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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
8.43--37.84 % Kali und 3.46--10.74 % Phosphorsäure 1). Am kalireichsten ist
die Asche von Laubhölzern, besonders die Lindenholzasche. Die Asche kann entweder
unmittelbar (30--35 Hectoliter per Hectare) auf das Feld oder die Wiese aus-
gestreut oder auch als willkommenes Material auf den Composthaufen gegeben
werden.

Von viel geringerem Werthe als die Holzasche ist die Asche von Torf, Braun-
oder Steinkohlen, welche in der Hauptsache aus kohlensaurem, schwefelsaurem Kalk,
Thonerde und Eisenoxyd besteht. Bei ihrem geringen Gehalte an Kali und Phosphor-
säure beruht ihr Einfluß nur auf einer Lockerung des Bodens.

Seit (1861) der fabriksmäßigen Verarbeitung der kalireichen Abraumsalze
des Steinsalzlagers zu Staßfurt-Leopoldshall stehen dem Landwirthe weitere unschätz-
bare Kalidünger zur Verfügung. Nachdem sich das rohe Abraumsalz, welches das
Hangende des dortigen Steinsalzlagers bildet, wegen seines Gehaltes an Chlor-
magnesium -- einem auf die Pflanzenvegetation nachtheilig einwirkenden Salze --
für die Düngung als ungeeignet herausstellte, verarbeiten gegenwärtig 33 Fabriken, von
welchen die bekanntesten jene von Dr. A. Frank, Vorster & Grüneberg, N. F. Loefaß,
vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall etc. sind, das Abraumsalz auf verschiedene
Verbindungen, welche vorzügliche Kalidünger abgeben.

Die Hauptbestandtheile der Abraumsalze sind der Carnallit (wasserhaltiges
Chlorkalium mit Chlormagnesium) und der Kieserit (wasserhaltige, schwefelsaure
Magnesia) welche mit Schichten von mehr oder weniger reinem Steinsalz wechsel-
lagern. Daneben finden sich noch als secundäre Bildungen in mächtigen, bauwürdigen
Lagern Kainit (wasserhaltige schwefelsaure Kali-Magnesia mit Chlor-Magesium) und
in einzelnen Drusen Sylvin (Chlorkalium). Außerdem durch das ganze Lager ver-
theilt Boracit, (saure borsaure Magnesia mit Chlor-Magnesium), Tachydrit, Anhydrit
und Astrakanit. Außer dem Staßfurtervorkommen werden seit 1869 auch in Kalucz-
Galizien mächtige Lager von Syloin und Kainit auf Kalidüngersalze ausgebeutet.

Als Düngemittel werden von den Staßfurter Düngerfabriken folgende Ver-
bindungen den Landwirthen angeboten:

[Tabelle]
2)

1) E. Heiden, Düngerlehre II. S. 231.
2) Nach der Preisliste der vereinigten chemischen Fabriken in Leopoldshall--Staßfurt.
Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 13

Die Düngung.
8.43—37.84 % Kali und 3.46—10.74 % Phosphorſäure 1). Am kalireichſten iſt
die Aſche von Laubhölzern, beſonders die Lindenholzaſche. Die Aſche kann entweder
unmittelbar (30—35 Hectoliter per Hectare) auf das Feld oder die Wieſe aus-
geſtreut oder auch als willkommenes Material auf den Compoſthaufen gegeben
werden.

Von viel geringerem Werthe als die Holzaſche iſt die Aſche von Torf, Braun-
oder Steinkohlen, welche in der Hauptſache aus kohlenſaurem, ſchwefelſaurem Kalk,
Thonerde und Eiſenoxyd beſteht. Bei ihrem geringen Gehalte an Kali und Phosphor-
ſäure beruht ihr Einfluß nur auf einer Lockerung des Bodens.

Seit (1861) der fabriksmäßigen Verarbeitung der kalireichen Abraumſalze
des Steinſalzlagers zu Staßfurt-Leopoldshall ſtehen dem Landwirthe weitere unſchätz-
bare Kalidünger zur Verfügung. Nachdem ſich das rohe Abraumſalz, welches das
Hangende des dortigen Steinſalzlagers bildet, wegen ſeines Gehaltes an Chlor-
magneſium — einem auf die Pflanzenvegetation nachtheilig einwirkenden Salze —
für die Düngung als ungeeignet herausſtellte, verarbeiten gegenwärtig 33 Fabriken, von
welchen die bekannteſten jene von Dr. A. Frank, Vorſter & Grüneberg, N. F. Loefaß,
vereinigte chemiſche Fabriken zu Leopoldshall ꝛc. ſind, das Abraumſalz auf verſchiedene
Verbindungen, welche vorzügliche Kalidünger abgeben.

