Pferdehacke, als Häufelpflug ꝛc. ver- wendet werden.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/134>, abgerufen am 24.04.2024.