Die Hauptbeſtandtheile der Abraumſalze ſind der Carnallit (waſſerhaltiges
Chlorkalium mit Chlormagneſium) und der Kieſerit (waſſerhaltige, ſchwefelſaure
Magneſia) welche mit Schichten von mehr oder weniger reinem Steinſalz wechſel-
lagern. Daneben finden ſich noch als ſecundäre Bildungen in mächtigen, bauwürdigen
Lagern Kainit (waſſerhaltige ſchwefelſaure Kali-Magneſia mit Chlor-Mageſium) und
in einzelnen Druſen Sylvin (Chlorkalium). Außerdem durch das ganze Lager ver-
theilt Boracit, (ſaure borſaure Magneſia mit Chlor-Magneſium), Tachydrit, Anhydrit
und Aſtrakanit. Außer dem Staßfurtervorkommen werden ſeit 1869 auch in Kalucz-
Galizien mächtige Lager von Syloin und Kainit auf Kalidüngerſalze ausgebeutet.

Als Düngemittel werden von den Staßfurter Düngerfabriken folgende Ver-
bindungen den Landwirthen angeboten:

[Tabelle]
2)

1) E. Heiden, Düngerlehre II. S. 231.
2) Nach der Preisliſte der vereinigten chemiſchen Fabriken in Leopoldshall—Staßfurt.
Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 13
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[193/0211] Die Düngung. 8.43—37.84 % Kali und 3.46—10.74 % Phosphorſäure 1). Am kalireichſten iſt die Aſche von Laubhölzern, beſonders die Lindenholzaſche. Die Aſche kann entweder unmittelbar (30—35 Hectoliter per Hectare) auf das Feld oder die Wieſe aus- geſtreut oder auch als willkommenes Material auf den Compoſthaufen gegeben werden. Von viel geringerem Werthe als die Holzaſche iſt die Aſche von Torf, Braun- oder Steinkohlen, welche in der Hauptſache aus kohlenſaurem, ſchwefelſaurem Kalk, Thonerde und Eiſenoxyd beſteht. Bei ihrem geringen Gehalte an Kali und Phosphor- ſäure beruht ihr Einfluß nur auf einer Lockerung des Bodens. Seit (1861) der fabriksmäßigen Verarbeitung der kalireichen Abraumſalze des Steinſalzlagers zu Staßfurt-Leopoldshall ſtehen dem Landwirthe weitere unſchätz- bare Kalidünger zur Verfügung. Nachdem ſich das rohe Abraumſalz, welches das Hangende des dortigen Steinſalzlagers bildet, wegen ſeines Gehaltes an Chlor- magneſium — einem auf die Pflanzenvegetation nachtheilig einwirkenden Salze — für die Düngung als ungeeignet herausſtellte, verarbeiten gegenwärtig 33 Fabriken, von welchen die bekannteſten jene von Dr. A. Frank, Vorſter & Grüneberg, N. F. Loefaß, vereinigte chemiſche Fabriken zu Leopoldshall ꝛc. ſind, das Abraumſalz auf verſchiedene Verbindungen, welche vorzügliche Kalidünger abgeben. Die Hauptbeſtandtheile der Abraumſalze ſind der Carnallit (waſſerhaltiges Chlorkalium mit Chlormagneſium) und der Kieſerit (waſſerhaltige, ſchwefelſaure Magneſia) welche mit Schichten von mehr oder weniger reinem Steinſalz wechſel- lagern. Daneben finden ſich noch als ſecundäre Bildungen in mächtigen, bauwürdigen Lagern Kainit (waſſerhaltige ſchwefelſaure Kali-Magneſia mit Chlor-Mageſium) und in einzelnen Druſen Sylvin (Chlorkalium). Außerdem durch das ganze Lager ver- theilt Boracit, (ſaure borſaure Magneſia mit Chlor-Magneſium), Tachydrit, Anhydrit und Aſtrakanit. Außer dem Staßfurtervorkommen werden ſeit 1869 auch in Kalucz- Galizien mächtige Lager von Syloin und Kainit auf Kalidüngerſalze ausgebeutet. Als Düngemittel werden von den Staßfurter Düngerfabriken folgende Ver- bindungen den Landwirthen angeboten: 2) 1) E. Heiden, Düngerlehre II. S. 231. 2) Nach der Preisliſte der vereinigten chemiſchen Fabriken in Leopoldshall—Staßfurt. Krafft, Lehrb. d. Landw. I. 13

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/211>, abgerufen am 25.04.2024.